Wolfsburg. Wer es bei Volkswagen weit nach oben geschafft hat, der muss im Alter nicht darben. Die Pensionäre dürfen sich über hohe Alterseinkünfte freuen.

Wenn Volkswagen seinen Geschäftsbericht vorlegt, dann ist die genauere Lektüre eher etwas für Menschen vom Fach. Das Zahlenwerk ist kompliziert und die Begrifflichkeiten sind grundsätzlich erklärungsbedürftig für Laien.

Ein Kapitel aber sorgt Jahr für Jahr zuverlässig für Schlagzeilen, die jeder versteht. Es geht um den Vergütungsbericht, der aufschlüsselt, was aktive und ehemalige Vorstandsmitglieder und auch die Aufsichtsräte verdienen.

So setzt sich die Vergütung von VW-Führungskräften zusammen

Manch einer im für Rundumversorgung bekannten Volkswagen-Kosmos reibt sich dann doch noch mal verwundert die Augen ob der Vollkasko-Versorgung für die zweifellos viel Verantwortung tragenden Führungskräfte. Sie besteht aus einem festen Grundgehalt und variablen Vergütungsbestandteilen wie dem Jahresbonus und dem Langzeitbonus. Hinzu kommen Versorgungsaufwendungen.

Am Ende steht eine Zahl: die Gesamtvergütung inklusive der Versorgungsaufwendungen. Und genau diese Zahl sorgt jedes Jahr aufs Neue für erregte Debatten. Dabei geht es weniger um das Einkommen der aktiven Managerinnen und Manager. Für Kopfschütteln sorgt eher das, was die kürzlich oder schon vor längerer Zeit ausgeschiedenen Führungskräfte bekommen.

Einzelaufschlüsselung ehemaliger VW-Führungskräfte

So erhält Herbert Diess, bis Ende August Vorstandsvorsitzender des Konzerns, inklusive seiner Versorgungsaufwendungen knapp 8 Millionen Euro und damit mehr als sein Nachfolger Oliver Blume.

Herbert Diess, damals Vorstandsvorsitzender von Volkswagen. (Archivbild)
Herbert Diess, damals Vorstandsvorsitzender von Volkswagen. (Archivbild) © dpa | Sven Hoppe

Hiltrud Dorothea Werner, deren Dienstzeit als Vorständin für Integrität und Recht bereits Ende Januar 2022 endete, erhielt rund 580.000 Euro überwiesen plus 2,5 Millionen aus dem Langzeitbonus. Auch ehemalige Führungskräfte, die schon länger nicht mehr für das Unternehmen tätig sind, bekommen zum Teil hohe Jahresbeträge, die sich aus den Pensionszusagen und Langzeitboni zusammensetzen. So erhielt Diess-Vorgänger Matthias Müller, der bis Frühjahr 2018 Vorstandschef war, für das Vorjahr knapp 7,2 Millionen Euro.

Martin Winterkorn, der 2015 bei Bekanntwerden des Abgasbetruges zurückgetreten war, erhielt aus Pensionszusagen und Nebenleistungen (die betrugen knapp 29.000 Euro) einen Betrag von 1,2 Millionen Euro. Horst Neumann, zu Winterkorns Zeiten Konzern-Personalvorstand und 2016 ausgeschieden, erhält für das vergangene Jahr knapp 700.000 Euro, zum weit überwiegenden Teil aus Pensionszusagen.

Sein Nachfolger Karlheinz Blessing, der bereits im Frühjahr 2018 wieder gehen musste, erhielt für 2022 rund 3 Millionen Euro. Größter Posten neben den Pensionszusagen war bei ihm ein Anteil von 2,8 Millionen Euro aus dem Langzeitbonus aus dem Performance Shar Plan für die Periode 2019 bis 2021.

Hohe Entlassungsentschädigung für Rentschler

Andreas Rentschler, zuletzt Chef der Traton Group, gehört zu den Spitzenverdienern unter den Pensionären. 5,57 Millionen Euro flossen auf sein Konto, zu annähernd gleichen Teilen gespeist durch den Anteil aus dem Langzeitbonus und einer Entlassungsentschädigung in Höhe von gut 2,5 Millionen Euro.

Auch Francisco Javier Garcia Sanz, über zwei Jahrzehnte Beschaffungsvorstand, kam im Vorjahr auf ein Einkommen von knapp 2 Millionen Euro. Er erhält neben der 700.000 Euro übersteigenden Pensionszusage und der Langzeitboni auch noch Nebenleistungen von rund 25.000 Euro. Weitere ehemalige Vorstände wie der heutige Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch (knapp 863.000 Euro) oder Michael Macht (761.000 Euro) tauchen ebenso in der Liste auf wie Christine Hohmann-Dennhardt, die nach nur einem Jahr als Compliance-Vorstandsfrau mit einer hohen Abfindung von über 12 Millionen Euro sowie einer Pensionszusage wieder gehen musste, und sich im Vorjahr immerhin noch über 144.000 Euro freuen durfte.

Thomas Schäfers Gehalt 2022 fällt vergleichsweise bescheiden aus

Das aktive Management ist ein Klub der Millionäre, was ganz und gar normal ist in großen Unternehmen. Vorstandschef Oliver Blume, der ja auch noch Porsche in Personalunion führt, erhält inklusive der Pensionszusagen von Volkswagen 7,4 Millionen Euro für 2022. Nur knapp dahinter liegt Personalvorstand Gunnar Kilian mit knapp 6,9 Millionen Euro Gesamtvergütung.

Vergleichsweise bescheiden fällt das Gehalt von VW-Marken- und Volumengruppenchef Thomas Schäfer aus, der seine Posten im Sommer des Vorjahres angetreten hat und eine der schwersten operativen Aufgaben zu meistern hat. Er kommt auf rund 2,3 Millionen Euro.

Die Faktoren für die Manager-Boni sind kompliziert und orientieren sich an verschiedenen Zielwerten, zu denen natürlich auch der Aktienkurs zählt. Die Top-Leute haben über Aktienzuteilungen sogar ein hohes persönliches Interesse daran, für eine gute Börsen-Performance zu sorgen. Allein für die gelungene Börsenplatzierung von Porsche erhielt Vorstandschef Blume zusätzlich eine Prämie. Auch im Aufsichtsrat fließt viel Geld. Davon profitiert dann auch die IG Metall. Denn deren Mitglieder im Kontrollgremium müssen den weit überwiegenden Teil ihrer Tantiemen nach Frankfurt am Main auf das Konto der Bundeszentrale überweisen.

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