Wolfsburg/Stuttgart. Während die Branche vor ungewissen Zeiten steht, will der Sportwagenhersteller weiter expandieren - und für Frauen noch attraktiver werden.

Man merkt es den Verantwortlichen bei Volkswagen in Wolfsburg an. Sie würden in den Tagen vor Beginn des Werksurlaubes gerne richtig gute Stimmung verbreiten. Genauer: Sie würden gerne ankündigen, dass in der zweiten Jahreshälfte alles planbarer und besser wird. Doch sowohl Betriebsratschefin Daniela Cavallo als auch Thomas Schäfer, der neue Chef der Volumengruppe, müssen ihre Prognosen immer wieder relativieren. Es gibt einfach zu viele Unwägbarkeiten und Risiken, die eben nicht exakt vorhersehbar sind. Wie wohltuend selbstbewusst und rundherum positiv klingen doch da die Botschaften, die das Porsche-Management aussendet. Krise hin oder her: Luxus geht immer, lautet das Credo aus Zuffenhausen.

Die Tochter macht sich fein für den Börsengang

Porsche-Vorstandschef Oliver Blume und sein Finanzvorstand Lutz Meschke verbreiteten anlässlich eines Capital Markets Day im Forschungs- und Entwicklungszentrum des Unternehmens in Weissach allerbeste Stimmung. Kein Wunder: Die Renditeperle des Volkswagen-Konzerns macht sich fein für den Börsengang. Die gute Laune basiert auf den guten Zahlen des vergangenen Jahres. Mehr als 300.000 Fahrzeuge wurden ausgeliefert und ein Konzernumsatz von 33,1 Milliarden Euro erzielt. Beides waren historische Höchstwerte für Porsche. Allein die Auslieferungen des Taycan haben sich mit 41.296 Einheiten im Jahr 2021 mehr als verdoppelt. Zugleich hat Porsche eine hohe Profitabilität erreicht: Das operative Konzernergebnis der Porsche AG stieg im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro (2020: 4,1 Milliarden Euro). Dies entsprach einer Umsatzrendite von 16 Prozent. Die Automobile EBITDA-Marge lag bei 24,5 Prozent, der Automobile Netto-Cashflow verbesserte sich auf fast 3,7 Milliarden Euro (2020: 2,2 Milliarden Euro). Im ersten Halbjahr 2022 verlief das Geschäft zwar etwas gedämpfter, aber wie gesagt: Luxus geht immer und Luxus in Verbindung mit E-Mobilität ist das Geschäft der Zukunft, versprechen die Porsche-Macher.

Mitten drin im „Sweet Spot“ der Automobilindustrie

Expertenstudien prognostizieren laut Porsche für den Luxusautomobilmarkt in den kommenden Jahren ein robustes Wachstum, wobei vor allem batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) und Sport Utility Vehicles (SUVs) die wichtigsten Wachstumstreiber sein sollen. Damit sei Porsche in Marktsegmenten aktiv, die auf signifikante Wachstumspotenziale für die Zukunft hinweisen.„Wir sind sehr gut aufgestellt, um von diesen Trends zu profitieren. Porsche ist ein führender Akteur auf dem Markt für sportliche SUV und im Segment der vollelektrischen Luxusautomobile“, sagte Finanzvorstand Meschke. Angesichts des sich elitär wähnenden Porsche-Klientels erreichen die Stuttgarter sogar schon eine kritische Absatzgröße, wenn es um Exklusivität geht. Die Volumenmarke Seat/Cupra beispielsweise verkauft nur knapp 200.000 Einheiten mehr. Geschadet hat es den Stuttgartern nicht. „Porsche ist eine globale und ikonische Luxusmarke. Wir sind 100 Prozent Sportwagen und 100 Prozent Luxus“, sagt Vorstandsvorsitzender Oliver Blume voller Stolz. Man befindet sich im „Sweet Spot“ der Automobilindustrie. Das heißt , dass man sich in der effektiven Zone bewege.

Das neue SUV wird in Leipzig gebaut

Blume ist so klug, dass er die großen Vorzüge der Verbindung mit Volkswagen nicht vergisst. „Gleichzeitig profitieren wir von den Skaleneffekten aus der Kooperation mit dem Volkswagen-Konzern. Daraus ergeben sich strukturelle Wachstumschancen für uns“, betonte Blume. Mit Leidenschaft für Design, Performance und höchste Qualität erfülle Porsche mehr denn je die Träume von Sportwagenfans in aller Welt. Blume kündigte an, die Produktpalette mittelfristig zu erweitern: „Wir planen, unser attraktives Portfolio um ein neues, vollelektrisches Luxus-SUV zu erweitern, das in Leipzig vom Band laufen wird. Damit werden wir unsere Position im automobilen Luxussegment weiter ausbauen. Wir zielen vor allem auf die margenstärkeren Segmente ab und wollen so neue Absatzchancen erschließen.“ Anders als die Kernmarke VW, dies sehr stark vom chinesischen Markt abhängig ist, ist der Porsche-Absatz ungleich stabiler verteilt: Europa, Nordamerika und China tragen etwa zu gleichen Teilen zu den Gesamtauslieferungen bei. Für die Zukunft rechnet Porsche mit einer tendenziell jüngeren und heterogeneren Klientel. Gleichzeitig dürfte der Anteil an Frauen unter den Porsche-Käufern steigen. Neben Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum setzt der Sportwagenhersteller bei seiner Expansion vor allem auf die USA und aufstrebende Märkte. Für das Gesamtjahr 2022 strebt das Unternehmen einen Umsatz in der Größenordnung von rund 38 bis 39 Milliarden Euro an. Dies basiert auf der Annahme weiterhin positiver Währungseffekte. Dem Ausblick liegt zudem die Annahme zugrunde, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht weiter verschlechtern und es auch zu keinen zusätzlichen Unterbrechungen der Lieferketten kommt. Ein bisschen relativieren müssen die Sunnyboys aus Stuttgart also auch.

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