Wolfsburg. VW ist unzufrieden mit den Leistungen der VfL-Kicker. Jetzt rückt ein Top-Manager ins Präsidium des Aufsichtsrates auf - und verlangt Änderungen.

Mitbestimmung schießt keine Tore – aber schön, wenn es sie auch im für eher raue Sitten bekannten Profifußball gibt. Die Volkswagen-Mitbestimmung gilt auch für die Beschäftigten der VfL Wolfsburg Fußball GmbH. Und auch im Präsidium des Aufsichtsrates der GmbH soll der Betriebsrat ein Wörtchen mitreden dürfen. In dem inzwischen fünfköpfigen Gremium ist dafür die Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo zuständig. Immer noch dabei ist auch ihr Vorgänger Bernd Osterloh, der nun Personalmanager bei der Lkw-Holding Traton SE in München ist. Neben Frank Witter und Hans Dieter Pötsch gehört nun auch VW-Einkaufsvorstand Murat Aksel dem Präsidium an. Ex-Finanzvorstand Witter ist Vorsitzender des Aufsichtsrates. Er ist auch der einzige, der selbst einmal auf höherem Niveau Fußball gespielt hat.

Der Konzernchef erwartet viel bessere Leistungen

Warum das Präsidium auf fünf Mitglieder aufgestockt wurde, kann nur gemutmaßt werden. Bekannt ist aber, dass Konzernchef Herbert Diess zuletzt immer wieder die Leistungen der Bundesligafußballer als ungenügend gegeißelt hat. Insbesondere gelte das angesichts der Tatsache, dass der Autobauer angeblich 150 Millionen Euro pro Jahr in seiner Kicker und Kickerinnen investiere. Die Investitionen rentierten sich allenfalls bei den sehr erfolgreichen Bundesligafußballerinnen, hatte Diess wiederholt moniert. Nun soll also auch Aksel dafür sorgen, dass ab der neuen Saison ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis erzielt wird. Was ihn befähigt, die im Profi-Fußball geltenden sehr speziellen Gepflogenheiten im Umgang mit Geld zu durchdringen, ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Das gilt mit Ausnahme von Witter und bedingt Osterloh aber auch für die übrigen Präsidiums- und Aufsichtsratsmitglieder. Anders etwa als beim FC Bayern München findet man in Wolfsburg keinen ehemaligen Profi in einem Kontrollgremium.

Viel Lob für die Fußballerinnen des VfL

In einer VW-Mitteilung zur Aksel-Personalie wird allerhand Fußball-Allerweltspoesie verbreitet. „Die Liebe zum Fußball begleitet mich seit meiner Kindheit. Auf dem Schulhof, auf dem Bolzplatz - wir haben eigentlich immer und überall gekickt. Als Erwachsener bin ich dann zwar vom Platz auf die Tribüne gewechselt – aber die Leidenschaft ist gleich geblieben“, wird Aksel darin zitiert. Auch gebe es jeden Menge Schnittstellen zwischen seinem Ressort und dem Fußball. Auffällig ist hingegen, dass der Einkaufs-Manager die Bestandsaufnahme seines Chefs Herbert Diess exakt wiederholt. Den Schwerpunkt legt er zunächst auf die Fußballerinnen. Die sollen übrigens als Zeichen des Respektes laut einer von Volkswagen unterstützten Kampagne nicht mehr als Frauenfußballerinnen bezeichnet werden. Aksel sagt: „Die zweite Jahreshälfte ist vollgepackt mit Highlights im nationalen und internationalen Fußball. Am 6. Juli startete die Fußball-Europameisterschaft der Frauen in England. Der VfL Wolfsburg ist hier mit 15 Spielerinnen in der deutschen, niederländischen, schwedischen und isländischen Nationalmannschaft vertreten. Das zeigt, wie stark unsere Wölfinnen in der letzten Saison performt haben. Für die neue Spielzeit wünsche ich mir, dass sie das Double wiederholen können. Das wäre stark.“

Neu-Trainer Kovac muss die Wende einläuten

Für das Team von Neu-Trainer Niko Kovac gibt es von Aksel hingegen einen klar formulierten Saisonauftrag: „Bei unseren Profifußballern wurden an einigen Stellen wichtige Weichen für eine erfolgreiche Saison gestellt. Das Ziel ist es, die Platzierung deutlich zu verbessern und wesentlich konstanter zu spielen als in der vergangenen Saison. Ich freue mich auf die neue Spielzeit und werde, wie bereits in der Vergangenheit, unsere Bundesligisten wann immer es mir möglich sein wird im Stadion anfeuern.“

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