Wolfsburg. Auch acht Wochen nach der Wolfssichtung in Heiligendorf steht die behördliche Wolfs-Bestätigung aus. Die Stadt gibt Bürgern Verhaltenstipps.

So lange, wie aus Hannover die offizielle Bestätigung nicht da ist, kann es auch ein Wolfshund oder etwas ähnliches gewesen sein. Auch zwei Monate nach der Wolfssichtung, die Landwirt Jens Berke auf einem Acker bei Heiligendorf per Foto dokumentiert hatte, steht die behördliche Attestierung durchs niedersächsische Wolfsbüro aus.

Um die bisher fehlende offizielle Bestätigung und eine Übersicht über die administrativen Abläufe zwischen Land und Kommune ging es bei einem Termin, zu dem das Rathaus eingeladen hatte. Zugegen waren Ordnungs- und Umweltdezernent Andreas Bauer, Vanessa Schulz vom Umweltamt und Kreisjägermeister Robert Glanz.

Stadt Wolfsburg will ihre Öffentlichkeitsarbeit beim Wolf verbessern

Man wolle die Öffentlichkeitsarbeit über den Wolf intensivieren, wie Stadtrat Bauer unterstrich. „Es gibt viele unterschiedliche Befindlichkeiten. Es ist ein emotionales Thema.“ Aus Sicht des Wolfsburger Ordnungsdezernenten sei das Thema „sehr stark hochstilisiert“. Nicht in Wolfsburg, aber anderswo. Die Kommune könne nur innerhalb ihrer Möglichkeiten agieren, hieß es. Die Federführung obliege dem Land mit ihrem Wolfsbüro, genauer dem NLWKN-Wolfsbüro. NLWKN steht für Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz.

Verwaltungswege per Präsentation aufgezeigt

In einer Präsentation, die am Donnerstag auch dem Umweltausschuss gezeigt wird, stellte das Umweltamt ausführlich Zuständigkeiten für den Wolf dar. Vanessa Schulz erläuterte, dass „jeder tote Wolf auf der Wolfsburger Autobahn“ in die Zuständigkeit der Unteren Naturschutzbehörde, also in den Kompetenzbereich vor Ort falle. Und auch im Falle illegaler Abschüsse wäre die UNB zuständig. Zu ihren Grenzen würde zählen, dass die UNB selbst keine Angaben zum hiesigen Wolfsbestand machen könne und nur bedingt Wolfsverhalten, zum Beispiel zu aggressiven Wölfen, beurteilen könne.

Anfang November 2023 begegnete Landwirt Jens Berke beim Rübenroden in Wolfsburg-Heiligendorf diesem Wolf. 
Anfang November 2023 begegnete Landwirt Jens Berke beim Rübenroden in Wolfsburg-Heiligendorf diesem Wolf.  © Wolfsburg | Jens Berke

Es mache Sinn, unterstrich Andreas Bauer, dass die Kompetenz dafür beim Land liege, denn es handele sich ja um eine durchziehende Spezies. Und da habe das Wolfsbüro den Überblick über die Entwicklung in der Region. Und wie sieht es da aktuell aus? Stand November 2023 gibt es in Niedersachsen 50 Wolfsrudel, vier Wolfspaare und zwei residente Einzelwölfe. Das Wolfsmonitoring spricht von resident, wenn ein Wolf in einem Zeitraum von sechs Monaten vermehrt in einem abgrenzbarem Territorium nachgewiesen wird.

Wolfsburger Stadtverwaltung sieht kein Rudel oder residenten Wolf in Wolfsburg

Wolfsburgs Untere Naturschutzbehörde stellt fest, dass es in der Stadt keinen residenten Wolf, beziehungsweise kein Rudel auf dem Stadtgebiet, aber umliegend drei Rudel gebe: im Drömling, in Ehra-Lessien und in Ringelah bei Wesendorf.

Man sei unbedingt auf Hinweise und Dokumentationen durch die Bevölkerung angewiesen, unterstrichen Andreas Bauer und Vanessa Schulz. Zudem arbeite die Stadt an einer Extra-Homepage über den Wolf.

Ortsbürgermeister übt scharfe Kritik an den Behörden

Hinweise und Belege gebe es hinlänglich, es sei längst überfällig, dass die Verwaltung den Kontakt zu den Weidetierhaltern aufnehme, kritisiert Philipp Kasten, Ortsbürgermeister von Barnstorf und Nordsteimke. „Es muss doch möglich sein, hier endlich in den Dialog zu kommen und die Sorgen der Menschen vor Ort zu hören. Die Positionierung der Stadt zum Thema Wolf fehlt völlig. Dabei hätten wir hier die Chance, es nicht zur Eskalation wie in anderen Gegenden kommen zu lassen. Es mag ja sein, dass das Wolfsbüro mit der Bearbeitung der Sichtung von Heiligendorf in Verzug ist. Aber hier sagt einem doch der Menschenverstand, dass das persönliche Gespräch vor Ort angesagt ist. Es kann doch nicht sein, dass das in den bürokratischen Mühlen kurz und klein gemahlen wird.“ Der Ortsbürgermeister hatte immer wieder auf Sichtungen hingewiesen, unter anderem auch Belege per Nachtsichtkameras.

Philipp Kasten, CDU, erinnert in dem Zusammenhang daran, dass der Runde Tisch zwischen Landwirten und Stadt immer noch nicht zustande gekommen sei. Der Wunsch dazu datiere noch aus der Amtszeit von Oberbürgermeister Klaus Mohrs, SPD.

Kreisjägermeister schätzt in 20 bis 30 Jahren mit eventuellem Regulierungsbedarf der Bestände

Kreisjägermeister Robert Glanz zeigte sich beim Pressetermin zum Wolf im Rathaus ausdrücklich bemüht, das Thema mit Bedacht zu bearbeiten. Er schätze, dass die Frage der Notwendigkeit, Bestände zu regulieren, also zu reduzieren, erst in 20 bis 30 Jahren auftreten könnte.

Den ersten Wolfsvorfall mit Weidetieren hatte es in Wolfsburg 2019 gegeben. Per DNA war nachgewiesen worden, dass in Velstove vier Schafe durch Wolfsriss getötet wurden.

Stadt rät Bürgern, was bei Wolfsbegegnung zu tun ist

Die Stadt gibt der Bevölkerung unter anderem folgende Tipps bei Wolfsbegegnungen: Abstand halten, nicht wegrennen, langsam rückwärts gehen. Falls sich das Tier nähert: rufen, klatschen, klingeln, Trillerpfeife einsetzen. Nicht füttern, keine Essensreste liegen lassen. Das Tier nicht verfolgen.

Alle Meldungen umgehend an die Landesjägerschaft: Telefon (0511) 5304318, E-Mail wolf@ljn.de. Die Mail-Adresse vom Wolfsbüro ist: wolfsbuero-allgemein@nlwkn.niedersachsen.de.

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