Wolfsburg. Wie steht es um Wolfsburgs Porschestraße? Eine Befragung liefert ernüchternde Ergebnisse. Selbst Einheimische bleiben oft gleich in den Outlets.

Stadtplaner sehen die Innenstadt von Wolfsburg als guten Einkaufsstandort. Die Wolfsburger bewerten sie anders: In einer Online-Befragung aus dem Februar 2022 gaben sie der City auf einer Noten-Skala von 1 bis 5 lediglich eine 3,6.

Ziemlich schlecht schnitten in der Beurteilung durch die rund 600 Teilnehmer die Sitzgelegenheiten, die Beleuchtung und die Spielgeräte ab. Sie kamen auf die Note 3,9, genauso wie das Ortsbild und die Straßenraumgestaltung. Zwei von fünf Teilnehmern verliehen für diese Wohlfühlfaktoren eine glatte 5. Eher unzufrieden waren die Befragten auch mit den Parkkosten und der Warenvielfalt (Note 3,6) sowie dem Veranstaltungsangebot (3,5). Eine 2 vor dem Komma gab es für das Dienstleistungsangebot, die Ladenöffnungszeiten und die Erreichbarkeit der Innenstadt für Autofahrer sowie Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel.

Die Online-Befragung wurde im Auftrag der Wolfsburg Wirtschaft und Marketing Gesellschaft als Grundlage für das neue Einzelhandelskonzept angestellt, das dem Rat aktuell zur Entscheidung vorliegt. 601 Personen nahmen an der Meinungserhebung teil, knapp 90 Prozent von ihnen leben in Wolfsburg.

Wolfsburger fremdeln mit der Porschestraße

Insbesondere für die Inhaber der Geschäfte in der Porschestraße und für die City-Galerie könnte sich aus der Umfrage ein besorgniserregendes Bild ergeben: Zwar besuchen 70 Prozent der Befragten mehrmals im Monat oder sogar häufiger die Innenstadt, und drei Viertel der Teilnehmer fahren zum Einkaufen dorthin. Allerdings unternimmt mehr als die Hälfte der Befragten diese Ausflüge, um in den Designer Outlets einzukaufen. Und nur acht Prozent derer, die in den Outlets shoppen, gaben an, den Einkauf im DOW immer mit einem Besuch der übrigen Innenstadt zu verbinden. 23 Prozent taten das nie.

Auch die Auswirkungen der Coronazeit werden deutlich: 79 Prozent fuhren seltener als vor der Pandemie in die Innenstadt. Die häufigsten Gründe dafür waren vermehrte Online-Einkäufe, eine gesunkene Attraktivität und eine Verschlechterung des Angebotes.

Oft bleibt es beim Einkauf im Outlet-Center

Und was fehlt den Wolfsburgern? Zwei Fünftel der Befragten vermissen in der Innenstadt Spielwarengeschäfte, Bastel- und Hobbyartikel sowie die Möglichkeit, Musikinstrumente zu kaufen. Gefolgt von Bekleidung, Sportartikeln, Fahrrädern und Campingartikeln, Nahrungs- und Genussmitteln, Glas, Porzellan und Keramik, Hausrat, Einrichtungsgegenständen sowie Schuhen und Lederwaren.

Auch Verbesserungsvorschläge wurden gesammelt: Mehr Flair und Atmosphäre, sauberere Straßen und Plätze, ein besseres Warenangebot, weniger Billigläden, mehr Cafés, günstigere Parkgebühren, mehr Veranstaltungen und eine kinderfreundlichere Innenstadt stehen auf der Wunschliste der Kunden.

Zahl der Geschäfte sinkt in Wolfsburg

Ginge es nach der Kaufkraft, könnte die Innenstadt boomen. Mit rund 930 Millionen Euro liegt sie in Wolfsburg deutlich über dem Durchschnitt. Auch die Nachbarkommunen haben ein überdurchschnittliches Kaufkraftniveau. Dennoch ist seit 2016 etwa jedes zwölfte Geschäft aus Wolfsburg verschwunden.

In der Porschestraße, den Designer Outlets und den angrenzenden Straßen existierten bei einer Erhebung im August 2021 276 Geschäfte. Hatten 2016 lediglich 16 Ladeneinheiten leer gestanden, waren es nun 42 Leerstände. Sie konzentrierten sich am Südkopf, Nordkopf, in der Bahnhofspassage und in den Designer Outlets. Die Leerstandsquote lag bei 13 Prozent. Dies war laut Einzelhandelskonzept aber vor allem Umstrukturierungen geschuldet. Aktuell sollen von den vermarktbaren Flächen 5 Prozent leer stehen, im Outlet-Center 7 Prozent.

Als Kundenmagneten identifizieren die Verfasser das DOW, die City-Galerie, H&M, C&A, Hempel, WKS, Saturn, die Drogerie Müller und „dm“. Die Stadtplaner loben das Einkaufsangebot in der Wolfsburger Innenstadt als breit und gut aufgestellt. Handlungsbedarf sehen sie allerdings – auch unter Verweis auf die Ergebnisse der Online-Befragung – bei der städtebaulichen Qualität in Teilen der City.

Stadtplaner raten zu neuer Gestaltung und mehr Veranstaltungen

Sie raten, an der Gestaltung der Porschestraße zu arbeiten und das Veranstaltungsprogramm zu verbessern. Beides sei im Wettbewerb mit dem Online-Handel wichtig. Eine weitere Empfehlung: Die Outlets sollen besser an die Porschestraße angebunden werden, was mit dem Bau der Brawo-City geplant ist.

Zudem wird vorgeschlagen, zur Stärkung der Innenstadt bei Neuansiedlungen bestimmte Sortimente vor allem in der mittleren und nördlichen Porschestraße zuzulassen. Dazu zählen unter anderem Bekleidung, Taschen und Schuhe, Spielzeug, Unterhaltungselektronik, Bücher, Geschirr, Haushaltswaren, Hörgeräte, Orthopädie und Augenoptik, Musikinstrumente, Parfüms und Kosmetik, Sportartikel, Uhren und Schmuck. Nachfragegerechte Ladenflächen sollen geschaffen, zeitgemäße Gastronomiebetriebe unterstützt werden.

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