Wolfsburg. Mitglieder eines Wolfsburger Fitnessstudios wehren sich gegen den Umzug in ein anderes Studio. Doch die Rechtslage ist nicht einfach.

Der Ärger einiger Mitglieder war groß, als das FitnessstudioBody Balance im April seine angestammten Räume in der Porschestraße 26 aufgab und die Kunden ins Clever Fit am Südkopf wechseln sollten. Einige Wolfsburger haben sich einen Anwalt gesucht, um eine Sonderkündigung durchzusetzen. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen beschreibt die Rechtslage allerdings als schwierig.

Renee Wagner will versuchen, auf dem juristischen Weg ein Sonderkündigungsrecht durchzusetzen. Der 23-jährigen Studentin gefiel das Clever Fit schon auf Bildern nicht. Neonlicht, kein Tageslicht – das ist nichts für sie. „Es ist etwas ganz anderes als das Body Balance. Nee!“, sagt sie. Inzwischen hat sie auch gehört, dass das Studio oft sehr voll sei und man anstehen müsse, um die Geräte zu nutzen.

Einige Monate läuft der Vertrag der Wolfsburgerin noch. Ein Recht auf Sonderkündigung verneint Body-Balance-Inhaber Ralf Wiering unter Verweis darauf, dass der Betrieb nicht eingestellt sei, sondern in einem anderen Studio weiterlaufe. Wagner will das nicht akzeptieren. Sie ist bereit, zur Not auch vor Gericht zu ziehen.

Wolfsburger Fitnessstudio-Kunden wollen Sonderkündigung durchsetzen

Einen Anwalt beauftragen will auch Hattab Hicheri, wenn der Body-Balance-Inhaber nicht einlenkt. „Für mich ist der 30. April der letzte Tag“, sagt der 73-jährige Wolfsburger. Auf eine Kündigungsbestätigung wartet er bislang vergebens. Sollte das Body Balance den Beitrag für Mai von seinem Konto abbuchen, will Hicheri das Geld zurückfordern.

In den sozialen Medien hatten Mitglieder ihrem Ärger direkt nach dem Ausräumen des Studios am Nordkopf Luft gemacht: Eine Facebook-Userin schildert dort, sie habe gerade mit einem Rechtsanwalt gesprochen. „Da im Vertrag namentlich das Studio mit Anschrift als Trainingsort genannt ist, gilt doch ein Sonderkündigungsrecht“, schreibt sie. Eine andere Userin ließ sogar das Wort Sammelklage fallen.

Auch der Body-Balance-Chef ist anwaltlich vertreten

Nach Angaben von Studio-Chef Ralf Wiering handelt es sich bei den Mitgliedern, die den Umzug ins Clever Fit verweigern, um eine kleine Minderheit: Er spricht von 30 bis 50 Personen, die sich beschweren, bei mehr als 1200 Mitgliedern. Einen Anwalt eingeschaltet haben seines Wissens bis jetzt nur zwei oder drei der Unzufriedenen.

Auch Wiering ist nach eigenen Angaben anwaltlich vertreten, von einem Büro, das viele Branchenbetriebe betreue. Er ist sich seiner Sache sicher: In ähnlichen Verfahren hätten Gerichte bestätigt, dass die Kunden kein Sonderkündigungsrecht hatten.

Verbraucherzentrale betrachtet Fall als schwierig

Das Fitnessstudio Body Balance in der Porschestraße wurde im April ausgeräumt.
Das Fitnessstudio Body Balance in der Porschestraße wurde im April ausgeräumt. © WN | Stephanie Giesecke

Und was rät die Verbraucherzentrale? Dort haben sich in den vergangenen Wochen einige Body-Balance-Mitglieder beraten lassen. „Der Fall ist relativ schwierig“, konstatiert Alina Menold, Referentin für Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Die Gerichte seien sich uneinig: „Es gab schon Urteile, die die Kündigung erlauben, aber auch welche, die für die Fitnessstudios entschieden haben.“

Menold geht davon aus, dass eine fristlose Kündigung im Wolfsburger Fall durchgehen kann. „Allerdings wird hier als Begründung nicht ausreichen, dass der Umzug als solches passiert ist, und auch nicht, dass die neuen Räumlichkeiten vielleicht nicht so schön sind.“ Die Trainierenden sollten sich eher auf wegfallende Leistungen oder die Wege zum neuen Studio stützen. „Es ist aber wichtig zu betonen, dass in solchen Fällen immer ein Prozessrisiko bleibt“, warnt Menold. Letztlich könne nur ein Gericht entscheiden, ob der „Zwangsumzug“ zumutbar sei oder nicht.

Auf jeden Fall bleibt ein Prozessrisiko

Body-Balance-Chef Ralf Wiering sieht es so, dass die Mitglieder im Südkopfcenter sogar bessere Bedingungen als zuletzt am Nordkopf haben: Sie können wieder eine Sauna nutzen. Die Öffnungszeiten seien länger.

„Der Übergang läuft eigentlich gut“, sagt er. „Wir haben auch viele Mitglieder, die es positiv sehen.“ Einige hundert wollten künftig Mitglieder im Clever Fit werden. Das Studio habe ihnen ein gutes Angebot gemacht.

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