Wolfsburg. Vom 17. bis 25. Juni finden in Berlin die Special Olympics statt. Wolfsburg ist mit einer starken Delegation aus Sportlern und sogar Medaillenhoffnungen dabei.

Langsam nimmt das Kribbeln bei Stephanie Kienel, Yannik Templin und Marc-Kevin Wendt zu. Im Juni geht es für die Badmintonspielerin und die Fußballer nach Berlin. Vom 17. bis 25. Juni finden in der Hauptstadt die Special Olympics statt, die weltweit größte Veranstaltung für Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung.

Die drei Athleten zählen zur gut 20 Teilnehmer starken Delegation aus Sportlern und Betreuern, die Wolfsburg in die Hauptstadt schickt. Badmintonspielerin Kienel ist sogar eine Medaillenhoffnung. Bei den inklusiven Weltspielen in Shanghai hat sie bereits zweimal Silber geholt. „Wir wollen ja überhaupt gar keinen Druck aufbauen, aber sie ist unsere Goldhoffnung“, verrät Lebenshilfe-Werkstattleiter Detlef Vahldiek augenzwinkernd.

„Wir müssen mal sehen“, quittiert Hoffnungsträgerin Kienel die in sie gesetzten Erwartungen auf Edelmetall. „Es ist in jedem Fall aufregend. Und ich freue mich schon riesig darauf.“

Qualifikationen und Nominierungen geschafft

Die drei Sportler mussten sich wie ihre übrigen Kollegen aus der Wolfsburger Delegation zunächst über Landes- und Bundesentscheid qualifizieren. „Und dann muss man ja auch noch offiziell nominiert werden“, schildern sie. Bei den Special Olympics gebe es die Kategorien „Traditional/Unified/Mixed“, erklären die drei. Das heißt, entweder starten Athleten mit Behinderung unter sich oder als inklusives Duo oder Team oder auch als Team/Duo aus beiden Geschlechtern. Badmintonspielerin Kienel geht in zwei Kategorien an den Start – im Traditional- und im Unified-Wettkampf.

In Berlin wurde jetzt die Fackel der Special Olympics vorgestellt, und zwar von der Schwimmerin Nicole Pietschmann (vorn links), der Kanutin und Athletensprecherin Juliana Rößler (rechts), Leichtathlet Marko Fähling (hinten links) und Tennisspieler Louis Kleemeyer.
In Berlin wurde jetzt die Fackel der Special Olympics vorgestellt, und zwar von der Schwimmerin Nicole Pietschmann (vorn links), der Kanutin und Athletensprecherin Juliana Rößler (rechts), Leichtathlet Marko Fähling (hinten links) und Tennisspieler Louis Kleemeyer. © dpa | Christoph Soeder

Im Fußball sind in der Kategorie „Unified“ Jasper Groth und Frederik Heiser die Mitspieler von Yannik Templin und Marc-Kevin Wendt. „Es geht ja um den inklusiven Gedanken, das Miteinander, was der Welt gezeigt werden soll“, freuen sich die beiden Fußballer auf die Special Olympics, die zum ersten Mal auf deutschem Boden ausgetragen werden.

1968 fanden die Weltspiele zum ersten Mal statt. Ins Leben gerufen wurde sie von Eunice Kennedy-Shriver, einer Schwester von US-Präsident John F. Kennedy. Hintergrund war die Behinderung ihrer Schwester Rosemary Kennedy.

Mit 576 Teilnehmern stelle Deutschland die größte Delegation, erläutert das Team der Lebenshilfe.“ 26 Sportarten gebe es, in fast allen seien die Deutschen vertreten. „Zur Eröffnung im Berliner Olympiastadion werden 75.000 Menschen erwartet. Da bekommt man jetzt schon Gänsehaut“, sagen Jasper Groth und Frederik Heiser. „Das wird sicher unvergesslich werden.“

Im Vorfeld ist bereits ein medialer Hype um die Weltspiele entstanden

Ein riesiger Hype sei bereits um die Special Olympics in Berlin entstanden, berichtet Lebenshilfe-Werkstattleiter Detlef Vahldiek, der als Leiter der Wolfsburger Delegation fungiert. Viele Medien würden schon im Vorfeld berichten, er selbst müsse auch schon Anfragen beantworten. „Die Vorfreude und Aufregung nehmen zu. Wir sind sehr stolz, unsere Stadt und das Land zu vertreten.“

28 Sportler würden aus Niedersachsen antreten, 20 kämen allein aus Wolfsburg, was auch Zeichen für die gute Trainingsarbeit dieserorts sei. Vahldiek unterstreicht: „Mit dem VfB Fallersleben haben wir einen super engagierten, hauptamtlichen Partner und tolle Übungsleiter zur Verfügung.“

Natürlich funktioniere das nur, wenn es auch eine ganze Reihe von Ehrenamtlichen gebe, unterstreicht Vahldiek zudem. Zur Delegation zählen auch ehrenamtliche Kampfrichter.

Tolle Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen

Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen funktioniere insgesamt super, heißt es. Yannik Templin spielt beispielsweise beim TSV Heiligendorf. Haben die beiden Fußballer eine Position, auf der sie am liebsten Spielen? Kicker Wendt muss nicht lange überlegen: „Alles, Hauptsache keine Abwehr. Das ist meine Hassposition.“ Also ist da der Trainer gefragt, ihn bei den Special Olympics schlau einzusetzen. Yannik Templin stürmt sehr gern, ist aber auch vielseitig einzusetzen. Für beide könnte es eher heute als morgen schon losgehen zu den Weltspielen. „Man muss Ziele haben im Leben und sie genau verfolgen“, sinniert Kicker Wendt zu alldem.

In Kürze steht noch ein Trainingslager an

Trainiert wird regelmäßig unter der Woche, in Kürze steht noch ein Trainingslager in Herzogenaurach an. Dort sitzt auch einer der maßgeblichen Sponsoren des Deutschen Teams – ein namhafter, deutscher Sportartikelhersteller.

Die Wolfsburger Delegation wird offiziell von der Stadt verabschiedet. Ein offizieller Empfang nach ihrer Rückkehr stehe zwar noch nicht fest, zur Not werde man aber bei der Lebenshilfe etwas organisieren, heißt es bei der Einrichtung in Westhagen. Man möchte allen ein schönes Willkommen heißen. Mit oder ohne Medaillen.

Stadt will sich adäquat als dezentrale Gastgeberin zeigen

Die Stadt selbst möchte sich selbst auch als dezentrale Gastgeberin der Weltspiele in Berlin präsentieren. Wolfsburg ist eine von mehr als 200 Kommunen, die während der Special Olympics die Teams aus den verschiedenen Ländern beherbergen. Die Tunesier werden es sein, die Verwaltung strickt aktuell in Kooperation mit Gruppen, Vereinen und Institutionen an einem Programm. Untergebracht werden die tunesischen Sportler im Hotel am Allersee. Die Fäden laufen bei Wolfsburgs Inklusionsbeauftragter im Rathaus zusammen.

Mehr als 7.000 Athleten und Athletinnen aus 190 Ländern werden in Berlin erwartet.

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