Wolfsburg. Nicht nur die Theaterbrücke ist ein Sanierungsfall. Auch zwei wichtige Kanal-Überführungen sind marode. Die dritte im Bunde führt über die A 39.

Es war der zweite Brücken-Schock auf der Braunschweiger Straße in Wolfsburg innerhalb weniger Jahre: Vor rund zehn Tagen ließ die Stadt die Theaterbrücke kurzfristig sperren – mitten in der laufenden Brückenprüfung! Die Verwaltung verneint eine akute Einsturzgefahr. Alarmierend ist die Sache aber allemal. Und es gibt noch weitaus wichtigere Brücken in Wolfsburg, die ein Sanierungsfall sind. Eine leidet an Betonkrebs – unheilbar.

Zwar besteht laut Stadt für die Überführung, Baujahr 1960, keine akute Einsturzgefahr. „Zur Theaterbrücke ist aktuell der Prüfauftrag für ein Sanierungskonzept vergeben worden“, teilte Jan-Niklas Schildwächter von der Stadt-Pressestelle auf Anfrage zum Sachstand des maroden Bauwerks mit.

Viele fühlen sich an den Oktober 2015 erinnert, als die Fuß- und Radwegbrücke zwischen Detmerode und Westhagen überraschend gesperrt wurde, der Verkehr darunter aber weiter fließen durfte. Doch nach dem Wochenende entschied die Stadt damals: akute Einsturzgefahr, sofortiger Abriss!

Es gibt aber auch längerfristige und richtig große Sanierungsfälle unter den rund 120 Brücken in Wolfsburg, die schon seit Jahren bekannt sind. Alle drei sind Bauwerke an prominenten Stellen.

Die Theaterbrücke über die Braunschweiger Straße ist seit knapp zwei Wochen gesperrt. Die Schäden sind nicht zu übersehen.
Die Theaterbrücke über die Braunschweiger Straße ist seit knapp zwei Wochen gesperrt. Die Schäden sind nicht zu übersehen. © regios24 | Michael Uhmeyer

Berliner Brücke

Sie ist mit einem Aufkommen von 66.000 Fahrzeugen pro Tag die bedeutendste Verkehrsverbindung in Wolfsburg. Ihr Neubau wird eine Herausforderung der Extraklasse. Denn die Berliner Brücke, Baujahr 1956, führt nicht nur über den Mittellandkanal, sondern auch über die Bahntrasse. Was also für die Bauphase nicht nur Abstimmungen mit der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung erfordert, sondern auch Sperrpausen für die Bahnlinie, die mit der Deutschen Bahn mehrere Jahre im voraus terminiert werden müssen.

Hinzu kommt, dass die beiden Überführungen, die während der Großbaustelle als Ausweichstrecken in Frage kommen, weit entfernt sind: Das ist zum einen die Kanalbrücke mit der Helmstedter Straße in Vorsfelde. Und das ist zum anderen die Brücke in Fallersleben, die die A 39 über den Mittellandkanal und über die Bahnstrecke führt.

Die Restlebenserwartung hat die Stadt nach dem Sommer auf maximal zehn Jahre taxiert. Um das marode Bauwerk zu schonen, gelten seit 1. November Beschränkungen: Lastkraftfahrzeuge über 7,5 Tonnen sind verboten, außerdem sind die beiden äußeren Ein- und Ausfädelungsspuren gesperrt – dauerhaft!

An ̈Betonkrebs leidet die Autobahnbrücke Wo2, die den Mittellandkanal und die Bahntrasse überspannt.
An ̈Betonkrebs leidet die Autobahnbrücke Wo2, die den Mittellandkanal und die Bahntrasse überspannt. © regios24 | Michael Uhmeyer

Autobahnbrücke Mittellandkanal

Das ist die Betonkrebs-Brücke, die nicht nur den Mittellandkanal überspannt, sondern auch die Bahntrasse. Sie heißt bei den Straßenbau-Experten Wo2, stammt aus dem Jahr 1975 und ist ein Sanierungsfall, bei dem nur ein Neubau hilft. Dieser wird schon konkret geplant, zuständig ist seit Januar 2021 die Autobahn GmbH des Bundes.

Klar ist schon: Es wird teuer – und es wird einige Jahre dauern. Rund 35 Millionen Euro sind für das Ersatz-Bauwerk veranschlagt. Baustart soll Ende 2024 sein, die Bauzeit beträgt voraussichtlich drei bis dreieinhalb Jahre, sagte die Autobahn GmbH unserer Zeitung bereits im Sommer. Läuft alles planmäßig, würde die neue Brücke also frühestens Ende 2027 fertig, vielleicht aber auch erst Mitte 2028.

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Autobahn-Überflieger Mörse

Wenn vom sechsspurigen Ausbau der A 39 in Wolfsburg die Rede ist ­– durch die vor wenigen Jahren entstandenen Einfädelungsspuren zwischen Heinenkamp/Flechtorf und Mörser Knoten dort quasi schon gegeben –, dann kommt auch stets zur Sprache, dass der so genannte Überflieger dem Abriss geweiht ist. Er führt in einer langgezogenen Kurve von der Braunschweiger Straße auf die Autobahn in Mörse.

Weil der Zubringer vor unnötigen Belastungen geschützt werden soll, gelten Beschränkungen für LKW. Konkrete Planungen gibt es noch nicht. Auch deshalb nicht, weil zunächst feststehen müsste, ob die A 39 in dem Bereich irgendwann auf sechs Spuren ausgebaut wird.