Wolfenbüttel. Im Wolfenbütteler Stadtteil Ahlum hat am Montagabend ein Wohnhaus gebrannt. Auch Dienstag müssen die Einsatzkräfte noch löschen. Die Details.

Auch zwei Tage nach dem Großbrand von Ahlum, bei dem der Dachstuhl eines Fachwerkhauses vollständig ausbrannte, bleiben viele Fragen. Vor allem diese: Was löste das Feuer aus? Eine klare Antwort darauf haben die Ermittler der Polizei bisher noch nicht. Nun soll ein Gutachter eingeschaltet werden, der den Brandort in Augenschein nimmt, sagt der Leiter des Wolfenbütteler Polizeikommissariats Andreas Twardowski.

„Es kann einige Wochen dauern, bis das Gutachten vorliegt.“ Kurz nach Bekanntwerden des Brandes flackerten Ängste in der Bevölkerung wieder auf: Setzt sich hier die Serie von Brandstiftungen aus dem Vorjahr fort? Mehrfach standen damals Dachstühle in der Auguststadt in Flammen. Doch der Erste Kriminalhauptkommissar sagt: „Nach dem bisherigen Ermittlungsstand schließe ich einen Zusammenhang mit der Brandserie im Sommer 2022 aus.“

Die Höhe des entstandenen Schadens an dem Haus ist bisher noch nicht abzuschätzen, sagt Polizeisprecher Frank Oppermann. Der komplette Dachstuhl ist niedergebrannt, mehrere Wohnräume sind durch das Feuer, den Löschschaum und das Wasser beschädigt. „Das Haus ist unbewohnbar.“ Oppermann zufolge wohnte eine einzelne Person dort. Der Mann sei bei Bekannten untergekommen, hatte Ortsbrandmeister Timo Engelhardt, der als Einsatzleiter fungierte, am Tag der Nachlöscharbeiten berichtet.

Der Löschschaum ist überall

Schon in der Ahlumer Feldstraße wirbelt der Schaum durch die Luft, und im ersten Moment wirkt er wie Schnee, der in dem Wolfenbütteler Stadtteil gefallen zu sein scheint. Doch es ist Löschschaum, der von dem Großbrand in der Nacht zu Dienstag zeugt. Im Sylbeeksweg wird das ganze Ausmaß des Feuers dann schnell deutlich: Vom Dachstuhl des zweigeschossigen Fachwerkhauses ist nicht mehr viel übrig.

Das Feuer hat sich regelrecht durchgefressen, verrußte Balken ragen in die Höhe. Der Pool im Garten ist eine Mischung aus Pechschwarz und Weiß: Verkohltes Holz schwimmt ebenso wie jede Menge Schaum an der Oberfläche. Fenster sind zerborsten. Dachziegel liegen überall im Garten herum. Im Inneren plätschert Wasser vom Obergeschoss nach unten.

Großbrand am Wohnhaus in Ahlum: Einsatzkräfte rücken nachmittags erneut aus

Das Feuer hinterlässt viele Spuren - eine davon: ein zerborstenes Fenster. 
Das Feuer hinterlässt viele Spuren - eine davon: ein zerborstenes Fenster.  © Katharina Keller

Die Ahlumer Feuerwehrleute sind am Tag nach dem Brand ebenfalls wieder vor Ort. Die Nachlöscharbeiten nahmen noch einmal ein paar Stunden in Anspruch. Viel Schlaf haben die Einsatzkräfte nicht bekommen. Ahlums Ortsbrandmeister Timo Engelhardt sieht dementsprechend müde aus: „Nach einem solchen Einsatz findet man nicht gleich Schlaf“, sagt er.

Warum musste am Dienstagmorgen und -nachmittag nachgelöscht werden? „Nach so einem Großbrand ist es üblich, ein paar Stunden danach oder am Folgetag nachzulöschen“, erklärt Benedikt Vogt, Mitglied des Presseteams der Stadtfeuerwehr. Schließlich könnte sich erneut eine höhere Temperatur oder Rauch entwickeln. Auch kleinere Brandherde könnten beim Einsatz übersehen worden sein.

Wolfenbütteler Polizei nimmt Ermittlungen auf – Wind erschwert Löscharbeiten

An Spekulationen, wie es zu dem Feuer kam, will sich der Ortsbrandmeister auf keinen Fall beteiligen. Das sei schließlich Aufgabe der Polizei. Aussagen zur Brandursache könne Frank Oppermann, Sprecher der Polizeiinspektion Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel jedoch noch nicht machen. Auch die Frage, ob es sich um Brandstiftung handele, sei noch nicht zu beantworten. „Eine Tatortgruppe nimmt jetzt die Ermittlungen auf“, teilt er mit. Auch die Schadenshöhe sei noch nicht bekannt. Die Ermittlungen könnten nun ein paar Wochen in Anspruch nehmen.

In der Brandnacht hatten sich die Flammen schnell auf das gesamte Wohnhaus ausgebreitet. Kein Wunder: Das Feuer habe bei Fachwerk mit all den Balken und Lehmwänden leichtes Spiel.

Der starke Wind erschwerte die Löscharbeiten am Montagabend und in der Nacht zu Dienstag, berichten die Experten. Die Feuerwehren hätten sich vollständig auf die Brandbekämpfung konzentriert, nachdem festgestanden habe, dass sich keine Person im Haus befinde.

Überall ist der Schaum zu sehen, mit dem die Feuerwehrleute versuchten, den Brand unter Kontrolle zu bringen. 
Überall ist der Schaum zu sehen, mit dem die Feuerwehrleute versuchten, den Brand unter Kontrolle zu bringen.  © Katharina Keller

Der Rettungsdienst alarmierte vorsorglich Notärzte, Rettungswagen und weitere Sanitätseinheiten. Ahlums Ortsbrandmeister übernahm die Einsatzleitung der Feuerwehr, Unterstützung gab es durch den Stadt-, sowie den Kreisbrandmeister. „Da das Haus eine gemeinsame Hausnummer hatte, sind wir zunächst von mehreren Bewohnern ausgegangen. Wir haben die Rettungswagen also eher als eine Vorsichtsmaßnahme alarmiert“, erklärt Benedikt Voigt vom Stadtfeuerwehr-Presseteam.

Rauchentwicklung in Nachbarhäusern: Das sagt eine Nachbarin

Ein weiteres Problem habe in der Nacht zu Dienstag der starke Funkenflug dargestellt. Die Nachbarhäuser seien vorsorglich geräumt worden, weil die Gefahr bestanden habe, dass sich der Brand ausbreite. Mit zahlreichen Strahlrohren, die rings um das brennende Gebäude eingesetzt worden seien, hätten die Wehren die umliegenden Gebäude geschützt. „Nachbarn bollerten gegen unsere Tür. Das war schon außergewöhnlich“, berichtet eine Frau aus einem wenige Meter entfernten Mehrfamilienhaus.

Weil ihre Wohnung zur anderen Straßenseite liege, habe sie zunächst gar nichts mitbekommen. Doch sie schwebte zu diesem Zeitpunkt schon in großer Gefahr. In ihrem Treppenhaus habe es schon gequalmt. „Ich habe mir schnell eine warme Jacke geschnappt und nach meiner Handtasche gegriffen“, schildert sie. „Sogar in anderen Wohnungen gingen die Rauchmelder, weil die Fenster geöffnet waren.“ Schnell hätten die Bewohner die Autos vom Hof gefahren. Einerseits, um sie in Sicherheit zu bringen, andererseits aber auch, um Platz zu schaffen für die Fahrzeuge der Feuerwehr. „Der Funkenflug war heftig“, sagt die Frau, der die Aufregung noch deutlich anzumerken ist.

Gegen 23.45 Uhr habe die Ahlumerin – wie ihre Nachbarn – schließlich zurück in ihre Wohnung gedurft. „Aber an Schlaf war nicht zu denken. Ich habe erst einmal meine Klamotten und Haare gewaschen, weil alles nach Rauch stank.“

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110 Einsatzkräfte kämpfen mit Feuer in Ahlum

110 Feuerwehrkräfte waren insgesamt im Einsatz, um die Flammen unter Kontrolle zu bringen, resümiert Engelhardt am Tag danach. Im Einsatz war der Löschzug-Ost, bestehend aus den Wehren Ahlum, Wendessen, Salzdahlum-Atzum und aus der Kernstadt Wolfenbüttel. Auch eine Drehleiter wurde benötigt, berichtet der Ortsbrandmeister.

Um die Einsatzkräfte habe sich der Fachzug Verpflegung und Logistik der Kreisfeuerwehr gekümmert, zur Betreuung der Bewohner seien Notfallseelsorger im Einsatz gewesen. Nach rund zweieinhalb Stunden, also gegen Mitternacht, habe es eine erste Entwarnung gegeben. Glutnester seien mit Schaum gelöscht worden. Gegen 2 Uhr sei der erste Einsatz dann beendet gewesen. Der Bewohner des Brandhauses ist zunächst bei Bekannten untergekommen, berichtet der Ortsbrandmeister.

Am späten Dienstagvormittag, ehe die Feuerwehr ihre Sachen packt und einrückt, wird mithilfe einer Wärmebildkamera noch einmal kontrolliert, wie es um Glutnester und die Temperatur bestellt ist. „32 Grad“, liest ein Kamerad ab. Ein Wert, der in Ordnung sei. „Mehr als 80 Grad sind bedenklich“, erklärt Engelhardt, bevor der Einsatz dann nach vielen Stunden beendet ist.

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