Köln. . In immer mehr Großstädten wird „Private Dining“ zum Trend: Dabei richten Köche Gerichte direkt vor den Kunden zu – und zwar in deren Wohnung.

Appetit auf Sterneküche, aber keine Lust, die eigene Wohnung zu verlassen? Mietköche können helfen. Das Prinzip des sogenannten „Private Dining“ ist einfach: Gemeinsam mit dem Koch, der für besondere Anlässe gebucht wird, entscheidet sich der Gastgeber für ein maßgeschneidertes Menü. Der Mietkoch kauft alle Zutaten frisch ein, bereitet diese in der Auftraggeber-Küche zu, kocht, serviert und hinterlässt am Schluss eine saubere Küche. Der Gastgeber kümmert sich um ein schönes Ambiente und die Getränke.

Als kulinarisches Verwöhnprogramm bezeichnet Carmen Gerecht solch ein Erlebnis: „Man kann es sich zu Hause einrichten, wie man möchte – Tischdekoration, Licht, Musik –, und man ist unter sich. Es ist einfach entspannter in den eigenen vier Wänden. Außerdem kann man seinen Lieblingswein zum Menü genießen.“

Die Saarländerin hat sich privat schon mehrmals von Mietkoch Thomas Nils Bastuck bekochen lassen. Beim letzten Mal gab es vorweg eine Consomée vom Rind mit Julienne-Gemüse, Étoiles und Markklößchen, als Hauptgang wurden Medaillons vom Schweinefilet an Café-de-Paris-Butter mit tomatierten Spaghetti und Kräuter-Sellerie serviert, und als Dessert gab es eine helle Mousse au Chocolat an Fruchtspiegel. Thomas Nils Bastuck, der seit zehn Jahren im Saarland als privater Mietkoch unterwegs ist, serviert seinen Kunden klassische französische Haute Cuisine, zu der er ein bisschen was dazu interpretiert, wie er sagt. „Es will keiner Rahmschnitzel haben, wenn er sich bekochen lässt“, sagt der Koch, „die Kunden wollen dann schon etwas Besonderes, etwas, das sie sich selbst nicht zutrauen.“

Ähnlich beschreibt es auch Privatkoch Stéphane Suarez aus Köln: „Es bietet sich an, einen Mietkoch zu buchen, wenn man in privater Atmosphäre zu Hause ein ganz besonderes Event in Verbindung mit Haute Cuisine-Genuss erleben möchte“, sagt der gebürtige Franzose, der schon in zahlreichen französischen Sterne-Küchen gearbeitet hat. „Das lohnt sich für junge Eltern, die sich einen besonderen Genuss wünschen, aber das Haus noch nicht gut verlassen können, oder auch für ältere Leute, die nicht mehr so mobil sind.“ Oft sei es auch die weit verstreute Familie, die sich mal wieder gemütlich treffen will. Die Preise für einen Mietkoch sind so unterschiedlich wie für Gerichte im Restaurant auch. Carmen Gerecht hat für ihr Drei-Gänge-Menü für zwei Personen insgesamt 110 Euro bezahlt und liegt damit am unteren Ende der Preisspanne. Der Preis für ein Menü hängt von der Personenzahl ab, von der Anzahl der Gänge, den gewünschten Gerichten sowie den verwendeten Zutaten und auch von der Region, in der gekocht wird. In der Regel sind im Preis die Planung des Menüs, der Einkauf, die Zutaten, exklusive Getränke, die Vorbereitung der Speisen, die Arbeitszeit, das Servieren und die anschließende Reinigung der Küche enthalten.

Bei Interesse lassen sich die Köche über die Schulter schauen. Für viele Kunden mache auch das den besonderen Reiz dieses Erlebnisses aus, sind sich die Köche einig. Beim Preis sollten Gastgeber darauf achten, dass alle Kosten aufgeführt sind und ein Gesamtbetrag ausgewiesen ist. Überhaupt sei das wichtigste, so die Köche, solch ein Event gut abzusprechen. Dazu gehören auch Informationen darüber, wie die Küche ausgestattet ist, wann gekocht und wann serviert werden soll.

Die Zahl der Aufträge nehme zu, sagen die Mietköche Stéphane Suarez und Thomas Nils Bastuck. Gefragt sei das Angebot vor allem in Großstädten. Auf der Internetseite www.koch-fuer-zuhause.de sind zum Beispiel rund 200 Köche in 38 Städten gelistet – unter anderem in Osnabrück und Hannover. Das Unternehmen „Kitchennerds“ vermittelt private Mietköche in Hamburg, Berlin und München. Die Preisspanne für einen Mietkoch liegt dort im Durchschnitt zwischen 25 und 80 Euro pro Person. Als weitere Region wird an den Raum Köln/Bonn gedacht, so Geschäftsführerin Sandra Roggow. dpa

Kommentar von Julia Popp: Kochen macht Spaß

Ein romantisches Dinner in den eigenen vier Wänden oder eine Geburtstagsfeier mit Fünf-Gänge-Menü vom Sternekoch am heimischen Esstisch. Nicht nur für Menschen, die Restaurants zu unpersönlich finden, klingt das verlockend. Immer mehr Plattformen im Internet vermitteln deshalb Mietköche an deutsche Haushalte: Vor den Augen der Kunden bereiten sie beim „Private Dining“ das Wunschmenü zu, gehen auf Unverträglichkeiten ein und bringen Zutaten sowie Utensilien gleich mit in die Wohnung oder das Haus.

Seine Gäste zu bekochen, leckere Menüs zusammenzustellen oder den ein oder anderen edlen Tropfen aufzutischen, möchte ich allerdings ungern aus der Hand geben. Nicht, dass meine Kochkünste besser als die der Spitzenköche wären. Mir macht es aber einfach Spaß, in der Küche zu stehen, Rezepte auszuprobieren und am Ende das fertige Ergebnis aufzutischen – auch wenn der Schokokuchen nicht ganz so fluffig oder die Zwiebeln auf den schwäbischen Kässpätzle etwas zu dunkel geraten sind.

Ein Gutes hat das Mietkoch-Angebot aber auf jeden Fall: Die Köche übernehmen das nervige Aufräumen am Abend, wenn die Gäste längst den Heimweg angetreten haben. Dann bleibt mehr Zeit für gemütliche Stunden auf dem Sofa oder die letzten Reste vom Dessert...