Wolfsburg. Tief saß die Entrüstung nach dem 1:6 beim BVB. Zur Aufarbeitung wurde es beim VfL Wolfsburg aber nicht laut. So lief die Vorbereitung auf Mainz.

Es war schon auffällig, wie oft Florian Kohfeldt das Wort „Schock“ in den Mund nahm. Denn eben dieser wollte nach der 1:6-Niederlage in Dortmund erst einmal verdaut werden. Laut ist es nach dieser historischen Pleite deshalb aber nicht geworden. Ganz im Gegenteil. „Ehrlicherweise war es erst einmal einen Tag ganz leise. Weil ich das – wie wir alle – erst einmal sacken lassen musste, was da in diesen 20 Minuten vor der Halbzeit passiert ist“, sagte der 39-Jährige auf der Pressekonferenz am Donnerstag. Eigentlich waren es sogar nur 14 Zeigerumdrehungen, die der BVB benötigte, um den Wölfen fünf Gegentore einzuschenken.

Zwischen dem besten und dem schwächsten Saisonspiel des VfL Wolfsburg lagen nur eine Paar Tage

Nun blieb aber nicht viel Zeit für Trübsal. Bereits am Freitagabend (20.30 Uhr) steht gegen den FSV Mainz das nächste wichtige Spiel an. Am Montag gab es die ersten Gesprächsrunden mit der Mannschaft, um das Geschehene aufzuarbeiten. Bereits einen Tag davor begann die Abschottung. Der VfL hatte alle öffentlichen Trainings hinter verschlossene Türen verlegt. Medientermine gab es keine. Zum einen, um in Ruhe arbeiten zu können. Zum anderen, um sich die Erklärungsnot zu ersparen. „Deshalb wollten wir auch nicht in die Verlegenheit kommen, schon große Reaktionen nach außen zeigen zu müssen. Ich halte schon einiges davon, sich gut zu überlegen, wie man auf so etwas reagiert, was da am letzten Samstag passiert ist.“

Aber jetzt muss gegen Mainz eine Reaktion her. Ein paar Punkte brauchen die Wolfsburger noch, um der Abstiegsgefahr sicher zu entkommen. Und der Wölfe-Coach ist sich sicher, dass die Mannschaft diese auch zeigen wird. Es ist in dieser zerfahrenen und verpatzten Spielzeit nicht das erste Mal, dass Sätze wie dieser fallen. Nach der 0:3-Pleite in Augsburg ist das dem Team gelungen. Mit dem 4:0-Kantersieg über Bielefeld folgte das beste Spiel der Saison. Nur ein paar Tage später folgte dann beim BVB das schwächste der Spielzeit.

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Marcel Schäfer: „Eine Reaktion erwartet jeder Spieler von sich selbst“

Den Ansatz, den Gegnern mit reiner fußballerischer Überlegenheit beizukommen, haben sie beim VfL mittlerweile in den Mittellandkanal gekippt. Dieses Mittel mit der immer wieder zitierten Qualität des Kaders ein Einklang zu bringen, hat die ganze Saison über nicht konstant funktioniert. Da wäre es fahrlässig, nun in den verbleibenden vier Spielen darauf alle Hoffnungen zu setzen. Andere Tugenden sind gefragt. Kampf, Einsatz, Physis, Leidenschaft. Beim BVB war davon nichts zu sehen. „Eine Reaktion erwartet jeder Spieler von sich selbst“, sagt Sportdirektor Marcel Schäfer. „Jeder Spieler, die Mannschaft, aber auch wir alle sind in der Pflicht, die Antwort auf dem Platz zu geben.“

Dazu gehört auch, die Laufleistung zu verbessern. In Dortmund schlichen sich die Wölfe-Profis nicht einmal 100 Kilometer zusammen. 99,97 waren es in Summe. Und auch wenn Kohfeldt auf diese Laufstatistik ansonsten nicht zu viel geben möchte: In der Vorbereitung auf Mainz war auch das ein Thema.

Die Mischung soll’s machen, meint Florian Kohfeldt

Nur mit Druck will Kohfeldt aber auch nicht versuchen, die Wende zu schaffen. Eine Gewisse Lockerheit soll weiterhin gegeben sein. „Aber erst, nachdem ich gemerkt hatte, dass sehr glaubwürdig bei jedem einzelnen und auch der gesamten Mannschaft die Tragweite dieser Phase in Dortmund verstanden wurde“, sagt der Fußballlehrer, „und natürlich gehört es jetzt dazu, die richtige Mischung aus Anspannung, vielleicht auch ein Stück weit Wut, beweisen zu wollen, dass das in Dortmund eine einmalige Sache war, und trotzdem aber auch diesem Schuss Vertrauen und Lockerheit, um Fußball spielen zu können, zu finden.“

Die Spieler jedenfalls „fühlen sich schon an der Ehre gepackt“, sagt Kohfeldt. Das allein aber wird nicht helfen. Die Haltung und eine Reaktion müssen sie schon auf den Platz bringen. Damit es nicht wieder schockierend wird. Beim 0:3 im Hinspiel in Mainz lag der VfL übrigens nach vier Minuten mit zwei Toren in Rückstand ...