Dortmund. Der VfL war beim BVB völlig chancenlos. Die Borussia brauchte in Hälfte 1 nur 14 Minuten, um das Spiel zu entscheiden. Und dann kam es noch dicker.

Vor dem Anpfiff blickte Florian Kohfeldt in der Dortmunder Sonne noch gut gelaunt und optimistisch auf die Partie des VfL Wolfsburg beim BVB. Das Stadion war rappelvoll, auch aus der VW-Stadt hatten sich viele Fans Richtung Westen aufgemacht. „Das ist ein ganz guter Rahmen für einen Auswärtssieg“, sagte der Coach lächelnd. Nur kurze Zeit später bot sich das Minenspiel des 39-Jährigen ganz anders dar. Nicht einmal eine halbe Stunde war gespielt, da hatte die Borussia die Partie längst entschieden. Am Ende hieß es 1:6. Dabei sah es zu Beginn gar nicht so schlecht aus für die Grün-Weißen.

Dortmund zerlegt den VfL Wolfsburg

Florian Kohfeldt vertraute exakt derselben Startelf wie in der Vorwoche. Klar, nach dem 4:0-Kantersieg gegen Arminia Bielefeld gab es nur wenig Anlass, an der Personalschraube zu drehen. Und die Wölfe kamen eigentlich ordentlich in die Partie. Klar, es wartete ein anderer Gegner als es die Ostwestfalen waren. Die hohe Qualität der Dortmunder ließ keine Zweifel daran, dass die Gäste weniger vom Spiel haben würden. Aber das war planbar.

Die Kohfeldt-Truppe nahm die Rolle an, war bemüht im Gegenpressing, stand massiert im Mittelfeld und suchte das schnelle Umschaltspiel – aber nur für rund zehn Minuten. Nicht einmal drei Minuten waren gespielt, da scheiterte Lukas Nmecha nach einem Querpass von Jonas Wind aus kurzer Distanz an BVB-Keeper Gregor Kobel. Und dann – ja, dann verpassten die Dortmunder den Wölfen eine Watschen nach der anderen. Nur 14 Minuten brauchte die Mannschaft von Marco Rose, um die Wolfsburger nach allen Regeln der Kunst zu zerlegen.

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Auch ein Bundesligadebütant trifft für den BVB

Zwischen der 24. und der 38. Minute trafen Tom Rothe (der 17-Jährige feierte sein Bundesliga-Debüt), Axel Witsel, Manuel Akanji, Emre Can und Erling Haaland. Fünf Gegentore in einer Hälfte – so viele musste der VfL Wolfsburg noch nie schlucken. Und dabei verfielen die Spieler in und grün und weiß wieder in die in dieser Saison so gut bekannten Muster. Schlechte Zuordnung im Strafraum, pomadiges Zweikampfverhalten, schlechtes defensives Umschaltspiel. Dazu kam dann auch noch, dass Koen Casteels einen gebrauchten Tag erwischte. Bei drei der Gegentreffer vor der Pause machte der Belgier keine gute Figur.

In der 51. Minute konnte sich der Torhüter dann gegen Reus immerhin mal auszeichnen. Aber was sollte nun noch helfen? Kohfeldt stellte defensiv auf eine Viererkette um. Schon kurz vor der Pause kam Kevin Mbabu für den angeschlagenen Maxence Lacroix. Zudem musste der schwache Max Kruse im zweiten Durchgang für Jerome Roussillon Platz machen. Die Dortmunder kümmerte das wenig. Die machten da weiter, wo sie vor dem Pausentee aufgehört hatten. Haaland machte sein zweites Tor (54.), die VfL-Abwehr war wieder zu langsam – im Kopf und in den Beinen gleichermaßen.

Wird es für den VfL Wolfsburg jetzt noch einmal eng?

Das Spiel wirkte wie ein Erstrundenmatch im Pokalwettbewerb, in dem ein Bundesligist gegen einen Amateurklub antritt. Der BVB konnte schalten und walten, wie er wollte. Er war gierig. Die Wölfe ließen es über sich ergehen und konnten sich kaum wehren. Abgesehen von ganz wenigen Momenten gab es keine Lichtblicke – auch wenn Ridle Baku noch den Ehrentreffer erzielte (82.).

Und so kassiert der VfL Wolfsburg den nächsten Nackenschlag der Saison – und was für einen. Auch im 14. Anlauf in Serie ist gegen die Borussia nichts zu holen. Durch den Sieg von Hertha BSC beim FC Augsburg und das Remis des VfB Stuttgart ist der Vorsprung auf den Relegationsplatz wieder ein Stückchen geschmolzen. Das Polster beträgt jetzt noch sechs Punkte.