Braunschweig. Fußball-Drittligist Eintracht Braunschweig hat Marco Antwerpen als neuen Trainer verpflichtet – nur einen Tag nach der Trennung von Christian Flüthmann.

Anzusehen war ihm der Schlafmangel nicht. Trotzdem kann man sich gut vorstellen, dass Peter Vollmann das Wochenende nicht gerade mit gemütlichen Stunden auf dem heimischen Sofa verbracht hat. „In den letzten 60 Stunden habe ich sehr wenig geschlafen, so wenig wie noch nie“, sagte Eintrachts Sportdirektor am Montag. Neben ihm auf dem Podium im Presseraum des Stadions saß Marco Antwerpen und sah dagegen ganz quietschfidel aus. Er ist einer der Gründe, warum Vollmann in den vergangenen Tagen wenig Zeit zum Ausruhen hatte.

Antwerpen soll als neuer Trainer Braunschweigs Drittliga-Fußballer nach acht Spielen mit nur einem Sieg wieder auf Kurs bringen , und Vollmann war zuletzt gemeinsam mit Aufsichtsrat Tobias Rau nicht nur bemüht, aus drei ernsthaften Kandidaten den aus ihrer Sicht richtigen Mann für diese Ausgabe aussuchen, sondern gleichzeitig auch die Trennung vom bisherigen Coach Christian Flüthmann in die Wege zu leiten. Dem trauten der Sportdirektor sowie das Führungspersonal der Eintracht nicht mehr zu, die Wende zu schaffen.

Deshalb hat nun Antwerpen bei den Löwen das Sagen und soll vielleicht nicht alles anders, aber doch vieles besser machen bei den Blau-Gelben. Das wird vielleicht gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass Flüthmann die Eintracht immerhin auf dem fünften Tabellenplatz verlassen musste. Aber dem 37-Jährigen wurde intern vorgeworfen, die Mannschaft nicht richtig im Griff gehabt zu haben.

Dazu möchte sich Flüthmanns Nachfolger nicht äußern. „Es machte keinen Sinn, nach hinten zu schauen. Mein Fokus liegt allein auf der Partie gegen Chemnitz“, sagt der 48-Jährige. Seiner Premiere als Trainer der Blau-Gelben am Samstag (14 Uhr) vor heimischer Kulisse blickt er mit viel Vorfreude entgegen. „Ich kann mich noch an das letzte Spiel erinnern, dass ich hier mit Münster in Braunschweig absolviert habe. Das war vor einer beeindruckenden Kulisse mit einer ganz tollen Atmosphäre. Ich fiebere dem Spiel gegen Chemnitz entgegen, um das jetzt mal als Trainer von Eintracht Braunschweig zu erleben“, sagt Antwerpen.

Er hatte sich die Partie seines neuen Teams am vergangenen Spieltag gegen seinen Ex-Klub Münster im Fernsehen angeschaut und festgestellt: „Ich denke schon, dass wir über eine qualitativ gute Mannschaft verfügen, die aus welchen Gründen auch immer in Schwierigkeiten geraten ist. Unsere Aufgabe besteht nun darin, dass Potenzial der Spieler wieder herauszuholen.“ Wie er das machen will, ließ er noch zu größeren Teilen offen. Aber es ist klar, was sich die Eintracht-Verantwortlichen von Antwerpen, der optisch ein wenig an Vor-Vorgänger André Schubert erinnert, erhoffen. Er soll Eintrachts Spielern, die unter Flüthmann angeblich eine zu lange Leine genossen, wieder klare Grenzen aufzeigen. „Es kommt schon in gewissen Bereichen darauf an, dass Faktoren eingehalten werden. Disziplin, Akzeptanz und Respekt. Das sind Dinge, die sind nicht nur im Fußball wichtig. Mit solchen Werten sollte man gut umgehen und sie auch in eine Mannschaft implementieren“, beschreibt Antwerpen, wie er sich die Zusammenarbeit vorstellt.

Zwei, die die Arbeit des Trainers bereits von ihrer Station bei Preußen Münster kennen, sind Danilo Wiebe und Martin Kobylanski. Und gerade Letzterer hatte Flüthmann in den vergangenen Wochen die Arbeit schwer gemacht . „Wir haben Martin in seiner Leistung schon sehr stabilisiert. Er hat viele Tore geschossen, war stellvertretener Kapitän, man kann mit ihm vernünftig über Fußball sprechen“, erinnert sich Antwerpen positiv an die gemeinsame Zeit mit dem Mittelfeldspieler in Münster. Trotz dieser Schwärmerei schiebt er einen kleinen Seitenhieb in Richtung des Spielmachers hinterher. „Wenn er in allen Bereichen solche Leistungen bringen würde, wäre er wahrscheinlich nicht in der 3. Liga.“

Antwerpen selber sorgte für etwas Überraschung, dass sein Vertrag mit der Eintracht auf seinen Wunsch hin erst einmal nur bis Saisonende läuft. „Die Dauer ist nicht das Entscheidende, sondern die Aufgabe, die reizt. Den Blick schon so weit nach vorne zu richten, ist in meinen Augen sowieso nicht das Richtige“, erklärt er dazu. Für ihn zählt erst einmal nur die Partie am Samstag gegen Chemnitz und ein möglichst guter Start bei der Eintracht.