Braunschweig. Die 3. Liga ist eine Spielklasse voller Traditionsvereine wie Eintracht Braunschweig – doch sie hat den Ruf einer Pleiteliga.

Ab Freitag rollt im deutschen Profifußball wieder der Ball: Der TSV 1860 München und Preußen Münster eröffnen um 19 Uhr im Stadion an der Grünwalder Straße die Drittliga-Saison 2019/2020. Am Samstag folgt das Topspiel 1. FC Magdeburg gegen Eintracht Braunschweig, das die ARD in der Sportschau direkt von 17.45 Uhr an überträgt.

Die 3. Liga ist eine Spielklasse der klangvollen Namen: 1. FC Kaiserslautern, Eintracht Braunschweig, Magdeburg, Hansa Rostock, 1860 München, MSV Duisburg, KFC Uerdingen: Zum Teilnehmerfeld gehören deutsche Meister, DFB-Pokalsieger – und mit Magdeburg gar ein Europapokal-Gewinner:

Die Qualität der Liga habe sich in den zurückliegenden Jahren Saison für Saison gesteigert, sagt Eintrachts Sportdirektor Peter Vollmann. Und er liefert eine Begründung dafür, dass die Klubs immer enger zusammenrücken: „Ich könnte zum Beispiel keine Mannschaft nennen, von der ich sagen würde, die schaffen den Klassenerhalt nicht.“

Ganz viel Tradition

Was haben Kaiserslautern, Duisburg, 1860 München, Braunschweig und Preußen Münster gemeinsam? Das sind 5 der 16 Gründungsmitglieder der Bundesliga im Jahr 1963. In der aktuellen 3. Liga steckt ohnehin ganz viel Bundesliga.

Hier spielt die dritte Liga 2019/20.
Hier spielt die dritte Liga 2019/20. © Jürgen Runo

Das Geld ist knapp

Die Etats der 20 Klubs liegen geschätzt zwischen zwei und acht Millionen Euro. Die Drittligisten kassieren durchschnittlich 1,28 Millionen Euro jährlich aus der TV-Vermarktung des DFB und damit über zehn Millionen Euro weniger als die Zweitliga-Klubs, obwohl der Aufwand ähnlich groß ist. Eintrachts Sportdirektor Peter Vollmann könnte sich zum Beispiel vorstellen, dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) als Dachorganisation der beiden höchsten Spielklassen es in der Zukunft finanziell belohnt, wenn ein Spieler aus der 3. Liga den Sprung ganz nach oben schafft.

865 Bundesliga-Einsätze

In Marvin Compper (195 Spiele), Kevin Großkreutz (186), Stefan Aigner (148), Dominic Maroh (133), Sascha Mölders (103) und Timo Gebhart (100) spielen sechs Akteure in Liga drei, die 100 oder mehr Bundesligapartien absolviert haben. Das Sextett kommt zusammen auf 865 Einsätze im deutschen Oberhaus.

TV-Spiele

Die Telekom überträgt mit dem Internet-TV-Sender „Magenta Sport“ schon seit der Saison 2017/18 alle 380 Spiele direkt. Zudem gibt es in den dritten Programmen zwei Spiele pro Spieltag live. Es gibt auch eine Neuerung: „Magenta Sport“ überträgt die zeitgleichen Spiele auch als Konferenz.

Zuschauerzahlen

Exakt 3.090.122 Besucher sahen in der Spielzeit 2018/2019 die 380 Drittliga-Partien im Stadion. Zum ersten Mal wurde die Marke von drei Millionen Zuschauern überschritten. Im Schnitt kamen 8132 Fans pro Begegnung. Von solchen Zahlen können die Handballer und Basketballer nur träumen. Großen Anteil am Besucher-Boom in der 3. Liga hatten der 1. FC Kaiserslautern (Schnitt: 21.315), Eintracht Braunschweig (18.047) und TSV 1860 München (14.953). Mit Magdeburg, Duisburg sowie den Aufsteigern Mannheim und Chemnitz kommen neue Zuschauer-Magneten hinzu.

Das Kuriosum

Obwohl die 3. Liga mit ihren vielen Traditionsklubs sehr attraktiv ist und die Zuschauerzahlen gut sind, hat sie den Ruf der Pleiteliga. Seit Einführung der 3. Liga zur Saison 2008/2009 meldeten Alemannia Aachen, VfR Aalen, FSV Frankfurt, Chemnitzer FC und Rot-Weiß Erfurt Insolvenz an. Mehreren Vereinen drohte in den Vorjahren immer wieder die Insolvenz. Unterhaching entschied sich nun dazu, an die Börse zu gehen. Die Spielvereinigung sichert sich so nach eigenen Angaben den Etat für die kommenden drei Spielzeiten und will mittelfristig in die 2. Liga zurückkehren.