Wolfsburg. Der VfL-Coach trainierte vor zehn Jahren den kommenden Gegner Bayer Leverkusen. Im Rückblick sagt er: „Das war eines der talentiertesten Teams, das ich je trainieren durfte.“

Die Stimmung im Team des VfL Wolfsburg kann kaum besser sein. Für gestern Vormittag hatte Bruno Labbadia einen Mix aus Entlastung und Spaß angesetzt. Erst dehnten sich die Spieler die Anstrengung des Dienstags aus der Muskulatur, dann stand die erste Aufgabe an, die in großem Gelächter endete: eine modifizierte Liegestütz-Challenge. Im Anschluss daran spielten die Profis einen Mix aus Fuß- und Volleyball – und wieder war die Freude groß. Der erkämpfte 2:1-Sieg gegen Schalke 04 hat offenbar langfristigen Effekt auf die Emotionen. Nicht mal die schwere Verletzung des Kapitäns Josuha Guilavogui trübt die Stimmung vor dem zweiten Ligaspiel der Saison.

Am Samstag tritt Labbadias VfL bei einem seiner Ex-Klubs an: Bayer Leverkusen. Die Werkself ist mit einer 0:2-Pleite bei Dieter Heckings Mönchengladbachern in die Spielzeit gestartet und steht daher schon jetzt ein wenig unter Erfolgsdruck.

Aus alter Verbundenheit wird Labbadia allerdings keine Zähler in Leverkusen lassen. Zu viel hat sich seit der Saison 2008/2009 verändert, als der Trainer mit Bayer sogar ins DFB-Pokalfinale einzog, aber mit 0:1 gegen Bremen verlor. Aus dem Endspielkader ist mittlerweile kein einziger Spieler mehr beim Werksclub. Labbadia denkt trotzdem noch gerne an seine Saison in Leverkusen. „Das war eines der talentiertesten Teams, das ich je trainieren durfte“, sagt der Wolfsburger Coach. Er hat Leverkusen damals im „brutal offensiven“ 4-1-3-2-System spielen lassen. Mit René Adler, Gonzalo Castro, Artura Vidal, Renato Augusto und Toni Kroos strotzten Labbadias Leverkusener nur so vor Talent und jugendlichem Elan. „Wir haben oft toll gespielt. Ich habe da wirklich gerne gearbeitet, weil es viel Spaß gemacht hat.“

Doch die Beziehung ging in die Brüche. In der Liga langte es nach einer schwachen Rückrunde nur zu Platz 9, auch der Einzug ins Pokalfinale reichte nicht aus für eine weiteren Zusammenarbeit. Ein Grund: Unmittelbar vor dem Endspiel hatte Labbadia mit einem Interview für Aufsehen gesorgt, in dem er unter anderem die Bayer-Bosse scharf kritisierte. „Stil und Zeitpunkt waren unglücklich“, moserte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Nur kurze Zeit später war Labbadia entlassen und schloss sich dem HSV an. „Mit dem Wissen von heute wäre es damals noch besser gelaufen, wir hätten noch mehr herausholen können“, sagt Labbadia.

Sein heutiger Klub, der VfL, hat fast traditionell Probleme, in Leverkusen zu gewinnen. Von 22 Spielen in der Arena holten die Grün-Weißen nur zwei Siege: einen 1977 in der 2. Bundesliga, und einen im Februar 2015. Damals erzielte Bas Dost einen historischen Viererpack beim 5:4-Sieg der Wolfsburger.

Wie sieht Labbadia seinen Ex-Klub heute? „Bayer spielt seit Jahren einen gepflegten Fußball. Die handelnden Personen finden immer wieder Spieler mit sehr guter Mentalität: Bender, Baumgartlinger, Aranguiz – das ist eine gute Mannschaft und für uns eine interessante Aufgabe. Mir ist wichtig, dass wir die Freude aus dem Schalke-Spiel mitnehmen und Lust auf die Partie haben.“ Danach sah zumindest gestern stark aus. leha