Braunschweig. In Braunschweig werden verschiedene Podcasts produziert. Aber wie entsteht so ein Format? Podcast-Redakteur Lukas Mauri erklärt es im Interview.

Egal ob über Fußball, Kriminalität, Schicksale, Hintergrundwissen aus dem Journalismus – bei den Podcasts der Braunschweiger Zeitung geht es um zahlreiche unterschiedliche Themen. Doch wie entsteht überhaupt so ein Podcast?

Das erklärt uns Lukas Mauri, ehemaliger Volontär bei Radio38 und nun Online-Redakteur unserer Zeitung. Er ist zuständig für die Sparte „Podcast“.

So entsteht ein Podcast:

  • Idee: Am Anfang steht immer die Idee. Wovon soll der Podcast handeln? Wer moderiert den Podcast? Wer sind eventuelle Gäste?
  • Umsetzung: Die Podcast-Folge wird mithilfe eines Mikrofons und eines Aufnahmegeräts (kann auch ein Smartphone sein) aufgenommen.
  • Schnitt: Die Folge wird auf dem Smartphone oder am Computer mit einem Schnittprogramm geschnitten. Eventuell werden immer wiederkehrende Elemente, wie zum Beispiel ein Intro und Outro, reingeschnitten.
  • Postproduktion: Die fertige Folge wird als MP3-Format gespeichert und auf den verschiedenen Kanälen (z.B. Spotify oder Apple Podcast) hochgeladen. Dazu gehört eine Folgen-Beschreibung und ein Cover des Podcasts

Wie entsteht so ein Podcast von der Idee bis zum Hören?

Man braucht erstmal ein interessantes Thema und muss überzeugt davon sein, dass es auf Interesse stößt. Und dann muss man sich überlegen, wie man das Ganze verpackt. Ein Podcast ist ein wahnsinnig offenes Format. Man kann im Grunde machen, was man möchte. Das ist das Tolle an dem Format. Podcasts eignen sich ideal, um Sachen auszuprobieren.

Was sind für Dich gute Podcast-Themen?

Grundsätzlich wirklich alle Themen! Viele Podcasts befassen sich mit Nischen-Themen und Spezial-Interessen, wie beispielsweise Crime-Podcasts. Viele Menschen hören Podcasts, die von ihren Hobbies handeln. Dann gibt es die klassischen Talk-Formate oder “Laberpodcasts“, die kein dezidiertes Thema haben, sondern vor allem von ihren Protagonisten leben – wie zum Beispiel Jan Böhmermann. Es gibt aber auch Nachrichtenpodcasts.

Themen, Rituale und Co.: Das gehört zu einem guten Podcast

Wie lang sollte ein Podcast sein?

Podcasts nutzen viele Hörerinnen und Hörer häppchenweise. Sie hören morgens während der Autofahrt 20 Minuten und auf der Rückfahrt geht es weiter. Irgendwann haben sie die Folge durch. Dieser Folgen-Gedanke ist beim Podcast ziemlich gelöst.

Bei der Braunschweiger Zeitung werden die Podcasts in einem separaten Podcast-raum aufgenommen - mit Mischpult, Mikrofon und Kopfhörern.
Bei der Braunschweiger Zeitung werden die Podcasts in einem separaten Podcast-raum aufgenommen - mit Mischpult, Mikrofon und Kopfhörern. © Celine Wolff

Worauf sollte man beim Podcast achten?

Also das erste, was man beim Radio lernt: Wenn man ins Mikrofon spricht, sollte man so erzählen, als würde man zu einem guten Freund oder einem Kollegen, einer Kollegin sprechen. Natürlich gibt es auch Podcasts von Deutschlandfunk, bei denen diese Regeln nicht gelten. Aber ich finde, diese Regeln sind wichtig, um eine Beziehung zum Hörer aufbauen zu können. Außerdem muss man das Mikrofon vergessen. Man braucht einen sympathischen Protagonisten. Und: Im besten Fall hört es sich für den Hörer so an als würde er zu Besuch bei Freunden sein.

Was macht einen guten Podcast aus?

Ein guter Podcast ist wie eine gute Serie. Da gehören dann zum Beispiel auch Rituale zu. Der Hörer mag es total gerne, wenn sich bestimmte Elemente wiederholen und er sich darauf freuen kann. Das kann ein bestimmtes Ritual bei der Begrüßung sein oder verschiedene Rubriken. Und der Hörer erwartet, etwas aus einem Podcast mitzunehmen. Entweder er möchte unterhalten werden oder er möchte etwas lernen. Am Ende braucht es immer eine Botschaft oder einen Mehrwert.

Wie können Menschen, die jetzt zum Beispiel nicht in einem Medienhaus arbeiten, einen Podcast machen?

Es kommt darauf an, wie weit man gehen möchte. Wenn man begrenzte Möglichkeiten hat, ist es völlig ausreichend, mit einem Handy oder einem Computer zu arbeiten. Mittlerweile ist es selbst beim Radio so, dass bei Reportereinsätzen das Smartphone gezückt wird. Dann spricht man etwas ein, was auch so gesendet wird. Mittlerweile ist die Qualität von Mikrofonen selbst in Handys völlig ausreichend. Da merkst du selbst im Radio nicht, ob das Gesprochene vom Handy kommt oder von einem teuren Mikrofon. Von daher ist allein schon das Smartphone eine gute Startgrundlage. Theoretisch kann man selbst mit dem Smartphone Audioschnipsel schneiden. Es gibt mittlerweile auch gute Gratissoftware für den Computer, wie Audacity.

Was sind deine Lieblingspodcasts?

Ich probiere mich immer mal so durch. Ich höre einen Podcast von „Deutschlandfunk Kultur“ über Podcasts. Da sprechen sie über die Szene und man wird immer informiert. Ich höre auch viel Crime-Podcasts. Ich liebe aber auch „Laber“-Podcasts, bei denen nebenbei ein bisschen geplauscht wird, ohne dass es um konkrete Themen geht.

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Medienhäuser wollen mit Podcasts neue Nutzerinnen und Nutzer gewinnen

Warum machen Medienhäuser jetzt überhaupt so viel Podcasts?

Weil ein Podcast ein tolles Format ist, das uns viele neue Möglichkeiten eröffnet, mit denen wir zu unseren – vor allem jungen – Nutzerinnen und Nutzern eine viel größere Nähe aufbauen können. Studien zeigen, dass die Nutzungsdauer von Audio-Formaten immer weiter steigt, während die Text-Nutzung sinkt. Im Vergleich zu Texten können wir unsere Inhalte mit unserer Stimme auf einer neuen, oft emotionaleren Ebene transportieren. Viele Hörer entwickeln zu ihren Lieblingspodcasts eine enge Bindung.

Welche Podcasts sind das zum Beispiel?

Ein schönes Beispiel für die emotionale Ebene ist unser Lieblingsmenschen-Podcast. In einer Folge erzählt Clemens Wolf über seine Krebserkrankung. Davon nur zu lesen, ist etwas anderes, als ihn tatsächlich sprechen zu hören. Aber auch die Tatsache, dass wir Redakteure zu unseren Hörern sprechen können, ist ein großer Vorteil. Wenn etwa unsere Sportredakteure im Wölfe-Talk über das Geschehen beim VfL Wolfsburg fachsimpeln, sich vielleicht sogar über die Taktik von Trainer Florian Kohfeldt streiten, dann kann das nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam sein.

Du bist im Haus nun für Podcasts zuständig, was ist deine Aufgabe?

Podcasts sind eine tolle und interessante Möglichkeit, die Inhalte unserer Zeitung auf einer ganz anderen Ebene zu präsentieren und unsere Kundinnen und Kunden auf neuem Weg zu erreichen. Podcasts haben den großen Vorteil, Hörer eng und intensiv einzubinden, weil im Idealfall eine Beziehung zwischen Hörer und Moderator oder Moderatorin entsteht. Ich erstelle nun einen festen Sendeplan, damit sich die Hörer wirklich drauf verlassen können, wann die Podcasts erscheinen.

Hier geht es zu den Podcasts der Braunschweiger Zeitung.