Braunschweig. Roland Kaiser singt für die SPD, Sascha Hehn wirbt auf der CDU-Homepage für die Kanzlerin: Im Wahlkampf freuen sich Parteien über prominente Helfer.

Ein Leser, der sich Urnengänger nennt, fragt auf unseren Internetseiten:

Bringt das denn überhaupt was, diese Unterstützung durch Promis?

Die Antwort recherchierte Andre Dolle

In Talkshows, Zeitungsanzeigen und auf den Marktplätzen der Republik rühren Prominente die Werbetrommel für die favorisierte Partei. Und den Strategen in den Parteizentralen kommen sie gerade recht, lassen sich mit Promis doch Leute ansprechen, die die Parteien sonst womöglich nie erreichen würden.

„Promis haben ihre eigenen Fans, die über das Potenzial der Parteien hinausgehen“, sagt Michael Spreng unserer Zeitung. Als der Politikberater 2002 den Wahlkampf von Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) leitete, wollte er zum Teil auch auf Promis setzen. „Das war sehr mühsam, viele wollten sich nicht vor den Karren spannen lassen“, erklärt Spreng.

Das hat sich offenbar etwas geändert. Auf den Internetseiten der CDU gibt es sogar ein eigenes Promi-Portal. „Wir stimmen für Merkel“ heißt es. Dort werden 52 Persönlichkeiten präsentiert, die ihre Argumente für die Wiederwahl der Kanzlerin nennen. „Angela Merkel repräsentiert als Mensch und Kanzlerin ein Deutschland, in dem man gern zuhause ist“, sagt etwa Modedesigner Wolfgang Joop. Neben Joop unterstützen Schauspielerin Uschi Glas, das Moderatoren- und Gesangsduo Marianne & Michael sowie Ex-Fußball-Nationalspieler Christoph Metzelder die CDU.

Der sicher erfahrenste prominente Wahlhelfer ist wieder einmal Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass, der wie einst unter Willy Brandt der SPD auch mit Kanzlerkandidat Peer Steinbrück die Unterstützung nicht versagt. Die SPD präsentiert ihre prominenten Unterstützer im Internet nicht so offensichtlich wie die CDU. Doch auf der Website „Aktion für mehr Demokratie“ setzen sich neben Grass auch Schauspieler Armin Müller-Stahl, Hollywood-Kameramann Michael Ballhaus und Komiker Ingo Appelt für die Sozialdemokraten ein.

Die FDP hat es da schon schwerer, prominente Helfer zu finden. Schauspieler Sky du Mont, Schlagerstar Bernhard Brink und Verleger Florian Langenscheidt sind bekennende FDP-Anhänger. Im laufenden Wahlkampf sind sie aber noch nicht für die FDP aufgetreten, die um den Wiedereinzug ins Parlament kämpft.

Bei den Grünen bekennen die Musiker Peter Fox und Nina Hagen sowie die Schauspielerin Jasmin Tabatabai und Schriftsteller Feridun Zaimoglu Farbe.

Bei den Linken ist der einstige „Tatort“-Kommissar Peter Sodann ein bekannter Helfer. Autor Wladimir Kaminer las bereits bei Wahlveranstaltungen der Partei.

Politikberater Spreng ist skeptisch, ob diese Wahlhilfe sich wirklich auszahlt: „In Deutschland verfahren die Parteien eher nach dem Prinzip Masse statt Klasse.“ Echte Superstars wie Iris Berben, die mit der SPD sympathisiert, seien selten. „In den USA ist das ganz anders. Da sammeln Superstars wie George Clooney sehr viel Geld für die Parteien ein“, sagt Spreng. Diese Kultur des sogenannten Fundraising sei bei uns undenkbar.

Geld zahlen müssen die Parteien an die Prominenten jedoch nicht, sagt Spreng. Unsere Leserin Gisela Kamp aus Braunschweig wollte das wissen. „Das wäre ein Skandal, wenn Geld fließen würde. Das würde auch schnell herauskommen, wenn Parteien Promis kaufen“, sagt Spreng.

Schlagersänger Roland Kaiser erklärt dazu: „Ich engagiere mich aus Überzeugung, dass meine Musiker und Techniker jedoch leben müssen, das steht auf einem anderen Blatt.“