Hannover. . Ein bedrohter Wolfsberater wurde vom Ministerium abberufen. Für den „Problemwolf“ aus dem Rodewalder Rüde gibt es auch eine überraschende Wende.

Der Leitrüde des Rodewalder Wolfsrudels im Landkreis Nienburg wird vorerst nicht getötet. Das Umweltministerium wolle erst eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Oldenburg abwarten, teilte das Ministerium am Freitag mit. Der Eilantrag richte sich gegen den Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz als zuständige Behörde.

Hintergrund sei, dass der „Freundeskreis freilebender Wölfe“ rechtlich gegen den geplanten Abschuss vorgehe, berichtete der NDR. Das Ministerium hatte den Rüden im Januar zum Abschuss freigegeben. Im April 2016 war bereits der auch Kurti genannte Wolf MT6 mit behördlicher Genehmigung erschossen worden. Das Umweltministerium berief am Freitag auch einen bedrohten Wolfsberater im Landkreis Nienburg ab.

Persönliche Anfeindungen

Als Grund wurden zunehmende persönliche Anfeindungen genannt. Der Mann habe darum gebeten, von seinem Ehrenamt entbunden zu werden. „Eine weitere Tätigkeit war aus Fürsorgegründen nicht mehr zu verantworten“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums.

„GW 717m“ steht für einen männlichen (m) Grauwolf (Grey Wolf) mit der Codenummer 717. Der Leitwolf des Rodewalder Rudels riss auch Rinder und Ponys, deshalb soll er getötet werden. Dem Wolfsberater wurde nach eigenen Angaben in einer Mail unterstellt, persönlich für die Entscheidung, das Tier zu erschießen, verantwortlich zu sein. Der Mann sei nicht darin eingebunden worden, sagte dagegen die Ministeriumssprecherin.

Minister Olaf Lies (SPD) bezeichnete Behinderungen und Bedrohungen von Wolfsberatern als inakzeptabel. Damit sei weder den betroffenen Nutztierhaltern, noch dem Artenschutz geholfen.

Mehr als 40 Risse wurden Problemwolf zugeordnet

Landesweit gibt es rund 100 Wolfsberater, im Landkreis Nienburg sind es jetzt noch 4. Die Berater sollen die erste Anlaufstelle für von Rissen betroffene Weidetierhalter sein, ihre Arbeit ist ehrenamtlich. Eine wichtige Aufgabe ist die Beratung bei den erforderlichen Abwehrmaßnahmen. So geht es oft darum, welche Zäune erforderlich sind, um Weidetiere vor einem Wolfsangriff zu schützen. Eine besondere Ausbildung wird nicht vorausgesetzt.

MT6 war seinerzeit von einem Polizisten erschossen worden, weil der Rüde einen Hund angegriffen und zu wenig Scheu vor Menschen gezeigt hatte. Ob der Rodewalder Rüde von einem Jäger oder der Polizei getötet werden soll, hat das Ministerium offen gelassen.

Berfürchtung: Wolf könnte Verhalten auf Rudelmitglieder übertragen

„Mehr als 40 Risse von Nutztieren, darunter Schafe, Rinder, Ponys und ein Alpaka, konnten ihm genetisch eindeutig zugeordnet werden“, sagte Ministeriumssprecherin Lotta Cordes. „Wir haben das Verhalten des Wolfes über Wochen intensiv beobachtet und keinen anderen Weg mehr gesehen. Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und nach juristischer Prüfung keine Alternativen gesehen“, betonte sie. Es sei zu befürchten gewesen, dass der Wolf sein Verhalten an andere Rudelmitglieder weitergeben würde.

Neue Kunde zum Wolf hatte am Freitag auch die Landesjägerschaft, sie ist für die Beobachtung der Tiere zuständig. In der vergangenen Woche sei ein neues Rudel in der Gemeinde Amt Neuhaus nördlich der Elbe nachgewiesen worden. Damit sind es nun mindestens 22 Rudel in Niedersachsen, die Jäger gehen von insgesamt rund 250 Einzeltieren aus. Sichtungen können künftig mit der Smartphone-App „Wolfsmeldungen Niedersachsen“ an die Monitoring-Datenbank durchgegeben werden. dpa