„Institutionen, denen die Mitglieder davonlaufen, leiden oft unter hausgemachten Problemen. Da stellen die beiden großen Kirchen keine Ausnahme dar.“

Institutionen, denen die Mitglieder in Scharen davonlaufen, leiden oft unter hausgemachten Problemen. Da stellen die beiden großen Kirchen Deutschlands keine Ausnahme dar. Der Missbrauch durch Geistliche und die halbherzig wirkende Aufklärung der Taten haben vermutlich die Austrittsgesuche noch einmal erhöht.

Die Landeskirche Braunschweig tut daher gut daran, die Frage, wie man künftig den Schutz vor sexualisierter Gewalt in den Räumen der Kirche verbessern kann, offensiv anzugehen. Das von der Synode beschlossene Gesetz soll im besten Fall präventiv abschrecken, Interventionsmöglichkeiten für kirchliche Behörden bieten und Opferhilfe rechtssicherer machen.

Noch sind wenige Missbrauchsfälle auf dem Gebiet der Landeskirche bekannt. Gott sei Dank. Hier auf Zeit zu spielen, war für die Verantwortlichen aber keine Option. Denn werden Schutzbefohlene Opfer von Machtmissbrauch, stellt das das Gegenteil von Nächstenliebe dar.

Die Tatsache, dass ihre Anziehungskraft nachlässt, entbindet Kirchen nicht davor, Verantwortung im Sinne der noch verbliebenen Mitglieder zu übernehmen. Dazu gehört für viele auch das sich Einmischen in aktuelle politische Debatten wie Krieg und Frieden. Wenn Kirche mit ihrer Position glaubwürdig durchdringen will, muss sie erst eigene Hausaufgaben lösen. Die Schwachen schützen, den Opferschutz stärken: In Braunschweig wurde ein Schritt in die richtige Richtung gemacht.