„Das Beispiel Großbritannien zeigt, was passiert, wenn die Gefahr nicht rechtzeitig erkannt und ernst genommen wird.“

Wer sich bei mehr als 30 Grad die FFP2-Maske überstülpen muss, fühlt sich wie in einer voll besetzten finnischen Sauna – aber mit Wintermantel. Die Sehnsucht, den Lappen in die nächste Tonne zu werfen, wächst von Tag zu Tag. Sie wird befeuert durch Lockerungen in fast allen Urlaubsregionen und die erfreulichen Zahlen des Robert-Koch-Instituts. Die Impfquote steigt. Was soll jetzt noch kommen?

Die Delta-Variante des Coronavirus! Das Beispiel Großbritannien zeigt, was passiert, wenn die Gefahr nicht rechtzeitig erkannt und ernst genommen wird. Die Delta-Variante macht auf der Insel über 90 Prozent der Neuinfektionen aus. Obwohl die Impfquote deutlich höher ist als in Deutschland, haben sich die Infektionszahlen rasant erhöht. Den „Tag der Freiheit“ am 21. Juni, an dem alle Einschränkungen aufgehoben werden sollten, musste Premier Johnson absagen.

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Delta-Variante des Coronavirus ist ansteckender

Die Delta-Mutation ist tückisch: Sie ist viel ansteckender und erst die zweite Impfung bietet ausreichend Schutz vor einer schweren Erkrankung. Zudem kommt die Infektion in vielen Fällen wie eine Erkältung daher, wird oft gar nicht erkannt und deshalb weitergetragen.

Das bedeutet für uns alle weiterhin Vorsicht, Rücksichtnahme und Selbstschutz – also Abstand und Anstand. Nur so lässt sich eine vierte Welle im Herbst verhindern. Das gilt vor allem fürs Reisen. Die Delta-Variante darf nicht als Souvenir im Reisegepäck nach Hause kommen. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Impfquote lässt sich nicht über Nacht erhöhen. Deshalb ist es richtig, an der Testpflicht für Reisende festzuhalten. Das klingt nach Miesmacherei, ist es aber nicht. Vieles deutet darauf hin, dass wir Corona nicht besiegen werden, sondern lernen müssen, mit dem Virus und seinen Mutationen zu leben. Die Debatte darüber hat noch gar nicht begonnen.