„Insofern ist die späte Erlaubnis, den raren Impfstoff auch in Hausarztpraxen zu impfen, im Nachhinein doch richtig gewesen.“

Die gute Bekannte war schon dran. Sie ist Mitte 40, hat keine Vorerkrankungen, arbeitet weder in der Pflege noch pflegt sie Angehörige. Allein ihre Hausärztin wird wissen, warum sie sie bereits gegen Corona geimpft hat.

Auch in den sozialen Medien posten immer mehr Menschen das Pflaster an ihrem Arm, frei nach dem Motto: Ich habe es geschafft! So viel Euphorie, Glück oder gute Kontakte lösen bei vielen Menschen Neid aus. Doch ist das alles so richtig?

Eher nicht. Denn die geimpfte Freundin traut sich nicht, ihren Kollegen und Nachbarn zu erzählen, dass sie die Spritze schon bekommen hat. Sie hat die Chance ergriffen, ohne dass sie viel dafür tun musste. Wer kann es ihr verdenken? Denn mit einer Impfung sinkt die Angst vor einer Ansteckung, vor einem schweren Verlauf erheblich und locken Freiheiten.

Und natürlich gibt es noch einen weniger egoistischen Grund: Denn das Ziel ist die Herdenimmunität. Jeder Geimpfte macht die Gemeinschaft stärker, führt zu der früheren Rückkehr zu dem Alltag, den sich die meisten wünschen.

Und trotzdem kommt der Neid nicht ganz unberechtigt. An dem Gefühl ist etwas Wahres dran. Es ist die immer lauter werdende Kritik daran, wie es läuft.

Daher ist ein bisschen von dem Neid völlig berechtigt und logisch. Insofern ist die späte Erlaubnis, den raren Impfstoff auch in Hausarztpraxen zu impfen, im Nachhinein doch richtig gewesen. So hat die Bundesregierung garantiert, dass erst die sehr alten Menschen und die Kranken drankommen.

Stand jetzt sind bereits 7,5 Prozent der Deutschen zweimal geimpft, knapp 25 Prozent haben eine erste Dosis erhalten. Es bleibt also noch ein bisschen Zeit für Neid. Aber ist das nun schlimm? Überhaupt nicht. Denn wer sich impfen lassen möchte, ist wenigstens kein Impfverweigerer.