„Trump hatte auf die florierende Wirtschaft und die historisch niedrige Arbeitslosenrate gesetzt. Doch Corona verhagelte diese Bilanz.“

Je näher der Termin der US-Präsidentschaftswahl rückt, desto fiebriger wird die Luft in Washington. Die politischen Sitten, die unter Donald Trump rau wie nie geworden sind, sinken auf immer neue Tiefststände. Der Amtsinhaber schlägt um sich, poltert, holzt und keilt. Seine Wut bekommt nicht nur sein demokratischer Gegenkandidat Joe Biden ab. Trump beleidigt den Virologen-Papst Anthony Fauci ebenso wie kritisch nachfragende Journalisten.

Seit Monaten liegt Trump in Umfragen hinter Biden. Trump hatte auf die florierende Wirtschaft und die historisch niedrige Arbeitslosenrate gesetzt. Doch Corona verhagelte diese Bilanz. Schlimmer: Trump erwies sich als desaströser Krisenmanager. Im Zuge dieses Fiaskos verprellte der Präsident viele ältere Menschen, die durch das Virus besonders gefährdet sind und deren Unterstützung er bräuchte. Der Chef des Weißen Hauses hofft nun auf ein Wunder in letzter Minute. Im Wahlkampf 2016 bekam er auf der Zielgeraden ein unerwartetes Geschenk. Wenige Wochen vor dem Urnengang kündigte das FBI neue Ermittlungen gegen Hillary Clinton wegen des Gebrauchs eines privaten Servers für dienstliche E-Mails an. Trumps Konkurrentin, die in den Umfragen geführt hatte, wurde beschädigt und verlor.

Auf einen ähnlichen Effekt setzen die Trump-Leute nun mit einer Kampagne gegen Joe Bidens Sohn Hunter. Dieser habe schmutzige Geschäfte mit einem milliardenschweren Oligarchen aus der Ukraine gemacht – und sein Vater, Vizepräsident unter Barack Obama, habe das befördert. Eine höchst dubiose Geschichte, die vor Verleumdungen strotzt. Das Kalkül ist klar: Irgendetwas wird schon hängen bleiben. Auch beim letzten TV-Duell gegen Biden an diesem Donnerstagabend wird Trump noch einmal ganz tief in die Kiste der Negativ-Propaganda greifen.