„Die Grundprobleme hat Tonne geerbt. Doch das Flicken und Stopfen löst sie nicht.“

Dass das neue Schuljahr 2020/2021 hart werden würde, wussten Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne und die Landespolitik seit langem.

Es herrscht chronischer Lehrermangel, wenn auch nicht in jedem Fach und nicht an jeder Schule. Aber insgesamt ist die Decke, nach der sich die Schulen strecken müssen, viel zu kurz. Dazu kam absehbar die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren. Und dann kam auch noch Corona. Das Virus legt nicht nur jahrzehntelange Versäumnisse beim Zustand und der Ausstattung vieler Schulen offen. Wer Hygienekonzepte ohne Waschbecken erstellen soll, ist wahrlich nicht zu beneiden. Die Schul-Cloud des Landes für digitales Lernen musste in einer Art Not-Version vorzeitig ans Netz. Auch das spricht Bände. Und was das Personal angeht, müssen die Schulen nun auch noch sehen, wie sie den Ausfall jener Lehrer auffangen, die mit Vorerkrankungen wegen Corona sicherheitshalber von zuhause aus arbeiten. Dabei soll laut Land zwar auch das reale Infektionsgeschehen eine Rolle spielen. Doch das Zurück zum Klassenverband, und das nach vielen Ferienreisen, vermittelt nicht das Gefühl von Sicherheit. Tonne hat einen Trumpf: Der Minister bleibt gelassen, ist gesprächsbereit und betätigt sich ansonsten als eine Art Bildungs-Klempnernotdienst: Lecks und Löcher stopfen so gut es geht, Kunden beruhigen, gute Stimmung machen. Die Grundprobleme hat Tonne geerbt. Doch das Flicken und Stopfen löst sie nicht, sondern verwaltet letztlich nur ein marodes System.