„Die 17 Toten in Wolfsburg führen drastisch vor Augen, dass das Aussitzen von Problemen tödlich sein kann.“

Die Politik wird in Corona-Zeiten fast täglich auf Unzulänglichkeiten des öffentlichen Lebens gestoßen, die sie seit Jahren nicht gesehen hat oder nicht sehen wollte. Damit wird vermutlich Schluss sein, denn Corona bedeutet auch das Ende von Gewissheiten und politschen Taschenspielertricks: Schluss mit Schwarzer Null, Schluss mit Schuldenbremse, Schluss mit der Auslagerung systemrelevanter Produkte, Schluss mit zu wenig Schutzräumen für Gewaltopfer, Schluss mit einem schlanken, ökonomisierten Gesundheitssystem – die Liste ließe sich leicht verlängern.

Die Politik, so ihr Versprechen, habe verstanden. Kein Stein werde nach der Bewältigung der Krise auf dem anderen bleiben. An diesen Aussagen werden sich alle, die auch nach Corona im Amt bleiben wollen, messen lassen müssen. Die mittlerweile 17 Toten in einem Wolfsburger Heim führen drastisch vor Augen, dass das Aussitzen von Problemen tödlich sein kann.

Im Bereich der Pflege stellt sich hier drängender als anderswo die Frage, warum die Politik nicht längst versucht hat, ein auf Wirtschaftlichkeit getrimmtes System umzubauen. So wurde bereits 2012 eine Pandemie ähnlichen Ausmaßes simuliert und eine Risikoanalyse erstellt, der Betreuungsschlüssel in der Pflege jedoch zuungunsten der dort Angestellten verändert. Fahrlässig! Pflegekräfte, aber auch Mitarbeiter im Bereich der Inklusion, besitzen eine besondere Verantwortung gegenüber den ihnen anvertrauten Menschen. Diese Verantwortung sollte endlich von der Politik honoriert werden. Mehr Lohn zu zahlen, ist nur ein Mittel.