Journalisten sollen sich nicht mit einer Sache gemein machen. Auch nicht mit einer guten. Das hat „Mr. Tagesthemen“ Hanns Joachim Friedrichs einmal gesagt. Das Objektivitäts-Dogma darf aus unserer Regionsbrille mit Blick auf den Südlink einmal getrost vernachlässigt werden. Es ist gut, dass die gigantische Stromtrasse unserer Region erspart bleibt. Wenn es einen vorbelasteten Landstrich gibt, dann ist es der zwischen Harz und Heide.

Wie unter einem Brennglas kommen in unserer Region die Lasten einer veralteten und modernen Energieversorgung zusammen. Hier die Lager für die atomaren Reste des Auslaufmodells Kernenergie, dort die Stromtrassen, mittels derer der Windstrom von den Küsten über unsere Region weiter in die Industriezentren des Südens transportiert werden soll. Die Atommüll-Lager Asse und Schacht Konrad befinden sich bei uns, Morsleben kurz hinter der Landesgrenze in Sachsen-Anhalt ist auch nicht weit entfernt. In wenigen Jahren wird sich unsere durch den Atommüll gebeutelte Region auch noch damit abfinden müssen, dass sich die Stromtrasse Wahle-Mecklar per Freileitung an riesigen Stahlträgern durch die Landschaft schlängelt. Nur gut, dass es nicht auch noch der Südlink ist.

Diese Verteilung der Härten hatten die Netzbetreiber Tennet und TransnetBW wohl kaum im Blick. Auf Nachfrage wollten sie sich nicht dazu äußern. Aber gut, dass nicht auch noch der Südlink durch unsere Region führt. Das muss mal gesagt werden.