„Die schnellere Variante ist anfälliger für lebensgefährliche Missverständnisse“

Manchmal muss man sich entscheiden: Für die schnellere oder die sicherere Variante: Die Debatte um tödliche Rechtsabbiegeunfälle, an denen LKW und Radfahrer beziehungsweise Fußgänger beteiligt sind, ist eines der Beispiele, bei denen beide Varianten gleichzeitig nicht funktionieren. Das Paradoxon, dass zwei Verkehrsteilnehmer Grün haben und dennoch Rücksicht auf der einen und Vorsicht auf der anderen walten muss, lässt sich nicht leugnen.

Die Ampelsysteme gelten in Deutschland als „bedingt verträglich“. So heißt es in der Behördensprache. Grün ist eben nicht gleich Grün, der LKW darf zwar fahren, muss aber dennoch auf Fußgänger und Radfahrer achten. Es ist die schnelle Variante, die anfälliger für am Ende nicht selten tödliche Missverständnisse ist. Andere europäische Länder setzen andere Schwerpunkte. In den Niederlanden gibt es das „Rundum-Grün“ für Fußgänger an großen Kreuzungen. Jeder Fußgänger hat an jeder Ampel Grün. Es wird also keiner gedrängt, schneller die Straße zu überqueren, weil für alle Autos in diesem Moment die Ampeln auf Rot stehen. Das fordert Geduld.

Haben wir die auch in Deutschland? Wollen wir Ampelphasen öfter getrennt schalten und so zwangsläufig verlängern? Können wir es uns persönlich, kann sich es die deutsche Wirtschaft generell leisten, immer länger in schon jetzt staugeplagten Innenstädten den Stillstand an Ampeln zu fristen? Wer mehr Sicherheit im Straßenverkehr fordert, muss vorher diese Fragen beantwortet haben.