Entscheidend aber wird sein, im Alltag gegen Ausgrenzungen, Diskriminierungen und Angriffe vorzugehen.

Die ebenso lange, beklemmende wie verhängnisvolle Geschichte des Antisemitismus lässt sich in unzähligen Werken nachlesen. Dass auch Niedersachsen mit sogenannter antisemitischer Hasskriminalität zu kämpfen hat, ist keine Überraschung.

Zu Recht fordert Niedersachsens Grünen-Fraktion im Landtag Zivilgesellschaft wie Behörden aber auf, genau hinzuschauen. Sie verweisen in einer Landtagsanfrage auf eine Studie der Universität Leipzig von 2016. Danach sind 10,9 Prozent der Befragten der Meinung, dass der Einfluss von Jüdinnen und Juden heute noch zu groß sei.

Welche fatalen Auswüchse solche bizarren Feindbilder in Deutschland 2018 haben können, wurde in Berlin deutlich. Dort wurde ein jüdischer Junge an einer „Elite-Schule“ über Monate gemobbt, an einer anderen Schule in Berlin drohten arabischstämmige Mitschüler einer Mitschülerin mit einem jüdischen Elternteil mit dem Tod. In England wiederum muss sich der dezidiert linke Labour-Chef Jeremy Corbyn seit längerem mit Antisemitismus-Vorwürfen auseinandersetzen. Der Antisemitismus kommt oft, aber eben nicht immer von Rechtsaußen.

Was Rahmenkonzeptionen, Präventionsstellen, Wanderausstellungen und mehr angeht, haben Niedersachsens Landesregierungen das übliche Arsenal werbewirksamer Krisenintervention bereits aufgeboten. Entscheidend aber wird sein, im Alltag gegen Ausgrenzungen, Diskriminierungen und Angriffe vorzugehen. Es zählt am Ende nicht der gedruckte Flyer, sondern die Praxis.