„Was die viel diskutierte Flüchtlingspolitik angeht, erlebt Niedersachsen eine Art Zwangsduett der Sheriffs.“

Chaos in Niedersachsens Großer Koalition: Diese These ist für Oppositionsfraktionen im Landtag in Hannover verführerisch, die Grünen malen gern an diesem Bild. Von der Realität ist das allerdings ein ziemliches Stück entfernt. Dass beispielsweise ein Umweltminister, Olaf Lies von der SPD, und ein Wirtschaftsminister, Bernd Althusmann von der CDU, bei Restlaufzeiten von Atomkraftwerken unterschiedliche Akzente setzen, ist ganz und gar undramatisch. Das Hickhack in der Koalition um Weideprämie, Jagdgesetz und die Förderung des ländlichen Raums hatte auch ­mit Anlaufschwierigkeiten im Agrarministerium zu tun. Arbeiten auch auf eigene Rechnung und fürs eigene Profil gab es außerdem auch unter Rot-Grün. Was die viel diskutierte Flüchtlingspolitik angeht, erlebt Niedersachsen eine Art Zwangsduett der Sheriffs: Innenminister Boris Pistorius (SPD) und Ex-Innenminister Uwe Schünemann (CDU). Pistorius hat sich nie als harter Hund verstanden, muss aber mit dem Partner Schünemann klarkommen. Denn der ist als CDU-Fraktionsvize für Sicherheitspolitik offiziell zuständig. Und besetzt das Feld für die CDU ein Stück weit mit. Das Konzept Schünemanns zu Ankerzentren allerdings taugt inhaltlich nicht zur Polemik. Chaos sieht da nur, wer es sehen will – oder muss.