„Mit dem Reformationstag würde man ein kultur­geschichtlich prägendes Ereignis würdigen.“

Es sollte ein Selbstläufer sein: Zehn Jahre haben die evangelischen Kirchen mit den Partnern der Ökumene und den jüdischen Gemeinden die Reformation unter allen Aspekten beleuchtet. Da wurden die Auswirkungen auf Musik, Kunst und Architektur, Sozialwesen und Philosophie bis hin zur Aufklärung und ihrem Bildungsideal gewürdigt. Es wurde Luthers mutiges Bekenntnis, aber auch sein intolerantes Beharren gegenüber Andersgläubigen diskutiert, wo er es doch war, der den individuellen Gewissensentscheid stark gemacht hatte. Die Reformation ist längst mehr als ihr Protagonist, sie war ein Markstein auf dem Weg des Fortschritts. Nach dem bundesweiten Reformationstag 2017 war dessen Fortschreibung naheliegend. Ministerpräsident Weil und sein Stellvertreter Althusmann haben die Bedeutung des Ereignisses erkannt, auch wenn nun einige Abgeordnete fremdeln. Der Reformationstag ist weniger religionsgebunden als die katholischen Feiertage im Süden und von gesellschaftlicher Relevanz. Der Buß- und Bettag, den nun CDU-Abgeordnete ins Spiel bringen, wäre rein religiös und nur noch schwer zu vermitteln. Büßen und Beten tut not, ist aber keine öffentliche Angelegenheit. Mit dem Reformationstag würde man ein kulturgeschichtliches Ereignis würdigen, das Niedersachsen bis heute prägt.