Die Geschlechterdebatte hatte noch vor wenigen Jahren ein Sorgenkind: den Jungen. Hilflos dem Feind – sprich Müttern, Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen – ausgeliefert, wird er zum Scheitern aufgezogen. So dachte man.

Redakteur Andre Dolle
Redakteur Andre Dolle

Jungen sind in der Tat manchmal schlechter als Mädchen. Das mag mehrere Gründe haben, aber eines ist klar: Es liegt nicht am Geschlecht der Lehrer. Das beweisen gleich zwei lang angelegte Studien. Die des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und Mannheimer Forscher. Auch viele andere empirische jüngere Untersuchungen konnten keinen Zusammenhang zwischen dem Geschlecht des Lehrers und dem Bildungserfolg der Schüler feststellen.

So profitieren Jungen weder beim Leseverständnis noch in den Mathekompetenzen von einem höheren Anteil männlicher Lehrer. Bei der Schulempfehlung ließ sich kein Unterschied feststellen. Und auch bei den Noten gab es keinen Effekt.

Alles nur heiße Luft? Mitnichten. Kinder und vor allem Jungen brauchen an den Grundschulen auch männliche Lehrer. Nicht alles lässt sich in Noten und Empfehlungen bemessen. Jungen brauchen sie als Experten für das eigene Geschlecht. Ein Mann weiß einfach, wie es ist, wenn ein Junge unruhig wird, weil er Fußball spielen will. Kinder brauchen männliche Bezugspersonen, an denen sie sich abarbeiten können. Es sind also eher weiche Faktoren, die für mehr männliche Grundschullehrer sprechen. Aber sie sind wichtig.

Das Image des Lehrers, besonders das des Grundschullehrers, benötigt eine Aufwertung. Gerade karriereorientierte Männer suchen sich lieber einen anderen Job. Es bedarf einer Art Werbekampagne für den Job des Grundschullehrers. Außerdem müssen Lehramtsstudenten stärker auf die Grundschule aufmerksam gemacht werden. Verpflichtende Praktika in allen Schulformen wären ein Anfang. Dann sind Männer an Grundschulen schon bald womöglich keine Rarität mehr.