Braunschweig. Ärztevertreter: Lockdown sorgte nur für „saisonale Verschiebungen“. Einzelne Patienten klagen dennoch über lange Wartezeiten in der Corona-Pandemie.

Die Corona-Pandemie hat in unserer Region offenbar nicht in größerem Umfang dazu geführt, dass Patienten auf Vorsorgeuntersuchungen – etwa zur Krebsfrüherkennung – verzichtet haben. Zu diesem Ergebnis kam die Bezirksstelle Braunschweig der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). Eine Überprüfung der von den niedergelassenen Ärzten abgerechneten Untersuchungen habe gezeigt, dass es im ersten Coronajahr 2020 „insgesamt nicht zu einem Nachlassen gekommen ist“, sagte KVN-Bezirkschef Dr. Thorsten Kleinschmidt unserer Zeitung. Gleiches gelte für die sogenannten DMP-Untersuchungen, strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch Kranke.

„Alles wieder aufgeholt“

Durch den Lockdown ist es allerdings zu „saisonalen Verschiebungen“ der Untersuchungen gekommen. Während bei den Hausärzten dadurch 2020 etwas weniger Vorsorgeuntersuchungen stattgefunden hätten, sei im zweiten Coronajahr 2021 „aber alles wieder aufgeholt worden“, so Kleinschmidt. Insgesamt habe die Zahl der Untersuchungen bei Haus- und Fachärzten sogar zugenommen.

Diese Darstellung deckt sich auch mit den Erfahrungen, die Kleinschmidt in seiner Braunschweiger Praxis gemacht hat. „2020 hatten wir eine kleine Delle, aber irgendwann kamen sie alle wieder“, berichtet er. Dr. Charlotte Renneberg, Bezirksvorsitzende der Ärztekammer und Hausärztin in Ilsede, berichtete unserer Zeitung: „Wir hatten ebenfalls zeitweilig einen kleinen Einbruch – das lag aber nicht an uns, sondern daran, dass manche Patienten aus Angst vor Corona nicht gekommen sind.“

Dass es in einzelnen Fällen anders aussieht, zeigt der Bericht eines Lesers, der sich an unsere Redaktion wandte. Als er einen Termin für eine Vorsorge vereinbaren wollte, habe sein Hausarzt ihn gebeten, sich im Sommer noch einmal deswegen zu melden, „mit der Begründung, wegen Corona sei gerade zu viel los“, so der unzufriedene Salzgitteraner.

Krankenkasse AOK: Starke Einbrüche

Die AOK Niedersachsen, ebenfalls von unserer Zeitung befragt, kann keine aktuellen Zahlen zur Wahrnehmung von Vorsorgeuntersuchungen vorlegen. In den ersten beiden Pandemiewellen im Frühjahr 2020 und im darauf folgenden Herbst und Winter habe es bundesweit aber starke Einbrüche bei den Untersuchungen zur Krebs-Früherkennung gegeben, heißt es. Inwieweit diese später wieder ausgeglichen wurden, geht aus der Antwort der Kasse leider nicht hervor.

Ein zwiespältiges Bild zeichnete kürzlich Prof. Nils Homann, Ärztlicher Direktor des Cancer-Centers des Klinikums Wolfsburg in unserer Zeitung: 2020 habe das Klinikum zwar mehr neue Krebspatienten behandelt als im Vorjahr. Gleichzeitig habe er den Eindruck, dass in der Pandemie weniger Menschen den Weg zur Vorsorge gefunden hätten. Er befürchte, „dass uns das in zwei, drei Jahren einholt und wir dann mehr Patienten mit Tumoren haben könnten“. Dass die Einbrüche in vielen Fällen offenbar wettgemacht wurden, scheint aber dagegen zu sprechen, dass sich im Windschatten von Corona eine Welle unerkannter Krebserkrankungen auftürmt. Auch eine Analyse der Krankenkasse DAK im Bund deutet in diese Richtung. Ihr zufolge sind in den ersten Monaten 2021 wieder deutlich mehr Menschen zur Krebsvorsorge gegangen als im ersten Pandemiejahr. Die Zahl der Vorsorge-Untersuchungen stieg gegenüber 2020 um rund 14 Prozent.

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