Braunschweig. Der Kanzlerkandidat wirbt auf dem Schlossplatz für eine gerechtere Politik. Er ist überzeugt, dass er Kanzler kann. Seine Partei ist es auch.

Wenige Stunden nach dem Auftritt von Armin Laschet (CDU) hat auch die SPD in Braunschweig ihren Kanzlerkandidaten präsentiert. Vor bis zu 1000 Zuhörern auf dem Schlossplatz zeigte sich Olaf Scholzoptimistisch, dass die Sozialdemokraten als stärkste Partei aus den Bundestagswahlen am 26. September herausgehen werden. „Wir haben einen Plan, ein gutes Herz, wir können das“, sagte er unter dem Jubel seiner Anhänger am Ende der Veranstaltung nach rund eineinhalb Stunden.

Der Bundesfinanzminister warb für mehr Respekt, für Solidarität und Zusammenhalt in der Gesellschaft. Er bezeichnete es als „das Zukunftsprojekt für Deutschland“. „Corona hat doch gezeigt, dass wir solidarisch sein können. Aber das muss auch nach der Krise gelten“, forderte er. Dazu gehöre auch, systemrelevante Berufe wie Pflegerinnen und Pfleger nicht nur zu beklatschen, sondern den Menschen auch mehr Gehalt zu zahlen. Zehn Millionen Menschen würden von einem Mindestlohn von 12 Euro profitieren, den er und seine Partei noch „im ersten Jahr in Regierungsverantwortung“ umsetzen wollten. Es sei doch kein Zufall, dass die Menschen, die in Deutschland diesen Beruf ausübten, dies maximal nur sieben bis neun Jahre tun. „Da ist etwas faul im System. Wir müssen neben mehr Lohn, auch endlich dafür sorgen, dass es mehr Pflegerinnen und Pfleger gibt. Dafür müssen die Arbeitsbedingungen endlich besser werden.“

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Scholz: Jährlich 400.000 neue Wohnungen

Scholz setzt dabei auf eine stabile Rente. Diese könne nur durch mehr Beschäftigung gesichert werden. Er kündigte an, mit der SPD in Regierungsverantwortung würden in Deutschland jährlich 400.000 neue Wohnungen gebaut werden. „Bis dahin dürfen die Mieten in Stadt und Land nicht weiter durch die Decken schießen. Die Menschen müssen sich das Leben auch leisten können.“ Wie er eine Politik der größeren sozialen Gerechtigkeit, des Wandels der Industrie hin zu mehr Klimaneutralität und mehr technischer Innovation finanzieren will, darüber schwieg sich der Kanzlerkandidat aus. Ebenfalls kein Wort zur Lage in Afghanistan und dem Thema der inneren Sicherheit.

Mit Blick auf den Kampf gegen die Pandemie, sagte er. „Corona ist noch da, aber einen neuen Lockdown wird es nicht geben.“ Den Schülern und Schülerinnen des Landes versprach er, dass sie auch künftig in die Schule gehen können. Sie hätten schon viel zu lange auf zu Vieles verzichten müssen. Scholz sagte, es sei der richtige Weg gewesen in der Krise auf Kurzarbeit zu setzen und lobte den ebenfalls auf der Bühne anwesenden Bundesarbeitsminister und SPD-Bezirksvorsitzenden, Hubertus Heil. Scharf ging er in dem Zusammenhang mit CDU und FDP und deren Wahlprogramm ins Gericht. „Die Pandemie wird teuer. Wir werden im nächsten Jahr mit neuen Schulden von 400 Milliarden Euro umgehen müssen. Es ist nicht die Zeit von Steuersenkungen von jährlich bis zu 30 Milliarden Euro. Das ist unverantwortbar, unsolidarisch und völlig aus der Zeit gefallen.“

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz (rechts) und SPD-Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil beim Wahlkampfauftritt auf dem Schlossplatz in Braunschweig am 4. September 2021.
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz (rechts) und SPD-Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil beim Wahlkampfauftritt auf dem Schlossplatz in Braunschweig am 4. September 2021. © regios24 | Stefan Lohmann

Scholz wirbt für Vertrauen in seine Person

Es war das einzige Mal, das Scholz die politsche Konkurrenz direkt attackierte, den Namen von Unions-Kanzlerkandidat Laschet nahm er nicht einmal in den Mund. Dagegen warb er immer wieder für Vertrauen in seine Person. Es sei sehr bewegend, dass die Menschen es offensichtlich auch so empfinden würden. „Es muss etwas an den guten Umfragewerten dran sein, denn ich spüre das täglich auf den Marktplätzen. Und ich freue mich, dass auch die Werte für meine Partei steigen.“ Noch sei die Wahl aber nicht entschieden. „Wir müssen um jede Stimme kämpfen“, sagte er.

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In der Löwenstadt beendete Scholz am Samstag seinen „Ritt durch Niedersachsen“, der mit einer Veranstaltung am Vormittag in Peine begonnen hatte. Bevor er in Braunschweig sprach, warb Scholz in Göttingen für sich. Dort waren nach Angaben der SPD mehr als 2000 Menschen zum Auftritt des Kanzlerkandidaten gekommen.

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