Braunschweig. Kultusministerium und Kommunen weisen Kritik an angeblich unzureichenden Maßnahmen zurück: „Schulen waren und sind keine Pandemietreiber.“

Man spricht von der vierten Welle und geimpft werden können allenfalls Kinder ab 12 Jahren. Umso wichtiger ist es, die jungen Kinder zu schützen. Welche Maßnahmen wurden in Grundschulen umgesetzt und welche könnten folgen? Nach den letzten Sommerferien hat sich leider nicht sehr viel getan…

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Zum Beginn des Schuljahres werden die Schulen an den bewährten Infektionsschutz-Maßnahmen festhalten und sie aufgrund der dominierenden Delta-Mutation und der baldigen Urlaubsrückkehrer noch engmaschiger gestalten. Das teilt das Kultusministerium in Hannover auf Anfrage unserer Zeitung mit. „Es ist unser großes Bestreben, das neue Schuljahr mit Präsenzunterricht für alle zu beginnen und dabei zu bleiben“, erklärt der stellvertretende Pressesprecher Ulrich Schubert. Dies gelte für den Infektionsschutz und für pädagogische Herausforderungen. „Unser oberstes Credo: Schule ist und bleibt ein sicherer Ort.“

Bereits 80 Prozent der Lehrkräfte im Land sind vollständig geimpft. Schubert geht davon aus, dass bis zum Schulstart nahezu alle Lehrkräfte und bald auch die Schüler durchgeimpft sein werden. Jeder ältere Schüler, also ab 12 Jahren, der geimpft werden will, soll ein Angebot dafür bekommen, auch ohne offizielle Empfehlung von der Stiko. Die Selbsttests werden ausgeweitet: An den ersten sieben Tagen des neuen Schuljahres sollen sich alle täglich testen, danach in der Regel dreimal pro Woche. Geimpfte und Genesene sind ausgenommen.

Die bekannten Abstands- und Hygieneregeln in den Schulen bleiben bestehen. Zum Beispiel müssen Schüler überall dort Masken tragen, wo sich verschiedene Gruppen begegnen, zum Beispiel in den Fluren. Möglicherweise kann die Maskenpflicht vorübergehend auch auf den Unterricht ausgeweitet werden. Doch auch dann müssen Schüler ihre Masken gelegentlich absetzen dürfen, betont das Ministerium. So dürfe es zum Beispiel draußen keine Maskenpflicht geben. In Wolfsburg bleiben Grundschüler von der Maskenpflicht im Unterricht verschont.

Von den rund 2000 Klassenzimmern in Braunschweig können etwa 200 nicht ausreichend belüftet werden. Diese sollen Fensterlüftungssysteme bekommen – aufgrund der Marktlage allerdings erst im Oktober. Dabei werden die Grund- und Förderschulen zuerst an der Reihe sein, erklärt Stadt-Stadtsprecher Adrian Foitzik.

Maike Finnern, die Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), kritisiert den Infektionsschutz als unzureichend. „Die Schulen haben in den Ferien alles getan, trotzdem sind sie immer noch nicht gut genug vorbereitet auf den Umgang mit der Pandemie“, sagte sie neulich der Nachrichtenagentur AFP. Diese Kritik teilt das niedersächsische Kultusministerium nicht: „Schulen waren und sind keine Pandemietreiber“, erklärt Schubert. „Unsere Maßnahmen funktionieren. Positivfälle konnten überwiegend durch Tests frühzeitig ausgemacht, Betroffene versorgt und Kontaktpersonen ebenfalls getestet werden. Schulschließungen gab es so gut wie keine.“ Christiane Groth von der Stadtverwaltung Wolfsburg bewertet zudem die Reihentestungen als wichtigen Baustein beim Infektionsschutz und berichtet: „Durch konsequente Hygienemaßnahmen konnte die Ausbreitung an Grundschulen verlangsamt werden. Nur in wenigen Fällen wurden Infektionen innerhalb von Klassenverbänden weitergegeben.“

Das Land wird den Schulträgern eine erweiterte Neuauflage des Pakets „Corona-Schutzausstattung an Schulen“ und damit 20 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Dieses Geld können die Schulen in Masken, Schutzwände und Lüftungen investieren. „Damit kann auf Grundlage der 80-prozentigen Landesförderung rein rechnerisch für jedes der rund 25.000 Klassenzimmer für die Schuljahre 1 bis 6 eine Lüftungsanlage angeschafft werden“, erklärt Schubert.

Für den Fall, dass Schüler wieder komplett oder teilweise ins Distanzlernen wechseln müssen, hat das Ministerium mit dem Leitfaden „Schule in Corona-Zeiten – Update“ verbindliche Standards festgelegt. Diese betreffen Art und Umfang der Aufgaben, die Berücksichtigung unterschiedlich starker Schüler, Feedback, Leistungsbewertung und den Austausch zwischen Schulen, Schülern und Eltern. Zusätzlich wurde der Digitalpakt Schule des Bundes finanziell erweitert. Zum Beispiel investiert Niedersachsen 14 Millionen Euro in die technische und inhaltliche Weiterentwicklung der Bildungs-Cloud. Ulrich Schubert betont jedoch: „Trotz Maßnahmen kann insbesondere in Grundschulen der Präsenzunterricht nicht vollumfänglich durch ein Lernen in Distanz ersetzt werden. Die Fähigkeit, mit digitalen Medien umgehen zu können, muss erst aufgebaut werden.“

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In Braunschweig sind alle Schulen seit 2020 mit der Plattform IServ ausgestattet, die eine umfassende Infrastruktur für Online-Unterricht bietet und als sehr leistungsfähig gilt. Alle benachteiligten Schüler, die ein digitales Endgerät brauchten, haben jetzt eines, wie Adrian Foitzik berichtet. Braunschweigs Grundschulen haben 897 Geräte aus dem Ausstattungsprogramm von Bund und Ländern bekommen und weitere 67 von der Brawo-Stiftung. Wolfsburg hat im letzten Jahr 1140 Leihgeräte beschafft.

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