Braunschweig. Die Braunschweiger Corona-Forscher verkaufen 24,9 Prozent der Anteile an Dermapharm aus Grünwald. Der Konzern stellt Impfstoff für Biontech her.

Der Pharma-Konzern Dermapharm wird strategischer Partner der Braunschweiger Corona-Forscher. Der Konzern aus Grünwald bei München und die Braunschweiger unterschrieben am Mittwoch Verträge. Dermapharm übernimmt 24,9 Prozent der Anteile des Braunschweiger Startups Corat Therapeutics. Das geht aus einer Ad-hoc-Mitteilung des börsennotierten Unternehmens hervor.

Über die Summe vereinbarten die Vertragsparteien Stillschweigen. Es dürfte sich aber um grob geschätzte 20 Millionen Euro handeln. Für Dermapharm haben sich die Braunschweiger bewusst entschieden. In einem Werk bei Hamburg stellt der Pharma-Konzern für Biontech 40 bis 50 Millionen Impfdosen pro Monat her. Noch ist man nicht soweit, als strategischer Partner könnte Dermapharm aber auch für Corat das Corona-Medikament, das auf Antikörpern basiert, produzieren, abfüllen und vertreiben. Diese Möglichkeit hat das kleine Startup aus Braunschweig alleine gar nicht.

Corat-Chef: Wir können jetzt in ganz anderen Dimensionen denken

Dermapharm hätte gerne noch mehr als die 24,9 Prozent von Corat Therapeutics übernommen. Das geht aus einem internen Papier hervor, das unserer Zeitung vorliegt. Auch andere Pharmakonzerne wie Boehringer Ingelheim oder Bayer hatten mehr oder weniger konkretes Interesse. Sollten zusätzliche Anteile verfügbar sein, will Dermapharm überlegen, den eigenen Anteil zu erhöhen. Das Unternehmen hat mehr als 2300 Mitarbeiter.

Corat-Chef Andreas Herrmann sagte auf Anfrage: „Wir sind sehr zufrieden. Wir kommen finanziell signifikant weiter.“ Es sei Corat ganz bewusst nicht um einen reinen Finanzinvestor, sondern um einen strategischen Partner gegangen. „Wir haben signifikant Liquidität hereingeholt. Mit Dermapharm an unserer Seite können wir aber auch sonst in ganz anderen Dimensionen denken.“

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Die Braunschweiger Corona-Forscher mussten monatelang um mehr Geld kämpfen. Zwischenzeitlich drohte die Übernahme durch einen chinesischen Staatsfonds, der bereit war, auf einen Schlag 50 Millionen Euro zu zahlen. „Nun sieht es gut aus“, sagte Herrmann. Das Land Niedersachsen und sechs private Investoren aus Braunschweig und der Region beteiligten sich in drei Runden mit insgesamt etwa 15 Millionen Euro. Das Bundesforschungsministerium zahlt 7,3 Millionen Euro.

Nun also Dermapharm – und dann hofft Corat noch auf mindestens 20 Millionen Euro aus einem 300-Millionen-Euro-Topf des Bundesforschungsministeriums und des Bundesgesundheitsministeriums. Den Antrag haben die Braunschweiger gestellt.

Wenn alles optimal läuft, liegt Ende des Jahres eine Notfallzulassung vor

Sorgen bereitet den Forschern die eigentlich zu begrüßenden niedrigen Inzidenz-Zahlen für die derzeit laufende klinische Phase mit Tests an Freiwilligen. Das Medikament ist speziell für Patienten mit mittleren bis schweren Verläufen entwickelt worden. Doch es gibt derzeit kaum noch solche Patienten.

Die Braunschweiger haben bereits Kontakt zu Kliniken in Russland und der Ukraine aufgenommen. „Das benötigt aber drei Monate Anlaufzeit“, sagte Herrmann. Parallel bereiten die Braunschweiger daher schon die zweite klinische Phase vor, um nicht weitere Zeit zu verlieren. Läuft es optimal, liegt Ende des Jahres eine Notfallzulassung vor.

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