Braunschweig. Einzelhandel freut sich über Chance des „Click and Meet“-Konzept. Verdi sieht große Probleme bei der praktischen Umsetzung.

Gemischte Reaktionen haben die neuen Bund-Länder-Beschlüsse bei den Vertretern von Wirtschafts- und Handelsverbänden in unserer Region hervorgerufen. Als „Alibi-Entscheidung“ bewerteten etwa viele Gastronomen die Regelungen, wie Mark Alexander Krack, Geschäftsführer des Dehoga-Verbands Land Braunschweig-Harz, berichtet. „Die Stimmung im Dehoga kocht nicht gerade über“, sagt er.

Zukunft von Innengastronomie und Hotellerie weiter unklar

Zwar sieht die Regelung eine inzidenzabhängige Öffnung der Außengastronomie ab Montag, 22. März, vor, jedoch setzt dies laut Krack auch gutes Wetter voraus. Zudem kämen dadurch auf die Gastronomen noch weitere Investitionen, etwa in Heizpilze, zu. „Es ist noch überhaupt nicht klar, was mit der Innengastronomie und Hotellerie wird“, bemängelt Krack. Dies soll erst beim nächsten Treffen von Bund und Ländern am 22. März entschieden werden – genauso wie die Regelungen zu Ostern. Für Gastronomen und Hoteliers werde die Planungszeit dadurch viel zu kurz. Viele schrieben ihr Ostergeschäft deshalb bereits ab.

Die fehlende Perspektive einiger Branchen kritisiert auch Eberhard Buschbom-Helmke, Verdi-Handelssekretär für die Region Süd-Ost-Niedersachsen. „Die Gastronomie ist wirklich vergessen worden“, meint er. Große Probleme sieht der Gewerkschaftssekretär auch bei der praktischen Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen, beispielsweise im Einzelhandel. Da die Öffnung der einzelnen Geschäfte von den Inzidenzen der jeweiligen Kommunen abhängig gemacht werden kann, befürchtet er, dass es zu einer Art Völkerwanderung von Kunden zwischen den Städten und Gemeinden kommen könnte.

Öffnung des Handels: „Erster Schritt in richtige Richtung“

Aus Sicht des Handelsverbandes ist die getroffene Regelung zu „Click and Meet“, also dem Einkaufen im Geschäft der Wahl nach vorheriger Terminvereinbarung, ein erster Schritt in die richtige Richtung. „Die Ladentüren können geöffnet werden. Es ist eine Chance für die Betriebe“, sagt Krack, der auch Hauptgeschäftsführer des niedersächsischen Handelsverbands ist. Viele Händler hätte sich natürlich eine komplette Öffnung zum 8. März gewünscht.

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Auch der Präsident der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg, Andreas Kirschenmann, begrüßt den Beschluss: „Die Öffnungsperspektive für Betriebe in Regionen mit stabil niedrigen Inzidenzwerten ist ein Schritt in die richtige Richtung, ein Einstieg in den Ausstieg.“ Zudem sei die Verknüpfung von Öffnungsschritten mit einer Teststrategie ein wichtiger Schritt, um das Erreichte abzusichern und keine dritte Welle zu riskieren.

Abhängigkeit der Öffnung von reiner Inzidenz wird kritisiert

Krack kritisiert hingegen, dass die weiteren Öffnungen nach wie vor eng an den Inzidenzwert geknüpft sind. Hier müssten auch die Auslastung der Intensivbetten in den Krankenhäusern, der Impffortschritt und die Ausbruchsorte in den Blick genommen werden. Unterstützt wird diese Meinung vom Hauptgeschäftsführer von Niedersachsen-Metall, Volker Schmidt. Durch die Versteifung auf den Inzidenzwert drohten die im Beschluss angekündigten Lockerungen zur reinen Absichtserklärung zu werden.

Laut Schmidt ist zudem unverständlich, dass Unternehmen die Kosten für Schnelltests ihrer Beschäftigten selbst tragen sollen. „Auf mittelständische Betriebe kämen hier in Summe leicht mehrere 10.000 Euro zusätzlich pro Woche zu, dies wäre in vielen Fällen ein Mehrfaches der sogenannten Novemberhilfe. Das ist nicht mehr vermittelbar.“

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