Braunschweig. Der deutsche Energiemix hat sich gewandelt – jedoch nicht genug zur Erreichung der Klimaziele.

Das Klimaproblem ist vor allem ein Energieproblem. Der menschliche CO2-Ausstoß, der den Treibhauseffekt unserer Erde aus dem Gleichgewicht bringt, ist eine Folge der intensiven Nutzung der Energieträger Kohle, Öl und Erdgas seit rund 250 Jahren. Die Verbrennung dieser fossilen Energiequellen macht den größten Beitrag zur derzeitigen Erderwärmung aus. Folgerichtig soll die Energiewende die Lösung liefern: der Umstieg von fossilen Energieträgern (und Kernkraft) auf nachhaltigere Formen der Energieversorgung.

Das langfristige Ziel Deutschlands ist die weitgehende Treibhausgas-Neutralität. Konkret heißt das, bis 2050 mindestens 80 Prozent weniger Treibhausgase gegenüber 1990 auszustoßen. Das Etappenziel, 2020 40 Prozent einzusparen, wird die Republik laut aktuellem Klimaschutzbericht der Bundesregierung mit voraussichtlich 32 Prozent deutlich reißen. Nächste Etappe ist 2030. Bis dahin sieht der Plan eine Reduktion von 55 Prozent vor.

Die mit 84,5 Prozent wichtigste Quelle der Klimagase ist die Verbrennung fossiler Brennstoffe zur Energiegewinnung – etwa von Wärme und Strom, aber auch im Verkehr. Der Vergleich dieser Energieträger zeigt laut einer Ausarbeitung des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages: „Fest steht, dass Kohle mit deutlichem Abstand der CO2-intensivste Energieträger ist, wobei die Verhältnisse im Fall der Steinkohle noch etwas günstiger liegen als bei der Braunkohle.“ Wie die Bilanz ausfällt, hänge aber auch von der in Technik der Kraftwerke ab – etwa, ob diese Kraft-Wärme-Kopplung einsetzen, um den Wirkungsgrad zu erhöhen. Dass Deutschland immer noch gut ein Drittel seines Stroms aus Braun- und Steinkohle erzeugt, ist aus Sicht des Bundesumweltamts ein Hauptgrund für das absehbare Verfehlen des Klimaziels.

Energiehunger sinkt leicht

Rückläufig seit Beginn der 1990er Jahre ist der sogenannte Primär-Energieverbrauch in Deutschland – allerdings nur leicht. Bezeichnet wird so die Energiemenge aus natürlich vorkommenden Energieformen wie Kohle, Gas, Öl, Sonne oder Wind, die in umgewandelter Form – etwa als Benzin, Heizöl, Briketts oder Strom – konsumiert wird. 1990 verbrauchte Deutschland so noch 14.905 Petajoule, im Jahr 2018 lag der Verbrauch bei 12.900 Petajoule: Das ist ein Rückgang um 13 Prozent. Ein Petajoule, eine Billiarde Joule, entspricht rund 278 Millionen Kilowattstunden. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft liegt der deutsche Energieverbrauch damit heute etwa auf dem Niveau von 1970. Um das Ziel der Bundesregierung noch zu erreichen, den Verbrauch bis 2020 um 20 Prozent gegenüber 2008 zu reduzieren, müsste der Energieverbrauch 2019 und 2020 je um durchschnittlich 5,6 Prozent zurückgehen. Mit dem bisherigen Trend lässt sich dieses Ziel nicht erreichen.

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„Der Primärenergieverbrauch wird in erheblichem Maße durch die wirtschaftliche Konjunktur, Preise für Rohstoffe und technische Entwicklungen beeinflusst“, heißt es auf der Webseite des Umweltbundesamtes. Auch die Witterungsverhältnisse und der Heizbedarf spielen eine wichtige Rolle. Laut der Bundesbehörde haben auch der Ausbau der erneuerbaren Energien und eine höhere Effizienz bei der Energienutzung – etwa in fossil befeuerten Kraftwerken oder durch Kraft-Wärme-Kopplung – dazu beigetragen, dass heute weniger primäre Energiequellen verbraucht werden, wenn auch noch nicht wenig genug.

Allerdings hat sich der Energieträgermix seit 1990 stark verändert. So hat sich der Einsatz von Braunkohle halbiert. Gleiches gilt für den Anteil der Kernenergie. Dagegen stieg der Erdgasverbrauch stetig an. Besonders stark gewachsen ist auch der Einsatz erneuerbarer Energieträger wie Wind und Sonne. Allerdings deckte Deutschland aus diesen „grünen“ Quellen 2018 erst 14 Prozent seines Energiebedarfs. Die größte Rolle beim Stillen des Energiehungers bildet nach wie vor das Erdöl mit rund einem Drittel des Primärenergieverbrauchs. Sein Anteil am deutschen Energiemix ist seit 1990 praktisch stabil geblieben.