Braunschweig. Die TU Braunschweig nimmt das „Exzellenz“-Aus gefasst zur Kenntnis. Politik und Forschung spenden Trost.

Schon rund zehn Minuten vor der offiziellen Pressekonferenz mit Bundesbildungsministerin Anja Karliczek in Bonn verkündete TU-Präsidentin Prof. Anke Kaysser-Pyzalla die traurige Nachricht: „Es hat nicht gereicht.“ Nachdem sie den Mitwirkenden und Unterstützern des Exzellenz-Antrags der Technischen Universität ausführlich gedankt hatte, ließ sie den entscheiden Satz fast nebenbei fallen.

„Es war so unspektakulär“, beschreibt Rebekka Gieschen den Moment. „Ich dachte: Hat sie eben wirklich gesagt, wir sind raus?“ Die Doktorandin im Fach Wasserbau war dabei, als die Exzellenz-Gutachter die TU Anfang Mai unter die Lupe genommen hatten, hatte ihnen Rede und Antwort gestanden – und der TU bis zuletzt die Daumen gedrückt. „Ein bisschen enttäuscht bin ich daher schon“, sagt sie, „aber wir machen weiter so“.

Gedämpft-enttäuscht, aber auch stolz und optimistisch – so scheint die Gemütslage in der TU nach dem vorläufigen Exzellenz-Aus. „Wir haben eine Spitzenleistung abgeliefert“, fasste die Präsidentin das wichtigste Ergebnis aus Sicht der Hochschule zusammen: „Von 121 Unis sind 64 angetreten. Davon erhielten 34 Exzellenzcluster. Und wir sind unter den ersten 19, die sogar zwei holten. Damit sind wir weit vorne.“

Allein dadurch, dass die TU den Antrag gestellt, ihr Profil geschärft, Herausforderungen definiert, sich konstruktiv mit sich selbst auseinandergesetzt habe, habe sie schon gewonnen, betonte sie. „Vieles, was sonst viel länger dauert, haben wir dadurch schneller geschafft. Wir haben den Turbo eingelegt.“ Gegenüber unserer Zeitung verglich die 52-Jährige die Bewerbungsphase der TU mit einem Sprint. Auch wenn man diesen nicht gewonnen habe – „wir waren uns klar darüber, dass wir eher Außenseiterchancen hatten“ – helfe er letztlich doch auf der „Langstrecke“.

Für ihren Einsatz als treibende Kraft der Exzellenzbewerbung spendeten die rund 150 Zuhörer der TU-Präsidentin stehend langen, kräftigen Applaus. „Ohne Sie, die Tag und Nacht arbeiten, ohne Ihre Motivation und Ihre Kreativität hätten wir das alles nicht geschafft“, dankte ihr Vizepräsident Prof. Ulrich Reimers.

Als um 16 Uhr die Pressekonferenz per Livestream in den großen Hörsaal im Altgebäude an der Pockelsstraße übertragen wurde, war die Spannung für die Braunschweiger schon vorbei. Entsprechend gelichtet waren die Sitzreihen, als die Wissenschaftsrat-Vorsitzende Martina Brockmeier die Namen der künftigen elf Elite-Unis verlas. Viele hatten sich da schon unter den Eichen im Innenhof des Gebäudes eingefunden, um sich bei Sekt und Laugengebäck zu unterhalten und das Semesterende zu feiern. Die Stimmung auch hier: Entspannt.

„Es wäre unehrlich zu sagen, dass wir nicht enttäuscht sind“, sagte Prof. Joachim Block aufgeräumt, „aber es war für Braunschweig auch schon ein unglaublicher Erfolg, dass wir so weit gekommen sind.“ Die Forschungsregion sei längst „exzellent“ und werde es bleiben, zeigte sich der Vorstandsvorsitzende des Verbunds Forschungregion Braunschweig überzeugt.

Auch Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth drückte seine Anerkennung zum Exzellenz-Antrag der TU aus: „Es ist schade, dass es nicht geklappt hat – angesichts der starken Konkurrenz ist das aber keineswegs ein Rückschlag, sondern sollte vielmehr als Ermunterung verstanden werden, den eingeschlagenen Kurs konsequent weiterzugehen.“ Ähnlich äußerte sich IHK-Präsident Helmut Streiff. Auch wenn der Titel verdient gewesen wäre, brauche sich die TU keineswegs zu verstecken. „Allein die erfolgreiche Einwerbung von zwei Exzellenzclustern im letzten Jahr hat gezeigt, dass sie Forschung auf Spitzenniveau betreibt und unabhängig von ihren Auszeichnungen eine exzellente Universität ist.“

Dr. Wolf-Michael Schmid, Vorsitzender des Braunschweigischen Hochschulbundes, wandte sich direkt an das Team der TU: „Lassen Sie die Köpfe nicht hängen! Auch wenn es dieses Mal nicht geklappt hat, Sie können stolz auf eine herausragende Bewerbung sein. Damit hätten Sie die Exzellenz verdient gehabt.“ An die Adresse der Gutachter teilte er einen kleinen Seitenhieb aus: „Der Braunschweigische Hochschulbund zumindest wird die Pläne und Projekte unserer TU weiterhin mit Freude unterstützen.“

Enttäuscht vom Ausgang und zugleich beeindruckt vom Auftritt der TU äußerte sich der Braunschweiger Bundestagsabgeordnete Carsten Müller (CDU). „Die TU-Bewerbung hat in der gesamten Forschungslandschaft unserer Region einen Ruck und frischen Wind ausgelöst.“ Auch wenn sie letztlich nicht erfolgreich war, sei doch das Fundament für eine gute Zukunft bereitet. Ähnlich fällt das Fazit der CDU-Landtagsabgeordneten Christoph Plett und Oliver Schatta aus: Trotz des Rückschlages müsse die TU ihre hervorragende Arbeit fortsetzen.

Ihre SPD-Kollegin Annette Schütze konstatierte, die TU habe bewiesen, dass sie mit den besten Universitäten des Landes konkurrieren könne. „Unsere Region ist mit ihrem Netzwerk aus Forschungseinrichtungen einer der größten Innovationsräume Europas. Durch diese enge Vernetzung ist Braunschweig bereits heute ein Anziehungspunkt für die klügsten Köpfe der Welt.“

Stimmen zur Exzellenzuni-Entscheidung

„Ich bin nicht besonders begeistert. Es war sehr viel Arbeit, aber vielleicht schaffen wir es ja beim nächsten Mal.“ (Max Jurschek, wissenschaftlicher Mitarbeiter)
„Ich bin nicht besonders begeistert. Es war sehr viel Arbeit, aber vielleicht schaffen wir es ja beim nächsten Mal.“ (Max Jurschek, wissenschaftlicher Mitarbeiter)
„Wir wussten vorher, gegen wen wir angetreten sind. Da sind ganz andere Kaliber dabei. Vielleicht waren wir zu klein dagegen.“ (Sara Javidmehr, TU-Doktorandin am iBMB, Fachgebiet Massivbau)
„Wir wussten vorher, gegen wen wir angetreten sind. Da sind ganz andere Kaliber dabei. Vielleicht waren wir zu klein dagegen.“ (Sara Javidmehr, TU-Doktorandin am iBMB, Fachgebiet Massivbau)
„Es war ein langer Prozess, der großes Potenzial eröffnet hat. Ich würden ihn in meinem Leben nicht missen wollen.“ (Dr. Maria Marcsek-Fuchs, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Anglistik und Amerikanistik)
„Es war ein langer Prozess, der großes Potenzial eröffnet hat. Ich würden ihn in meinem Leben nicht missen wollen.“ (Dr. Maria Marcsek-Fuchs, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Anglistik und Amerikanistik)
„Das Zusammenwachsen der Mitwirkenden ist mehr wert als Geld. Trotzdem ist es schade, weil ich das Projekt eng begleitet habe.“ („Das Zusammenwachsen der Mitwirkenden ist mehr wert als Geld. Trotzdem ist es schade, weil ich das Projekt eng begleitet habe.“ )
„Das Zusammenwachsen der Mitwirkenden ist mehr wert als Geld. Trotzdem ist es schade, weil ich das Projekt eng begleitet habe.“ („Das Zusammenwachsen der Mitwirkenden ist mehr wert als Geld. Trotzdem ist es schade, weil ich das Projekt eng begleitet habe.“ )
„Es war so unspektakulär, als die Präsidentin das Ergebnis verkündet hat. Ich dachte: Hat sie eben wirklich gesagt, wir sind raus? Ein bisschen enttäuscht bin ich schon, aber wir machen weiter.“ (Rebekka Gieschen, Doktorandin am Leichtweiß-Institut für Wasserbau )
„Es war so unspektakulär, als die Präsidentin das Ergebnis verkündet hat. Ich dachte: Hat sie eben wirklich gesagt, wir sind raus? Ein bisschen enttäuscht bin ich schon, aber wir machen weiter.“ (Rebekka Gieschen, Doktorandin am Leichtweiß-Institut für Wasserbau )
„Es war ein ewiges Auf und Ab. Es ist enttäuschend, aber eine Überraschung war es nicht. Ich habe auch Negatives über das Exzellenzprojekt gehört.“ (Felix Horn, Architekturstudent. )
„Es war ein ewiges Auf und Ab. Es ist enttäuschend, aber eine Überraschung war es nicht. Ich habe auch Negatives über das Exzellenzprojekt gehört.“ (Felix Horn, Architekturstudent. )
„Auch wenn ich das ganze Tamtam um die Exzellenzuni etwas kritisch sehe, hat sich der intensive Austausch in der TU doch gelohnt. Das hat auch dazu geführt, dass wir jetzt stärker wahrgenommen werden.“ (Ruben Knoll vom TU-Sandkasten-Team)
„Auch wenn ich das ganze Tamtam um die Exzellenzuni etwas kritisch sehe, hat sich der intensive Austausch in der TU doch gelohnt. Das hat auch dazu geführt, dass wir jetzt stärker wahrgenommen werden.“ (Ruben Knoll vom TU-Sandkasten-Team)
„Die Präsidentin zeigt auch jetzt die gleichen Qualitäten wie in der Bewerbungsphase und sorgt für Zusammenhalt. Natürlich wäre der Exzellenzuni-Titel nett gewesen, aber wir haben damit nicht fest gerechnet. Auch so haben wir das Beste für uns mitgenommen.“ 
(Shanna Schönhals, wissenschaftliche Koordinatorin des Exzellenzclusters „SE2A“)
„Die Präsidentin zeigt auch jetzt die gleichen Qualitäten wie in der Bewerbungsphase und sorgt für Zusammenhalt. Natürlich wäre der Exzellenzuni-Titel nett gewesen, aber wir haben damit nicht fest gerechnet. Auch so haben wir das Beste für uns mitgenommen.“ (Shanna Schönhals, wissenschaftliche Koordinatorin des Exzellenzclusters „SE2A“) © Andreas Eberhard | Andreas Eberhard
„Die Unis, die schon mal Exzellenzuni waren, wissen natürlich bereits, wie der Hase läuft. Damit konnten wir natürlich nicht aufwarten. Trotzdem wären wir blöd gewesen, wenn wir es nicht versucht hätten.“(Christian Flack, Doktorand am Institut für Statik)
„Die Unis, die schon mal Exzellenzuni waren, wissen natürlich bereits, wie der Hase läuft. Damit konnten wir natürlich nicht aufwarten. Trotzdem wären wir blöd gewesen, wenn wir es nicht versucht hätten.“(Christian Flack, Doktorand am Institut für Statik)
Ich glaube, die ganze Uni hätte vom Label Exzellenzuni profitiert. Das kommt nicht nur der Spitzenforschung zugute, sondern strahlt auf die ganze Universität aus. Wenn es geklappt hätte, hätten wir noch mehr Anziehungskraft auf internationale Forscher und Studierende gewonnen. 
(Lukas Debbeler, Masterstudent am Institut für mathematische Physik)
Ich glaube, die ganze Uni hätte vom Label Exzellenzuni profitiert. Das kommt nicht nur der Spitzenforschung zugute, sondern strahlt auf die ganze Universität aus. Wenn es geklappt hätte, hätten wir noch mehr Anziehungskraft auf internationale Forscher und Studierende gewonnen. (Lukas Debbeler, Masterstudent am Institut für mathematische Physik)
„Eine Portion Enttäuschung ist dabei, aber gleichzeitig auch viel Stolz auf das Team, das diesen überzeugenden Antrag geschrieben hat. Das Motto We Move bleibt auch weiterhin Programm. Die TU bleibt in Bewegung.“ (Gabriela Schimmel-Radmacher, Mitglied des Hochschulrats)
„Eine Portion Enttäuschung ist dabei, aber gleichzeitig auch viel Stolz auf das Team, das diesen überzeugenden Antrag geschrieben hat. Das Motto We Move bleibt auch weiterhin Programm. Die TU bleibt in Bewegung.“ (Gabriela Schimmel-Radmacher, Mitglied des Hochschulrats)
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