Braunschweig. Braunschweig will auch mit Salzgitter, Wolfenbüttel und Vechelde verbunden werden. Doch schon beim ersten Projekt gibt es Streit.

Was soll das kosten?

Das fragt Wolfgang Kirchmair auf unseren Facebookseiten.

Die Antwort recherchierte Andre Dolle.

Die Pläne klingen klasse. Fast schon visionär. Was wäre, wenn Pendeln mit dem Rad ähnlich schnell und sicher wäre wie mit dem Auto über die so oft verstopfte A39? Auf direktem Weg, ohne Kreuzungen, Ampeln und störenden Autoverkehr soll sich ein Radschnellweg von Braunschweig nach Wolfsburg durch unsere Region schlängeln. 25 Kilometer soll der Premium-Radweg lang werden. Baubeginn soll 2022 sein. Kosten soll der Radschnellweg 18,6 Millionen Euro. Eine stolze Summe. Verglichen mit dem Straßenbau für Autos aber ist das sehr günstig.

Und doch gibt es bereits Streit über die geplanten Kosten. Vor gut einem Jahr stellten Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth und sein Amtskollege aus Wolfsburg, Klaus Mohrs, die stolzen Pläne vor. Nicht mit dabei war damals Lehres Bürgermeister Andreas Busch. Dabei verlaufen 43 Prozent der geplanten Strecke auf dem Gebiet der Gemeinde Lehre. Markurth und Mohrs verkauften den Radschnellweg als ihr Projekt. Lehre aber soll mehr zahlen als Braunschweig und Wolfsburg jeweils für sich genommen.

Das will sich die kleine Gemeinde im Landkreis Helmstedt nicht bieten lassen. „Braunschweig und Wolfsburg sind zwei finanzstarke Großstädte. Die beiden haben viel mehr als Lehre vom Radschnellweg. Er verbindet die beiden Großstädte miteinander“, sagte Busch auf Anfrage nun.

Er habe bereits vor anderthalb Jahren klar gemacht, sagte Busch: „Lehre wird sich finanziell nicht beteiligen.“ Dafür sei schlicht kein Geld vorhanden. Lehre erkennt im Radschnellweg ein Luxusprojekt. Obwohl auch die Bürger der Gemeinde stark profitieren dürften.

In der Region sollen insgesamt vier Radschnellwege entstehen.
In der Region sollen insgesamt vier Radschnellwege entstehen. © Andre Dolle | Andre Dolle

In den Niederlanden gibt es an Radschnellwegen sogar Raststätten, die einen Imbiss und Fahrradwerkzeug anbieten. Für Lehre wäre der Radschnellweg eine Chance. Busch sagte aber: „Ich kann das meinen Leuten nicht erklären, dass wir in den Radschnellweg investieren, aber nicht in marode Kitas.“

Der Fahrrad-Highway zwischen Braunschweig und Wolfsburg soll etwa vier Meter breit sein, einen leichtläufigen Belag und einen größtenteils geraden und kreuzungsfreien Verlauf vorweisen. Die Wege sollen möglichst beleuchtet sein, einen Winterdienst erhalten und auch für E-Fahrräder geeignet sein. Es soll ein Vorzeigeprojekt werden.

Bisher gibt es solche Radschnellwege in Deutschland nur in Göttingen und im Ruhrgebiet. Der Weg in Göttingen ist vier Kilometer lang, soll aber ausgebaut werden. Der Radschnellweg im Ruhrgebiet soll mal 102 Kilometer lang werden und Duisburg mit Hamm verbinden. Gebaut sind erst elf Kilometer.

Die anderen Projekte sind in Deutschland noch nicht über Planungen hinausgekommen. Da sind Braunschweig und Wolfsburg schon weit. 80 Projekte haben die Kommunen bundesweit in den Schubladen. Sie umfassen eine Streckenlänge von 1400 Kilometern.

Unter den 80 Projekten sind drei weitere Projekte in unserer Region. So soll Braunschweig auch mit Salzgitter, Wolfenbüttel und Vechelde per Radschnellweg verbunden werden. Die Strecke zwischen Braunschweig und Salzgitter-Thiede soll elf Kilometer lang sein und acht Millionen Euro kosten, die nach Vechelde misst 9,4 Kilometer und soll 5,5 Millionen kosten. Erste Pläne für die etwa zwölf Kilometer lange und fünf Millionen Euro teure Route zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel entstanden 2010.

Der Regionalverband Großraum Braunschweig hat die Federführung bei allen Projekten zwischen Harz und Heide inne. Am Mittwoch soll eine Vereinbarung für die Strecke zwischen Braunschweig und Wolfsburg auf den Weg gebracht werden. Bis zum Jahresende will sich Braunschweig auch mit den Städten Salzgitter und Wolfenbüttel grundsätzlich einigen.

Vom Land und vom Bund können die Kommunen in unserer Region nicht viel Hilfe erwarten. Der Bund fördert Radschnellwege gerade mal mit 25 Millionen Euro. Davon entfallen lediglich 2,5 Millionen Euro auf Niedersachsen. Das Land Niedersachsen hat für 2017 und 2018 insgesamt 12,35 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das Geld wurde noch nicht abgerufen und steht weiter zur Verfügung, hieß es gestern aus dem Verkehrsministerium auf Anfrage. Ob es weitere Fördermittel geben wird, stehe noch in den Sternen.