Braunschweig. . Dass die Bäume sich derzeit in großen Stücken schälen, ist keine Folge von Trockenstress oder einer Krankheit.

Derzeit sieht man viele Bäume in Braunschweig, die ihre Rinde verlieren. Ich gehe mal davon aus, dass das durch die Dürre kommt.

Das schreibt uns ein Leser, der anonym bleiben will, bei Facebook.

Zum Thema recherchierte
Johannes Kaufmann

Unter einigen Stadtbäumen in Braunschweig ist der Boden so dicht mit Borkenstücken übersät, dass es bei jedem Schritt knackt. Zu beobachten ist dieses Phänomen unter anderem im Inselwallpark, auf dem Europaplatz oder rund um die Volkswagenhalle. Setzt den Bäumen das Wetter zu, oder sind sie vielleicht sogar krank, wie unser Leser vermutet?

Michael Loose, Leiter des Fachbereichs Stadtgrün und Sport der Stadt Braunschweig gibt Entwarnung: „Das sind Platanen, da gehört das dazu. Vielleicht platzt derzeit etwas mehr Borke ab, weil die Bäume stark wachsen.“ Die liege aber nicht an der aktuellen Trockenheit, sondern gehe auf gute Wasserversorgung im Frühjahr zurück.

Das bestätigt auch Dr. Christiane Evers vom Institut für Pflanzenbiologie der TU Braunschweig. „Das ist eine normale Reaktion bei starkem Wachstum. Die Bäume nutzen den späten Frühling und den Frühsommer, wenn normalerweise genügend Wasser, viel Licht und für das Wachstum gute Temperaturen zur Verfügung stehen.“ Die aktuelle Hitze sei dabei kein großes Problem, Platanen kämen mit hohen Temperaturen gut zurecht.

Die Beobachtung unseres Lesers ist also kein Grund zur Sorge, sondern lässt im Gegenteil auf eine besonders intensive Vegetationsperiode der Bäume in diesem Jahr schließen. „Die Platanen profitieren von den anhaltend hohen Temperaturen, können noch den vielen Regen des frühen Frühjahrs nutzen und wachsen in diesem Jahr besonders stark. In der Tat ist die Borke in diesem Jahr auffällig“, sagt die Biologin.

Bei den abgeplatzten Stücken handelt es sich auch nicht um Rinde, die äußerste lebendige Gewebeschicht. „Die Epidermis, also die Haut der Bäume, ist intakt“, sagt Michael Loose.

Auch Evers betont: „Botanisch gesehen, handelt es sich um abplatzende Borke, die vom Korkgewebe (Korkcambium) produziert wird.“ Dies ist die äußerste, bereits abgestorbene Schicht der Rinde, die den Baum vor Wind, Wetter und Schädlingen schützt – vergleichbar in etwa mit der Hornschicht menschlicher Haut. Ähnlich einer Schlange, die sich häutet, werfen die Bäume derzeit ihr zu eng gewordenes Kleid ab.

Sollte die fortwährende Trockenheit tatsächlich einmal den Platanen zusetzen, macht sich dies übrigens nicht an der Borke, sondern an den Blättern bemerkbar.