Braunschweig. Gemeinsam-Preis 2018: Die Aufsichtsratsvorsitzende der Funke-Mediengruppe würdigt die Preisträger und ruft dazu auf, Ehrenamtliche noch mehr zu ehren.

Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann – diesen Satz prägte der frühere Bundesverfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde. Bei der Verleihung des Gemeinsam-Preises erinnerte Julia Becker daran.

Die Aufsichtsrats-Vorsitzende der Funke-Mediengruppe sagte gestern Abend: „Ich bin davon überzeugt, dass ehrenamtliches Engagement überhaupt erst die Voraussetzungen schafft für eine funktionsfähige freiheitliche Gesellschaft. Der Staat kann und sollte nicht allein und auch nicht vorherrschend die Gesellschaft prägen. Es sind die Bürgertugenden, es ist die Verantwortung der Menschen füreinander, für die Umwelt und für die Zukunft, die eine Gesellschaft erst lebenswert machen. Ehrenamtliches Engagement ist der Ausdruck dieser Bürgertugenden.“

So seien Sportvereine, Gedenkstätten, Flüchtlingshilfe, Feuerwehren und alle anderen Vereine und Initiativen ohne freiwilligen Einsatz nicht denkbar. „Es gäbe sie nicht in diesem Umfang – oder sie wären ärmer, kühler, weniger lebendig, ohne Herzblut“, so Becker.

Gemeinsam-Preis 2018 im Braunschweiger Dom

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    Sie rief dazu auf, bürgerschaftliches Engagement immer wieder zu würdigen. „Gesellschaften, in denen der Staat deutlich zurückhaltender eingreift als bei uns, sind da weiter. Manchmal wünschte ich mir in Deutschland ein bisschen mehr von dem Geist Amerikas, wo die Ehrenamtlichen gefeiert und ehrenamtlicher Einsatz zum Beispiel Karrieren befördert“, sagte sie. „Ich wünsche mir, dass das Ehrenamt auch bei uns Ehre macht.“

    Der Gemeinsam-Preis sei Ausdruck genau dieses Geistes. „Er prägt damit zugleich ein Bild von unserer Gesellschaft, das sich so wohltuend abhebt von dem allzu verbreiteten Selbstmitleid und der Klage über alle Unzulänglichkeiten“, betonte Becker. „Ja, es gibt viele, viele tolle Menschen in dieser Region. Ja, es tragen unzählige Bürger zum Gelingen unseres Gemeinwesens bei. Ja, wir können gemeinsam unsere Gesellschaft besser machen. Das ist das Bild, das der Gemeinsam-Preis von unserem Gemeinwesen vermittelt. Und das ist großartig!“

    Die Gemeinsam-Preisverleihung im Dom

    Die Judofüchse aus Hordorf  Gewinner des Gemeinsampreises 2018 mit den Gastgebern und Laudatoren.
    Die Judofüchse aus Hordorf Gewinner des Gemeinsampreises 2018 mit den Gastgebern und Laudatoren.
    Die Preisträger des Gemeinsam-Preises 2018 nach der Verleihung im Braunschweiger Dom.
    Die Preisträger des Gemeinsam-Preises 2018 nach der Verleihung im Braunschweiger Dom.
    Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hielt die Festrede.
    Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hielt die Festrede.
    Die Judofüchse aus Hordorf, Gewinner des Gemeinsampreises 2018, und Chefredakteur Armin Maus.
    Die Judofüchse aus Hordorf, Gewinner des Gemeinsampreises 2018, und Chefredakteur Armin Maus.
    Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hielt die Festrede.
    Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hielt die Festrede. © Peter Sierigk
    Julien Mounier, Vorstandsvorsitzender von BS Energy und Stifter des Rückenwind-Preises (rechts) im Gespräch mit Henning Noske, Leiter der Lokalredaktion Braunschweig, der die Preisverleihung moderierte.
    Julien Mounier, Vorstandsvorsitzender von BS Energy und Stifter des Rückenwind-Preises (rechts) im Gespräch mit Henning Noske, Leiter der Lokalredaktion Braunschweig, der die Preisverleihung moderierte.
    Thorsten Sponholz, Siemens Braunschweig, hielt die Laudatio auf die Rückenwind-Preisträger: Das Projekt „Seitentausch“ von MAN Salzgitter und
Lebenshilfe Braunschweig
    Thorsten Sponholz, Siemens Braunschweig, hielt die Laudatio auf die Rückenwind-Preisträger: Das Projekt „Seitentausch“ von MAN Salzgitter und Lebenshilfe Braunschweig
    Thorsten Sponholz, Siemens Braunschweig, hielt die Laudatio auf die Rückenwind-Preisträger: Das Projekt „Seitentausch“ von MAN Salzgitter und
Lebenshilfe Braunschweig
    Thorsten Sponholz, Siemens Braunschweig, hielt die Laudatio auf die Rückenwind-Preisträger: Das Projekt „Seitentausch“ von MAN Salzgitter und Lebenshilfe Braunschweig
    Oberlandeskirchenrat Thomas Hofer.
    Oberlandeskirchenrat Thomas Hofer.
    Oberlandeskirchenrat Thomas Hofer mit den 2. Preisträgern des Gemeinsampreises, der Trostinsel der Hospizarbeit Wolfsburg.
    Oberlandeskirchenrat Thomas Hofer mit den 2. Preisträgern des Gemeinsampreises, der Trostinsel der Hospizarbeit Wolfsburg.
    Julia Becker, Gesellschafterin und Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Mediengruppe.
    Julia Becker, Gesellschafterin und Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Mediengruppe. © Peter Sierigk
    Die Judofüchse aus Hordorf, das Team der Trostinsel und Leonie Bartsch - Gewinner des Gemeinsampreises 2018 mit den Gastgebern und Laudatoren.
    Die Judofüchse aus Hordorf, das Team der Trostinsel und Leonie Bartsch - Gewinner des Gemeinsampreises 2018 mit den Gastgebern und Laudatoren.
    Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hielt die Festrede.
    Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hielt die Festrede.
    Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hielt die Festrede.
    Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hielt die Festrede.
    Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hielt die Festrede.
    Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hielt die Festrede.
    Frank Witter, Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG hielt die Laudatio für den Sonderpreisträger der Jury: die Punk-Band nullbock aus Salzgitter.
    Frank Witter, Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG hielt die Laudatio für den Sonderpreisträger der Jury: die Punk-Band nullbock aus Salzgitter.
    Frank Witter, Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG beglückwünscht die Musiker der Punk-Band nullbock aus Salzgitter.
    Frank Witter, Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG beglückwünscht die Musiker der Punk-Band nullbock aus Salzgitter.
    Die Punk-Band nullbock mit Frank Witter, Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG.
    Die Punk-Band nullbock mit Frank Witter, Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG.
    Die Punk-Band nullbock mit Frank Witter, Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG.
    Die Punk-Band nullbock mit Frank Witter, Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG.
    Dompfarrerin Katja Witte-Knoblauch und die Gewinner des Jugend-Preises, die Schüler der Fair-Trade-Firma der Henriette-Breymann-Schule Wolfenbüttel.
    Dompfarrerin Katja Witte-Knoblauch und die Gewinner des Jugend-Preises, die Schüler der Fair-Trade-Firma der Henriette-Breymann-Schule Wolfenbüttel.
    Chefredakteur Armin Maus bei seiner Laudatio.
    Chefredakteur Armin Maus bei seiner Laudatio.
    Henning Noske, Leiter der Lokalredaktion Braunschweig, führte durch den Abend.
    Henning Noske, Leiter der Lokalredaktion Braunschweig, führte durch den Abend.
    Julia Becker, Gesellschafterin und Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Mediengruppe (rechts), Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Claas Schmedtje, Geschäftsführer des BZV-Medienhauses (dritter von rechts).
    Julia Becker, Gesellschafterin und Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Mediengruppe (rechts), Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Claas Schmedtje, Geschäftsführer des BZV-Medienhauses (dritter von rechts).
    Das Blechbläserensemble am Braunschweiger Dom unter der Leitung von Kantor Witold Dulski.
    Das Blechbläserensemble am Braunschweiger Dom unter der Leitung von Kantor Witold Dulski. © Peter Sierigk
    Gäste der Gemeinsam-Preisverleihung betreten den Dom.
    Gäste der Gemeinsam-Preisverleihung betreten den Dom. © Peter Sierigk
    Kinder der OGS Klint begrüßen alle Kandidaten.
    Kinder der OGS Klint begrüßen alle Kandidaten. © Peter Sierigk
    Dompfarrerin Katja Witte-Knoblauch.
    Dompfarrerin Katja Witte-Knoblauch.
    Chefredakteur  Armin Maus begrüßt Festredner Hubertus Heil.
    Chefredakteur Armin Maus begrüßt Festredner Hubertus Heil.
    BZV-Geschäftsführer Claas Schmedtje, Dompfarrerin Katja Witte-Knoblauch und Chefredakteur Armin Maus begrüßen Arbeits- und Sozialminister Hubertus Heil am Dom.
    BZV-Geschäftsführer Claas Schmedtje, Dompfarrerin Katja Witte-Knoblauch und Chefredakteur Armin Maus begrüßen Arbeits- und Sozialminister Hubertus Heil am Dom.
    BZV-Geschäftsführer Claas Schmedtje begrüßt Bundesarbeitsminister Hubertus Heil.
    BZV-Geschäftsführer Claas Schmedtje begrüßt Bundesarbeitsminister Hubertus Heil.
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    Hier können Sie die Rede von Julia Becker in voller Länge nachlesen:

    Lieber Herr Minister Heil,

    sehr geehrter Herr Landesbischof Dr. Meyns,

    verehrte Dompfarrerin Witte-Knoblauch,

    sehr geehrter Herr Witter,

    sehr geehrter Herr Mounier,

    liebe Jury des Gemeinsam-Preises,

    lieber Herr Schmedtje,

    lieber Herr Maus,

    liebe Nominierte,

    meine sehr verehrten Damen und Herren,

    es ist mir eine große Ehre und Freude, Sie alle zur Verleihung des Gemeinsam-Preises begrüßen zu dürfen. Ich tue das im Namen meiner Familie und der Gesellschafter der Funke Mediengruppe, zu der auch die Braunschweiger Zeitung gehört. Wir alle sind stolz auf diesen Preis, der nun schon zum 15. Mal verliehen wird.

    Stolz, weil der Gemeinsam-Preis Menschen und Initiativen würdigt, die sich unermüdlich, freiwillig und ohne Bezahlung engagieren und damit für das Gemeinwesen in der Braunschweiger Region Großes leisten.

    Stolz aber auch, weil der Gemeinsam-Preis vor 15 Jahren aus der Mitte der Redaktion der Braunschweiger Zeitung entstanden ist: Nach dem Gewinn eines Preises für eine Serie über ehrenamtliche Arbeit stiftete die Redaktion das Preisgeld und gab damit den Anstoß für den Gemeinsam-Preis.

    Stolz, weil der Preis deutlich macht, dass eine gute Regionalzeitung eben mehr kann, als nur Nachrichten zu verbreiten. Sie hat die Möglichkeit und, ja, die Pflicht, gute Initiativen in der Region zu unterstützen und damit die Region im positiven Sinne zu gestalten. Die Nähe zu den Menschen, wie die Braunschweiger Zeitung sie zweifellos besitzt, macht dies leicht.

    Stolz auch, weil der Gemeinsam-Preis mit seinen 15 Jahren nun selbst ein gutes Beispiel für Nachhaltigkeit geworden ist und damit natürlich auch für den ständigen Bedarf der Gesellschaft nach ehrenamtlichen Engagement und dessen Würdigung.

    Stolz nicht zuletzt, weil dieser Preis in dem wohl würdigsten Ort, den man sich für einen solchen Preis denken kann, verliehen wird: diesem herrlichen Dom. Der Dom ist bedeutender Partner auch deshalb, weil der Preis ganz entscheidend mitgeprägt wird durch das Engagement des inzwischen emeritierten Dompredigers Joachim Hempel und seiner Nachfolgerin Cornelia Götz.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren,

    in diesem Kreis bedeutete es Eulen nach Athen zu tragen, wenn ich nun ausführlich über die Bedeutung des Ehrenamts sprechen würde. Herr Minister Heil wird das gleich noch tun und schließlich wissen wir alle, dass unsere Gesellschaft reicher wird durch das freiwillige Engagement für andere Menschen und ein gutes Miteinander. Lassen Sie mich in Anlehnung an den berühmten Satz des ehemaligen Bundesverfassungsrichters Ernst-Wolfgang Böckenförde, dass der „freiheitliche, säkularisierte Staat von Voraussetzungen lebt, die er selbst nicht garantieren kann“, doch aber eines sagen: Ich bin davon überzeugt, dass ehrenamtliches Engagement überhaupt erst die Voraussetzungen schafft für eine funktionsfähige freiheitliche Gesellschaft. Der Staat kann und sollte nicht allein und auch nicht vorherrschend die Gesellschaft prägen. (Viele von uns erinnern sich noch an die staatssozialistischen Experimente, in denen genau das versucht wurde...). Es sind die Bürgertugenden, es ist die Verantwortung der Menschen füreinander, für die Umwelt und für die Zukunft, die eine Gesellschaft erst lebenswert machen. Ehrenamtliches Engagement ist der Ausdruck dieser Bürgertugenden.

    Stellen Sie sich unsere karitativen, kulturellen oder sportlichen Einrichtungen doch einmal ohne das Engagement Ehrenamtlicher vor! Was wären Sportvereine, Gedenkstätten, die Flüchtlingshilfe oder auch die Feuerwehren, um nur einige wenige konkrete Beispiel zu nennen, ohne freiwilligen, bürgerschaftlichen Einsatz? Es gäbe sie nicht in diesem Umfang – oder sie wären ärmer, kühler, weniger lebendig, ohne Herzblut. Ehrenamtliches Engagement schafft Zusammenhalt, es ist der Kitt unserer Gesellschaft, die nur auf dieser Grundlage gemeinschaftlich zusammenleben kann.

    Umso wichtiger ist es, dass wir das bürgerschaftliche Engagement immer wieder herausstellen und würdigen. Gesellschaften, in denen der Staat deutlich zurückhaltender eingreift als bei uns, sind da weiter. Manchmal wünschte ich mir in Deutschland ein bisschen mehr von dem Geist Amerikas, wo die Ehrenamtlichen gefeiert und der ehrenamtliche Einsatz zum Beispiel Karrieren befördert. Ich wünsche mir, dass das Ehrenamt auch bei uns Ehre macht.

    Der Gemeinsam-Preis ist Ausdruck genau dieses Geistes, den ich meine und den wir so dringend brauchen. Er zeigt, welche großartigen Initiativen es in der Braunschweiger Region gibt. Damit würdigt und feiert er die Ehrenamtlichen. Er stiftet aber auch an, es den Nominierten und Preisträgern gleichzutun. Er motiviert, sich selbst für das Gemeinwohl einzusetzen. Und er prägt damit zugleich ein Bild von unserer Gesellschaft, das sich so wohltuend abhebt von dem allzu verbreiteten Selbstmitleid und der Klage über alle Unzulänglichkeiten.

    Ja, es gibt viele, viele tolle Menschen in dieser Region.

    Ja, es tragen unzählige Bürger zum Gelingen unseres Gemeinwesens bei.

    Ja, wir können gemeinsam unsere Gesellschaft besser machen.

    -› Dafür steht der Gemeinsam-Preis. Das ist das Bild, das er von unserem Gemeinwesen vermittelt. Und das ist großartig!

    Dafür, dass der Preis nun schon zum 15. Mal verliehen werden kann, möchte ich vielen Menschen von Herzen danken:

    Dem Dom als wunderbaren Partner, stellvertretend für viele seien genannt der ehemalige Domprediger Hempel, seine Nachfolgerin Cornelia Götz, die leider nicht hier sein kann, weil ihr Mann just heute in Berlin als Physiker den hochrenommierten Helmholtz-Preis verliehen bekommt, und Frau Dompfarrerin Katja Witte-Knoblauch.

    Die großzügigen Förderer Volkswagen Financial Services, vertreten durch VW Finanzchef Frank Witter und BS Energy, vertreten durch Vorstandschef Julien Mounier.

    Last but not least die Jury des Gemeinsam-Preises: Monika Döhrmann, Geschäftsführerin des Mütterzentrums Braunschweig, Thomas Hofer, stellvertretender Landesbischof der Evangelischen Landeskirche Braunschweig, sowie Henning Noske, Lokalchef Braunschweig und Armin Maus, Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung.

    Sie alle ermutigen zu ehrenamtlichem Engagement – und stärken damit unsere Gesellschaft. Danke!

    Ihnen allen danke ich für Ihre Aufmerksamkeit.“