Braunschweig. Autofahrer können jede Menge sparen. Laut Bundeskartellamt variieren die Spritpreise im Tagesverlauf um teils 30 Cent je Liter.

Unser Leser William Rossmann aus Königslutter fragt:

Kann mir irgendjemand den Sinn dieses schwindelerregenden Auf und Ab erklären?

Die Antwort recherchierten Walter Bau, Stefanie Dobmeier und Christina Lohner

An den Tankstellen in Deutschland herrscht weiterhin ein Preiskampf. Innerhalb einer Stadt seien im Tagesverlauf Preisunterschiede von mehr als 30 Cent je Liter zwischen dem durchschnittlich höchsten und niedrigsten Kraftstoffpreis zu beobachten, teilte das Bundeskartellamt am Freitag mit.

Auch in ländlichen Gebieten seien im vergangenen Jahr Unterschiede zwischen 15 und 25 Cent festgestellt worden. Selbst an ein und derselben Tankstelle variierten die Preise innerhalb eines Tages um bis zu 10 Cent. Generell seien die Preisspannen in den Städten etwas größer als auf dem Land. „Die Verbraucher können eine Menge Geld sparen, wenn sie zu einem günstigen Zeitpunkt an einer günstigen Tankstelle tanken“, sagte Bundeskartellamtspräsident Andreas Mundt bei der Vorlage des Jahresberichts 2017 der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe.

Wann tankt man am günstigsten?

Morgens teuer, abends billig – so lautet eine Faustregel. Ganz so einfach ist es im Alltag dann aber doch nicht. Eine aktuelle Untersuchung des ADAC zeigt, dass an vielen Tankstellen die Preise auch im Tagesverlauf mehrfach Achterbahn fahren. „Die erste Preisspitze beginnt nach zwölf Uhr und erreicht nach einem Anstieg von über 2 Cent um 13 Uhr ihren Höhepunkt. Gegen 15 Uhr sind die Preise wieder auf dem vorherigen Niveau und sinken weiter ab“, berichtet eine Sprecherin.

So zahlten Autofahrer in unserer Region am Freitag um 13 Uhr für den Liter Benzin zwischen 1,279 Euro an einer Tankstelle in Peine bis zu 1,409 Euro an einer in Helmstedt; an der Autobahn wurden bis zu 1,549 Euro fällig. Der Liter Diesel kostete 1,109 bis 1,419 Euro. Um 15 Uhr verlangten die Tankstellen für Benzin zwischen 1,279 Euro in Salzgitter und 1,399 Euro in Helmstedt, für Diesel 1,099 Euro in Braunschweig bis 1,279 Euro in Helmstedt.

Ähnliches passiert laut ADAC erneut ab 17 Uhr. Nach 18 Uhr sinken die Preise wieder auf das günstige Niveau. Die billigste Zeit zum Tanken liege zwischen 20 und 22 Uhr. Zwischen 2 und 5 Uhr morgens dagegen sei Tanken am teuersten, denn dann haben nur noch wenige Tankstellen geöffnet. Zudem liegen die Preise an Sonn- und Feiertagen generell höher als an Werktagen.

Unser Leser mutmaßt, dass die Betreiber mit den ständigen Preisänderungen „totale Verunsicherung“ oder Gleichgültigkeit erzeugen wollen. Der ADAC erklärt sich die Schwankungen im Tagesverlauf damit, dass die Unternehmen versuchen, die Piques des Verkehrs auszunutzen, wie eine Sprecherin erklärt – wenn mehr Autofahrer unterwegs sind, tanken auch mehr.

In den Städten seien die Preise im Schnitt günstiger, weil dort die Konkurrenz größer ist. Der Verkehrsklub rät Autofahrern, gezielt zu tanken, wenn der Kraftstoff günstiger ist. So könnten Verbraucher das Preisniveau mitgestalten.

Wie sieht es an der Autobahn aus?

Autobahntankstellen sind immer etwas teurer. Kurz vor oder in der Ferienzeit, etwa zu Ostern, kann der Liter laut Bundeskartellamt im Durchschnitt 15 Cent teurer sein als an Stationen im Umland.

Verfolgen alle Marken die gleiche Taktik bei der Preisgestaltung?

Nein. Der ADAC hat 2016 die fünf großen Anbieter Aral, Esso, Jet, Shell und Total unter die Lupe genommen – und deutliche Unterschiede entdeckt. So liegen die größten Preisunterschiede zwischen den Anbietern zwischen 22 und 23 Uhr. Dann koste der Kraftstoff bei Shell und Aral im Durchschnitt 15 Cent mehr als bei Jet, wo die Preise erst um 23 Uhr anziehen. Während Jet seine Preise an den Zapfsäulen täglich um weniger als 8 Cent erhöht und senkt, gehen bei Aral und Shell die Preise jeweils um mehr als 16 Cent nach oben und unten. Freie Tankstellen bieten Sprit in der Regel für ein bis 2 Cent günstiger an.

Gibt es Unterschiede zwischen den Bundesländern?

Die Preise variieren deutlich. Am günstigsten tanken Autofahrer in Hamburg. Für einen Liter Super E10 zahlen sie laut ADAC derzeit im Schnitt mit 1,256 Euro 7 Cent weniger als etwa in Sachsen-Anhalt. Ähnlich sieht es beim Diesel aus. In Niedersachsen kostete der Liter E10 zum gleichen Zeitpunkt 1,313 Euro (Stand: 13. März, 11 Uhr). Dabei handelt es sich allerdings um eine Momentaufnahme, die Unterschiede variieren.

Ist Tanken im Ausland günstiger?

Am teuersten ist Super laut ADAC derzeit in den Niederlanden mit 1,65 Euro, in Dänemark mit 1,58 Euro und Italien mit 1,55 Euro. Günstiger lässt sich in Polen (1,12 Euro), Luxemburg (1,15 Euro) oder Tschechien (1,19 Euro) tanken.

Gibt es Hilfen beim Preisvergleich?

Verbraucher können die Preise im Internet vergleichen, zum Beispiel unter www.adac.de/tanken oder www.clever-tanken.de.