Braunschweig. Die Kälte fordert den Winterdienst, doch es soll milder werden. Der Wetterdienst warnt vor starken Böen. Die Bahn will sich vorbereiten.

Unsere Leserin Ina Marleen Schlz schreibt bei Facebook:

Winterdienst erst gesichtet, als wir vorhin aus der Stadt zurück kamen. Circa 17.30 Uhr, und 15 Uhr hatte es zu schneien begonnen.

Zum Thema recherchierte Jens Gräber mit unseren Agenturen

Wenn es schneit, sind die Winterdienste gefordert. Zahlreiche Leser hatten am Wochenende allerdings den Eindruck, es habe zu lange gedauert, bis die Straßen geräumt wurden. Thorsten Bullerdiek, Sprecher des Städte- und Gemeindebundes in Niedersachsen, bricht dagegen eine Lanze für die Mitarbeiter des Winterdienstes: „Die ackern wirklich, wenn man da mal genauer hinschaut.“ Es sei aber nun mal nicht möglich, bei Schneefall alle Straßen gleichzeitig zu räumen. „So viel Personal und Fahrzeuge kann keine Kommune vorhalten – das würde ja dann auch keiner bezahlen wollen“, gibt Bullerdiek zu bedenken.

Gerade wer abseits von größeren Durchgangsstraßen wohne, müsse schlicht damit rechnen, dass es länger dauere, bis Schnee und Glätte bei ihm beseitigt würden. „Dafür hat er den Rest des Jahres weniger Verkehr und mehr Ruhe.“

Fest steht: Viele Autofahrer waren von Schnee und Kälte überfordert. Hunderte Unfälle hat die Polizei in ganz Niedersachsen nach den starken Schneefällen aufnehmen müssen. Im Landkreis Lüchow-Dannenberg kam am Montagmorgen ein Lasterfahrer mit seinem Sattelzug bei Lübbow auf schneeglatter Fahrbahn von der Straße ab und prallte gegen einen Baum. Der 50 Jahre alte Mann erlitt laut Polizei schwere Verletzungen, es entstand zudem ein Sachschaden von gut 60 000 Euro. In Oldenburg wurde Sonntagabend eine Fußgängerin schwer verletzt. Die 57-Jährige wurde von einem Auto erfasst, als sie über die Straße ging. Der Fahrer konnte wegen Schneeglätte nicht mehr ausweichen. Die Beamten sprachen gestern am frühen Abend dennoch von vorwiegend leicht verletzten Menschen und Sachschäden.

Immerhin auf der Schiene lief es in den vergangenen Tagen laut Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis trotz Schnee und Eis ganz gut. Er teilte mit: „Am Wochenende gab es keine Behinderungen durch Schnee und Eis in Niedersachsen. Zugverspätungen entstanden meist in Nordrhein-Westfalen.“ Das schließt allerdings nicht aus, dass Züge, die dort losfuhren, verspätet in Niedersachsen ankamen. Doch in den kommenden Tagen könnte auf die Bahn eine weitere Bewährungsprobe zukommen: Der Deutsche Wetterdienst warnt vor starken Böen.

Derzeit arbeitet die Bahn aber noch daran, sich auf künftige Stürme besser vorzubereiten. Nach den schweren Verkehrsbehinderungen durch Sturmtief „Xavier“ im Oktober sollen Sträucher entlang der Strecken im Norden besser gestutzt werden. „Die DB analysiert die Auswirkungen der vergangenen Stürme detailliert – auch mit Blick auf das Vegetationsmanagement“, kündigte ein Bahnsprecher an. „Im Unternehmen werden gerade verschiedene Möglichkeiten und Konzepte erarbeitet und diskutiert.“ Ergebnisse sollten bald präsentiert werden. Eine Möglichkeit: das gezielte Fällen gefährdeter Bäume, während die übrigen stehenbleiben können.

Der Landtag in Hannover beschäftigt sich am Donnerstag mit den Sturmschäden bei der Bahn. SPD und CDU fordern von dem Unternehmen deutlich mehr Einsatz für einen ordentlichen Betrieb. Eine funktionsfähige Eisenbahninfrastruktur sei für Niedersachsen von überragender Bedeutung, heißt es in einem Antrag der beiden Regierungsfraktionen. „Massive und sich über Tage hinziehende Ausfälle und Einschränkungen im Nah-, Regional-, Fern- und Güterverkehr aufgrund von Sturmschäden, wie jüngst bei Tief „Xavier“, können aus standortpolitischen Gründen daher nicht länger als Folgen höherer Gewalt schicksalsergeben hingenommen werden.“ Das systematische Beschneiden und Fällen von Bäumen entlang der Gleise sei deshalb extrem wichtig. Die Landesregierung wird dazu aufgerufen, einen Runden Tisch zu dem Thema zu organisieren.