Braunschweig. Die Modernisierung des Maximalversorgers verschlingt Millionen. Nach langem Sträuben stockt das für Investitionen zuständige Land Förderung auf.

Eine gute Nachricht fürs Braunschweiger Klinikum: Nach jahrelangem Tauziehen erhöht das Land nun doch seine Fördermittel zur Umsetzung des Zwei-Standorte-Projekts. War der Zuschuss bisher aller Kostensteigerungen zum Trotz auf 178 Millionen Euro gedeckelt gewesen, stockt das für Krankenhaus-Investitionen zuständige Land den Betrag auf 251 Millionen auf. Das hat der Krankenhausplanungsausschuss des Landtages in dieser Woche entschieden.

Zu diesen zusätzlichen 73 Millionen Euro, die schrittweise ausgezahlt werden, gesellen sich für dieses Jahr weitere 11,5 Millionen zum Ausgleich inflationsbedingter Preissteigerungen bei laufenden Baumaßnahmen. Das Land hat dazu ein eigenes Investitionsprogramm aufgelegt. „Neben hohen Energie- und Sachkosten sind steigende Aufwendungen wie Materialkosten bei Baumaßnahmen eine zunehmende Herausforderung für Krankenhausträger“, so Julia Retzlaff, stellvertretende gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion.

„Unsere großen Anstrengungen haben sich gelohnt“, kommentiert Oberbürgermeister Thorsten Kornblum in einer Mitteilung das Ergebnis intensiver Gespräche, an denen außer Kornblum Vertreter des Klinikums sowie Braunschweiger Landtagsabgeordnete beteiligt waren.

Vorausgegangen waren in der Vergangenheit auch viele öffentliche Appelle an das Land, den regional wichtigen Maximalversorger bei der notwendigen Modernisierung des Krankenhaus-Komplexes stärker finanziell zu unterstützen.

Pantazis: Land muss krisenfeste Finanzierung von Krankenhäusern sichern

So mahnt der Braunschweiger Gesundheitspolitiker und SPD-Bundestagsabgeordnete Christos Pantazis auch aktuell: „Bei aller Freude muss ich als zuständiger Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion für die anstehende Krankenhausreform ausdrücklich betonen, dass die Bundesländer ihrer Investitionspflicht nachkommen müssen, um eine stabile und krisenfeste Finanzierung von Krankenhäusern in ganz Niedersachsen zu sichern.“

Braunschweigs Oberbürgermeister sieht „großen ersten Schritt“

Auch Kornblum betont, dass die Finanzierung des Neubaus nicht vom Klinikum und der Stadt Braunschweig – als Krankenhausträgerin – allein geschultert werden könne. Sie müsse vom Land sichergestellt werden. „Hier sind wir einen großen ersten Schritt weitergekommen.“

Auf rund 800 Millionen Euro beziffert Klinikum-Geschäftsführer Andreas Goepfert die Kosten für den aktuellen Bauabschnitt – inklusive zweier Neubauten am Standort Salzdahlumer Straße, die allein 589 Millionen Euro verschlingen. Weitere rund 210 Millionen Euro fließen in die Altbau-Sanierung, um bestehende Gebäude weiter nutzen zu können. Dazu gehört unter anderem die Sanierung des Gebäudetrakts für die Zentrale Notaufnahme.

Klinikum bereitet sich auf mehr ambulante Eingriffe vor

Nicht alles ist nach den komplizierten Regeln der Krankenhausfinanzierung förderfähig. Dass sich das Land nun doch durchgerungen hat, die förderfähigen Kosten zu tragen, ist auch für Goepfert „eine sehr gute Botschaft gerade in jetzigen Zeiten“. Dem Städtischen Klinikum verschaffe die Aufstockung des Festbetrags Perspektiven, weiter zukunftsweisend zu planen.

Denn in der Gesundheitspolitik herrscht Bewegung. So stehen Reformen zur Ambulantisierung von bisher stationär erbrachten Krankenhaus-Leistungen an. Für sie gelte es, so der Geschäftsführer, weitere neue Gebäudestrukturen am zentralen Standort Salzdahlumer Straße zu schaffen.

Standort Holwedestraße wird im Frühling 2024 aufgegeben

Zunächst aber ist eine andere Herausforderung zu bewältigen: Kurz nach Ostern 2024 soll der Standort Holwedestraße endgültig aufgegeben und an die Salzdahlumer Straße verlagert werden. Bis dahin soll der Neubau Ost am Fichtengrund mit seinen 430 Betten – davon 90 Intensivbetten – bezugsfertig sein.

Für die Beschäftigten in den Kliniken für Unfallchirurgie samt Notaufnahme, Orthopädie, Äs­the­ti­sche & Hand­chir­ur­gie sowie die Hals-, Nasen-, Ohrenklinik bedeutet das: Sie müssen bei laufendem Betrieb innerhalb weniger Tage den Umzug von der Stadtmitte in den Süden Braunschweigs stemmen.

Künftig auch unfallchirurgische Notaufnahme an Salzdahlumer Straße

Die unfallchirurgische Notaufnahme wird mit der internistischen Notaufnahme an der Salzdahlumer Straße zu einer Zentralen Notaufnahme zusammengelegt. Ein Chefarzt für diese neue große Organisationseinheit ist schon gefunden.

Andreas Goepfert sieht für die Bevölkerung darin „einen Riesenschritt hin zu einer besseren Versorgung.“ Notfallpatienten könnten auf kurzen Wegen interdisziplinär versorgt werden, nennt er die Beispiele eines Unfallopfers mit internistischen Vorerkrankungen oder eines Mehrfachverletzten mit Schädel-Hirn-Trauma, für den es einen Pendelverkehr zwischen den Klinik-Standorten braucht.