Braunschweig. Emma Gerstenkorn und Lea Sophie Stephan machen eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau. Was das mit Tür-Keilen und Deo zu tun hat, lesen Sie hier.

Ob sie mit Freunden ins Kino wollte, zu einem Konzert oder Ähnliches: „Ich war die, die immer alles für alle geplant hat“, sagt Lea Sophie Stephan lachend. Schon als Schülerin kümmerte sie sich um Tickets, Anreise und Organisation. Weil es ihr Spaß gemacht hat. Bei einer Berufsmesse der Bundesagentur für Arbeit im Eintracht-Stadion erfuhr sie dann, dass man das auch beruflich machen kann.

Seit einem Jahr macht die 19-Jährige nun eine duale Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau bei der Agentur Blome & Pillardy Event GmbH, deren Zentrale sich am Gotenweg in Braunschweig befindet. Außerdem besucht sie die Otto-Bennemann-Berufsschule. „Das ist das, was ich immer machen wollte“, sagt die junge Frau. Ähnlich geht es Emma Gerstenkorn. Die 22-Jährige schließt ihre Ausbildung in Kürze ab, will dann ein duales Studium beginnen. Rückblickend sagt sie: „Bei der Vorbereitung unserer Abi-Party habe ich Gefallen am Organisieren von Veranstaltungen gefunden.“

Die Agenturgründer wurden durch ihre Partyreihe „Fiestaphobia“ bekannt

Emotionen wecken, Menschen zusammenbringen, ihnen eine schöne Zeit verschaffen: Das, sagt Emma Gerstenkorn, sei die übergeordnete Aufgabe von Veranstaltungskaufleuten. Blome & Pillardy Event hat sich auf Firmenveranstaltungen spezialisiert: Jubiläen und Einweihungen, Betriebsfeste, Tagungen, Empfänge und mehr.

Gegründet wurde die Agentur vor 20 Jahren von Kai Blome und Robert Pillardy: Die beiden Studenten sorgten damals mit „Fiestaphobia“ für Aufsehen, veranstalteten Partys an ungewöhnlichen Orten, etwa im Raffteichbad, im Hauptbahnhof und am Flughafen. Die Agentur hat derzeit rund 20 Mitarbeiter und weitere Standorte in Wolfsburg, München, Hannover und Düsseldorf. In Berlin und Hamburg werden noch in diesem Jahr ebenfalls Büros eröffnen.

Dass Veranstaltungen, an denen viele hundert Menschen teilnehmen, bestens geplant und vorbereitet werden müssen, versteht sich von selbst. Aber wie schafft man Emotionen?

„Durch die Musik und die Anlage, durch farbliches Licht beispielsweise und durch Aktionen oder familientaugliche Angebote – je nach Ausrichtung der Veranstaltung“, gibt Lea Sophie Stephan Beispiele. Emma Gerstenkorn ergänzt: „Wichtig ist, dass ein roter Faden sichtbar ist. Es muss alles stimmig sein.“ Ziel sei es, den Menschen Momente zu schaffen, die im Kopf bleiben. Gute Vorbereitung ist Pflicht, damit es eine gelungene Veranstaltung wird: Hygiene, Sicherheit, Catering, Shuttle, Bühnenprogramm...

Deo, Tür-Keile und ein Ersatz-Beamer sind immer mit an Bord

Der Wunsch des Kunden genießt dabei höchste Priorität: Dass er am Ende zufrieden ist, ist schließlich das Wichtigste. Leo Sophie Stephan: „Es geht nicht darum, wie man es selber machen würde. Man kann eigenen Input reingeben und kreative Vorschläge machen, aber am Ende muss es dem Kunden gefallen.“ Im Gespräch abzuklopfen, was genau der Kunde will, das sei die hohe Kunst des Eventmanagements.

Der Worst Case? Den schlimmsten Fall habe sie zum Glück bislang nicht erlebt, sagt Emma Gerstenkorn. Dauerregen bei einer Außenveranstaltung sei natürlich unschön, aber gegen viele „kleine Katastrophen“ könne man sich mit guter Vorbereitung und einem Plan B wappnen: „Wichtig ist zum Beispiel, immer einen zweiten Beamer dabei zu haben.“ Es gibt in der Agentur eine ganze Kiste voll mit Dingen, die im Notfall helfen können. Diese „Event-Kiste“ wird zu jeder Veranstaltung mitgenommen und enthält unter anderem diverse Kabel und Adapter, Deo, Tür-Keile, Kabelbinder, Feuerzeug, Reserviert-Schilder...

Als abwechslungsreich und spannend erlebt Emma Gerstenkorn ihren Beruf. Sie arbeitet gerne im Team und liebt die besondere Atmosphäre bei Veranstaltungen. Vielleicht genießt sie die besonders, weil ihr erstes Ausbildungsjahr im Ausnahmezustand verlief: Wegen Corona konnten keine Großveranstaltungen stattfinden. Stattdessen baute die Agentur Schnelltest-Zentren in der ganzen Region auf. Über Marketing, Logistik und Hygienekonzepte lernt man auch dabei viel – aber Partys, Festivals und Firmenevents sind dem gesamten Team deutlich lieber.

VERANSTALTUNGSKAUFMANN/-FRAU

Die duale Ausbildung dauer drei Jahre.

Aufgaben: Veranstaltungen konzipieren, deren Durchführung organisieren, kaufmännische Vor- und Nachbereitung; Erstellen von zielgruppengerechten Konzepten für Messen, Kongresse, Konzerte oder Ausstellungen; Kostenkalkulation; Kundenakquise und -beratung

Voraussetzungen: Ein bestimmter Schulabschluss ist nicht vorgeschrieben, in der Praxis stellen Betriebe laut Bundesagentur für Arbeit jedoch überwiegend Auszubildende mit Hochschulreife ein. Gewünscht sind außerdem Kommunikationsfähigkeit, interkulturelle Kompetenz, organisatorische Fähigkeiten, kaufmännisches Denken und Sorgfalt

Verdienst: je nach Bundesland unterschiedlich und auch abhängig davon, ob man in der freien Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst die Ausbildung macht. Ganz grob: im ersten Ausbildungsjahr 790 bis 1100 Euro im Monat; im zweiten Ausbildungsjahr: 875 bis 1150 Euro; im dritten Ausbildungsjahr 950 bis 1300 Euro.

„Braunschweigs Auszubildende“

In unserer Serie porträtieren wir junge Menschen, die von ihrer Ausbildung berichten. Wie sind sie dazu gekommen? Was ist für sie das Besondere an diesem Beruf? Und natürlich geht es auch um die Ausbildungsbetriebe: Wodurch zeichnen sie sich aus? Wir suchen weitere Auszubildende im zweiten oder dritten Lehrjahr, die bereit sind, Einblicke zu geben. Schreiben Sie gern eine Mail an: redaktion.bs@funkemedien.de

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