Braunschweig. Salben herstellen, Patienten in der Apotheke beraten, Arzneimittel auf ihre Qualität prüfen: Zwei Auszubildende berichten über den Beruf der PTA.

Die eine Kundin legt ein Rezept für ein Schmerzmittel vor, der nächste Kunde benötigt eine Salbe gegen Lippenherpes oder einen Fiebersaft fürs Baby – so sieht der Alltag in einer Apotheke aus. „Man weiß nie, welche Patienten kommen und was sie möchten. Das macht die Arbeit sehr abwechslungsreich“, sagt Lena Reuter. Genau wie Maria Müller macht sie derzeit an der Dr. von Morgenstern Schule eine Ausbildung zur PTA, also zur Pharmazeutisch-Technischen Assistentin.

PTA sind heiß begehrte Fachkräfte: Eine Apotheke im Harz sucht derzeit eine PTA und bietet in der Stellenanzeige neben einer übertariflichen Bezahlung sogar einen kleinen Dienstwagen als Bonus an. Außer in Apotheken und Krankenhaus-Apotheken sind PTA zudem in der Forschung und Industrie, für Krankenkassen und Gesundheitsämter tätig. Sie benötigen ein profundes Wissen über Medikamente, pflanzliche und chemische Wirkstoffe, die Herstellung von Cremes, Salben und Tees. Wegen des direkten Kundenkontakts sollten sie zudem gut kommunizieren können. „Ein gewisses Maß an Empathie gehört auch dazu“, ergänzt Lena Reuter.

PTA arbeiten auch im Labor

Die junge Frau hat ihren Traumjob gefunden. Mit 31 Jahren ist sie älter als die meisten Auszubildenden, beruflich hat sie aber auch schon einiges geleistet: Nach einem Auslandsjahr in Australien studierte sie International Business in den Niederlanden, machte ihren Master im Strategischen Management und arbeitete ein Jahr bei einer Krankenkasse in Hannover. „Einen Bürojob, bei dem ich den ganzen Tag am Computer sitzen muss, kann ich mir nicht für die nächsten 37 Jahre vorstellen“, resümiert sie.

Deshalb habe sie nach mehreren Praktika die Ausbildung zur PTA angefangen und ist nun im zweiten Lehrjahr: Als PTA ist man im direkten Kundenkontakt, arbeitet aber auch im Labor, das jede Apotheke haben muss: „Interessiert hat mich das schon immer. Nach der Ausbildung gibt es viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden und zu spezialisieren“, sagt Lena Reuter.

Auch ein Studium ist möglich. Die 18-jährige Maria Müller hat das Gymnasium nach der zehnten Klasse verlassen und die Ausbildung zur PTA begonnen, parallel macht sie ihre Fachhochschulreife. Damit könnte sie im Anschluss an einer Fachhochschule studieren – oder Pharmazie an der Technischen Universität Braunschweig. Ob sie das macht, weiß sie aber noch nicht: „Das wäre mir eventuell zu theoretisch. Eher vorstellen kann ich mir zurzeit, in Richtung Hebammenkunde zu gehen.“

Wer überlegt, sich zur PTA ausbilden zu lassen, sollte wissen: Man muss ziemlich viel lernen, insbesondere in den Fächern Chemie und Botanik. Mathematische Grundrechenarten wie Prozentrechnen und Dreisatz sollte man auch beherrschen. Sonst kann es schwierig werden im Labor, wenn Rezepte umgerechnet werden müssen. Ein guter Teil der Ausbildung findet im Labor statt: Im Laborkittel rühren die Schüler beispielsweise Cremes und Salben an, mikroskopieren oder bestimmen Pflanzenteile (Drogenkunde sagt der Fachmann dazu).

Neben der Schule jobbt Lena Reuter in einer Apotheke

Eine abwechslungsreiche Ausbildung, die aber auch fordert – und kostet. Es handelt sich um eine schulische Ausbildung, die in Niedersachsen häufig an Berufsschulen angeboten wird, die in privater Trägerschaft sind. An diesen privaten Schulen wird ein Schulgeld fällig, bei der Dr. von Morgenstern Schule beträgt es 149 Euro im Monat; ein Lehrlingsgehalt gibt es nicht. Nina Brakhahn, die an der Schule Erstinformationen zur Ausbildung anbietet, sagt: „Niemand sollte denken, dass er sich die Ausbildung nicht leisten kann. Im Dialog finden wir einen Weg, etwa über Schüler-Bafög, das nicht zurückgezahlt werden muss, oder Bildungskredite.“

Lena Reuter hat bereits vorab für die Ausbildung gespart, nach der Schule jobbt sie für eine Apotheke und fährt Medikamente aus.

Nach zwei Jahren Berufsschule und der ersten staatlichen Abschlussprüfung folgt die praktische Ausbildung: sechs Monate in einer Apotheke. Dann folgt die zweite Prüfung. Die Ausbildung wird in diesem Sommer reformiert: Sie wird noch praxisbezogener, digitale Inhalte wie das E-Rezept erhalten mehr Gewicht, das handwerkliche Lernen wird etwas reduziert.

Pharmazeutisch-Technischer Assistent

- Die PTA-Ausbildung besteht aus einem zweijährigen Lehrgang an einer Berufsfachschule oder einem Berufskolleg und einem sechsmonatigen Praktikum in einer Apotheke.

- Voraussetzung: Realschulabschluss

- Inhalte: Wirkung und Anwendungen von Arzneimitteln und Heilpflanzen, Kundenberatung, Herstellung von Arzneimitteln, Qualitätsprüfung u.a.

- Als PTA kann man in Apotheken und Krankenhaus-Apotheken arbeiten, in der pharmazeutischen Industrie oder Forschung…

- Verdienst: In der schulischen Ausbildung wird kein Gehalt gezahlt, zudem muss an privaten Berufsschulen Schulgeld gezahlt werden. Im praktischen Teil der Ausbildung in der Apotheke erhält man 793 Euro pro Monat. Berufseinsteiger erhalten laut Bundesrahmentarifvertrag für Apotheken eine Vergütung von 2.349 Euro.

„Braunschweigs Auszubildende“

In unserer Serie porträtieren wir junge Menschen, die von ihrer Ausbildung berichten. Wie sind sie dazu gekommen? Was ist für sie das Besondere an diesem Beruf? Und natürlich geht es auch um die Ausbildungsbetriebe: Wodurch zeichnen sie sich aus? Wir suchen weitere Auszubildende im zweiten oder dritten Lehrjahr, die bereit sind, Einblicke zu geben. Schreiben Sie gern eine Mail an: redaktion.bs@funkemedien.de

Lesen Sie auch:

Mehr wichtige Nachrichten aus Braunschweig lesen:

Täglich wissen, was in Braunschweig passiert: Hier kostenlos für den täglichen Braunschweig-Newsletter anmelden!Hier kostenlos für den täglichen Braunschweig-Newsletter anmelden!