Braunschweig. In der Kategorie „Unterricht innovativ“ wurde die Gaußschule auf den ersten Platz gewählt. Was ein Computerspiel damit zu tun hat, lesen Sie hier.

Die Freude an der Gaußschule am Löwenwall ist groß: Das Gymnasium gehört zu den Gewinnern beim „Deutschen Lehrkräftepreis 2022“. In der Kategorie „Unterricht innovativ“ wählte die hochkarätig besetzte Jury das Team aus Lehrkräften und Schülern um Lehrer Lars Menrath auf den ersten Platz. Das MINT-Projekt „Game Based Learning“ der Gaußschule wurde am Montag in Berlin ausgezeichnet.

Blick in eine der fünf Welten, in denen das Spiel spielt.
Blick in eine der fünf Welten, in denen das Spiel spielt. © Gaußschule | Privat

Es geht also um ein Computerspiel. Genauer gesagt um ein 3D-Computerlernspiel, das von Lehrkräften sowie Schülern und Schülerinnen der Oberstufe gemeinsam entwickelt wurde und im Harz angesiedelt ist. Ähnlich wie bei einem Escape-Spiel müssen in dem Spiel Aufgaben gelöst werden ­– und zwar aus den MINT-Fächern Biologie, Chemie, Informatik, Mathematik und Physik. Das Ziel: Schüler interaktiv zu unterrichten und sie für die MINT-Fächer zu begeistern.

„Unsere Lehrkräfte arbeiten unermüdlich daran, Schule und Unterricht innovativ zu denken und dabei das Lernen für ihre Schülerinnen und Schüler so abwechslungsreich wie wirksam zu machen“, sagt Professor Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes. Der Verband ist gemeinsam mit der Heraeus Bildungsstiftung Träger des Wettbewerbs. Über die vier Projekte, die in der Kategorie „Unterricht innovativ“ ausgezeichnet wurden, sagt Lin-Klitzing: „Sie beweisen dieses außergewöhnliche Engagement und stehen stellvertretend für unzählige Lehrkräfte, die jeden Tag ihren Beruf zur Berufung werden lassen.“

Startwelt ist das Harzheim in Oderbrück

Ausgezeichnet: das Team der Spiele-Entwickler auf der Bühne.
Ausgezeichnet: das Team der Spiele-Entwickler auf der Bühne. © Gaußschule | Privat

Ort der Handlung ist der Harz. In Oderbrück betreibt die Gaußschule ihr frisch saniertes Harzheim. Dieses bildet im Spiel den Ausgangspunkt für das Abenteuer. Die Story fasst Projektleiter Lars Menrath so zusammen: „Mit einer Zeitmaschine ist der Spieler in den 30er Jahren im Harzheim gelandet. Leider ist die Zeitmaschine nun defekt. Um von dort wieder zurück in die Gegenwart zu kommen, muss der Spieler etliche Aufgaben lösen.“ Und so hangelt man sich von einer zu knackenden Aufgabe zur nächsten, von Raum zu Raum. Um die Zeitmaschine wieder in Gang zu setzen, muss man sein Wissen aus den MINT-Fächern anwenden.

„Manche Aufgaben sind auch in der realen Welt zu lösen. Zum Beispiel erhalten die Jugendlichen Informationen zu Biotopen und müssen dann eine Bodenprobe analysieren“, erklärt Menrath. Das Spiel ist so angelegt, dass es von nun an jedes Jahr vom elften Jahrgang eine Woche lang in den MINT-Fächern gespielt werden kann.

Hier geht’s zum Trailer.

Angeregt hatte das Ganze Schulleiter Stefan Lüttenberg, der Lars Menrath zur Preisverleihung nach Berlin begleitete. Bei der Preisverleihung wurden insgesamt zehn Lehrkräfte, vier Teams und vier Schulleitungen aus elf Bundesländern ausgezeichnet. Mehr als 8.500 Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler hatten sich am Wettbewerb beteiligt.

Lehrkräfte und Schülerteams entwickelten das Spiel gemeinsam

Angesiedelt ist die Story im Harz.
Angesiedelt ist die Story im Harz. © Gaußschule | Privat

Lüttenberg hatte sich 2018 einen Verbeamtungsbesuch des jungen Kollegen angeschaut und war ganz begeistert, wie dieser die Schüler einige Matheaufgaben am Computer lösen ließ. Er regte Menrath an, doch mal ein Spiel zusammen mit Schülern und Schülerinnen zu entwickeln. „Mir schwebte eine Art Quizduell vor, kombiniert vielleicht mit Bewegungsaufgaben. Ich hätte nicht gedacht, dass mehr möglich ist“, so der Schulleiter. Das Ergebnis findet er grandios.

Menrath wiederum gibt an, sich über den Auftrag gefreut zu haben: „Für mich war das eine Gelegenheit, mich mal auszutoben, was Spieleentwicklung angeht.“ Lehrkräfte aller Fachgruppen und rund 30 Schüler und Schülerinnen ließen sich anstecken von diesem Feuer und entwickelten das Spiel gemeinsam. Von 16 kleinen Teams wurden Story, Aufgaben, Charaktere und Welten entwickelt.

Unter den Entwicklern war auch Johanna Kiewnick (19), die derzeit ihr Abi macht: „Ich fand die Idee total toll, auch wenn ich in dem Genre bis dahin überhaupt nicht unterwegs war. Es war sehr interessant, mal hinter die Kulissen zu gucken.“ Erst fand das Projekt in der Freizeit statt, dann wurde es zum Seminarfach.

Die Zwillinge Marcel und Nikolas Pieloth (19) kannten sich schon vorher gut mit Videospielen aus: „Wir konnten Tipps geben, was gefällt. Ob Escape Game oder Open World – bei unserem Spiel kommen alle auf ihre Kosten.“ Technisch hätten sie allerdings keine Ahnung gehabt und fanden es spannend, mal ein Spiel selbst zu entwickeln. Fillip Giffhorn (18) ergänzt: „Jetzt sind wir dabei, eine zusätzliche Virtual-Reality-Version umzusetzen.“ Auch wenn er sein Abi in Kürze in der Tasche hat, möchte er gerne weiter daran mitarbeiten. Das Spiel muss also nie ganz fertig sein. Es kann weiterentwickelt werden, so dass sich auch die nachwachsenden Jahrgänge mit ihren Ideen einbringen können.

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Fakten:

- Der „Deutsche Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ“ wird in drei Kategorien vergeben: „Ausgezeichnete Lehrkräfte“, „Unterricht innovativ“ (gewählt von Schülern) und „Vorbildliche Schulleitung“ (gewählt von Kollegien).

- Die Träger des Wettbewerbs, die Heraeus Bildungsstiftung und der Deutsche Philologenverband, wollen mit der Auszeichnung die Leistungen von Lehrkräften, Lehrkräfte-Teams sowie Schulleitungen würdigen und in den Vordergrund der öffentlichen Wahrnehmung rücken.

- Förderpartner sind der Cornelsen Verlag, die DZ Bank AG, die PwC-Stiftung, die Zeit-Verlagsgruppe und „Zeit für die Schule“. Schirmherrin der Wettbewerbsrunde 2022 ist Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger.

- Bewerbungen für die neue Runde des Wettbewerbs über www.lehrkraeftepreis.de

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