Braunschweig. Seit Sommer 2022 hat Braunschweig eine Padel-Halle. Lesen Sie, was es mit dem Sport auf sich hat – und warum er Spanien nach Deutschland bringt.

Für Xavi Bel Garcia fühlte es sich an wie ein Geburtstagsgeschenk: Im Sommer vergangenen Jahres wurde kurz vor seinem Geburtstag die Hall of Padel in Braunschweig eröffnet. „Ich war zu der Zeit in Barcelona und meine Freundin rief mich aus Braunschweig an und sagte: Hier wartet ein Geschenk auf Dich“, sagt Bel Garcia. Keine halbe Stunde war er aus dem Urlaub in seinem Heimatland Spanien zurück, da stand er vor der Padel-Halle an der Hamburger Straße. Heute ist er, der der Liebe wegen nach Braunschweig kam und zunächst in einem Hotel arbeitete, einer der Trainer in der Hall of Padel.

Wer sich nun über den Enthusiasmus von Bel Garcia wundert, dem sei gesagt, dass die Sportart Padel in Spanien ein äußerst beliebter Breiten- und auch Turniersport ist. Er selbst spielt seit zehn Jahren. In diesem Land, könnte man sagen, ist der Sport – eine Kreuzung aus Tennis und Squash – groß geworden. Erfunden wurde Padel allerdings in Mexiko, aus Platzmangel. Don Enrique Corcuera wünschte sich einen eigenen Tennisplatz auf seinem Grundstück. Weil das dafür zu klein war, ließ er Mitte der 1960er Jahre einen kleineren Platz errichten, halb so groß wie ein Tennisfeld. Die Betonmauern, die an das Grundstück grenzten, wurden bald nicht mehr als Hindernis gesehen, sondern in den Sport eingebaut.

Erfunden in Mexiko, groß geworden in Spanien

Aus den Betonmauern wurden Plexiglas- und Gitter-Paneele. Auf dem Feld, das wie beim Tennis von einem Netz getrennt wird, stehen sich je zwei Spielerinnen oder Spieler gegenüber. Die Bälle erinnern an Tennisbälle, haben aber einen höheren Druck. Die leichten Schläger bestehen aus einem Schaumstoff, umhüllt von Karbon- oder Glasfaser. Die Spielregeln ähneln denen vom Tennis, sind jedoch vereinfacht, zudem können die Wände mitgenutzt werden, Bälle können beispielsweise gegen die Plexiglasscheibe und dann ins Nachbarfeld geschlagen werden.

Carlos Erro Domene, Mitgründer der Hall of Padel.
Carlos Erro Domene, Mitgründer der Hall of Padel. © Braunschweiger Zeitung | Bernward Comes

Gründer der Hall of Padel sind Carlos Erro Domene und seine Geschäftspartnerin Begoña Fernández Nuevo. Beide arbeiten bei Volkswagen in Wolfsburg. Erro Domene berichtet, dass er viele Kollegen aus Spanien habe, die ihn immer wieder gefragt haben, wo man in der Region Padel spielen könne. Anfang der 2000er Jahre sei es zu einem regelrechten Boom des Sports in Spanien gekommen. Doch in unserer Region habe es lange keine Möglichkeit gegeben, den Sport auszuüben.

Padel – „Wenn man es einmal ausprobiert hat, will man mehr“

„Ich habe beobachtet, wie sich Padel in Deutschland entwickelt“, sagt Erro Domene. 2018 und 2019 habe er eine ähnliche Entwicklung bei den Platzzahlen gesehen wie sie in Spanien vor 25 Jahren stattfand. Dann kam die Pandemie und Erro Domene sagte sich: Wenn die Zahlen weiter steigen, eröffne ich eine Padel-Halle in der Region. Gesagt getan. Zusammen mit Fernández Nuevo legte er Eigenkapital zusammen, fand einen Kreditgeber und eine geeignete Halle. Das sei gar nicht so einfach gewesen, sagt Erro Domene. Doch die Halle der Streiff-Holding, in der zuvor die „SoccaFive-Arena“ angesiedelt war, stellte sich als optimal heraus. Und das Padel-Team sucht nach weiteren Orten, Gespräche gebe es beispielsweise für Wolfsburg. Aber auch an anderen Orte in der Region können sich die Gründer eine Präsenz vorstellen.

Die Hall of Padel in Braunschweig bietet fünf Padel-Plätze.
Die Hall of Padel in Braunschweig bietet fünf Padel-Plätze. © Braunschweiger Zeitung | Bernward Comes

„Am Anfang sind alle skeptisch“, sagt Erro Domene. „Aber wenn man es einmal ausprobiert hat, will man mehr.“ Das Gute sei auch: Man spielt zu viert, das sei geselliger als zu zweit zu spielen. Und darauf haben Erro Domene und Fernández Nuevo die Halle auch ausgelegt. „Wir hätten noch mehr als fünf Spielfelder einrichten können. Aber wir wollten Platz haben, um Liegestühle und Tribünen aufzubauen. So kann man am Spielfeldrand bei anderen zusehen und ins Gespräch kommen.“ Heute sei die Halle meist ausgebucht, rund 280 Spieler kämen pro Tag.

„Ein großes Ziel ist es auch, Kinder für Padel zu begeistern“

Mitmachen kann man auf unterschiedlichen Wegen. Der niedrigschwelligste ist, ein Feld zu buchen, in der Regel für eineinhalb Stunden. Auch die Schläger und Bälle kann man vor Ort mieten. Aber es gibt auch eine Padel-Academy, bei der man Kurse buchen kann. Mittlerweile ist Padel auch Teil des Unisports der TU Braunschweig. Und auch Gespräche mit der Ostfalia-Hochschule liefen. Auch Vereine sind auf Padel aufmerksam geworden. So gebe es eine Kooperation mit dem Braunschweiger Tennis- und Hockey-Club. Und Erro Domene und Fernández Nuevo haben weitere Pläne: Sie wollen die Sportkurse zertifizieren lassen, so dass sie von Krankenkassen bezuschusst werden können. „Ein großes Ziel ist es auch, Kinder für Padel zu begeistern“, sagt Erro Domene.

Denn ja, es gehe um den Spaß am Sport, die Gesundheitsförderung – aber auch um zukünftige Spieler in den Padel-Ligen. Die Hall of Padel organisiere zum einen eigene Ligen, bei denen jeder teilnehmen kann. Zum anderen gibt es aber auch offizielle Ligen wie die Bundesliga, deren Finale im September in der Hall of Padel in Braunschweig stattfand.

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