Braunschweig. Die katholische Grundschule St. Josef soll ab nächstem Sommer keine Kinder mehr aufnehmen. So will es die Stadt. Schüler und Eltern laufen Sturm.

Sie machten ordentlich Rabatz am Freitagmorgen vor Unterrichtsbeginn: Mit Trillerpfeifen, Rasseln und Plakaten zogen die Kinder der Grundschule St. Josef und ihre Eltern vom Hohestieg zur Goslarschen Straße und zurück. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Schule klaut“, skandierten sie. Auf einem der Plakate war zu lesen: „St. Josef muss bleiben! Uns kann keiner vertreiben!“

Der Ärger über die geplante Schließung der katholischen Grundschule im Westlichen Ringgebiet bei den betroffenen Familien ist groß. Wie berichtet, hatte die Stadt unmittelbar vor Beginn der Osterferien mitgeteilt: Die Schulen St. Josef und Hinter der Masch sollen zusammengelegt, der Standort am Hohestieg aufgegeben werden.

Auch jüngere Geschwisterkinder beteiligten sich an der Demo.
Auch jüngere Geschwisterkinder beteiligten sich an der Demo. © Braunschweiger Zeitung | Bernward Comes

Hintergrund ist die sinkende Zahl katholischer Schüler und Schülerinnen – sie ist zu niedrig, um an allen drei Bekenntnisschulen im Stadtgebiet die gewünschte Quote von 70 Prozent Schülern mit katholischer Konfession zu erreichen. Zudem, so argumentiert die Stadt, sei der Standort Hohestieg räumlich nicht für den Ausbau zur Ganztagsschule geeignet.

Die Stadt baut zwei neue Grundschulen im Westen der Stadt

Die Schulgemeinschaft will das nicht einfach hinnehmen. Knapp 800 Unterschriften wurden innerhalb weniger Tage bei einer Online-Petition gesammelt. „Wir sind jetzt dabei, Gespräche mit Politikern der verschiedenen Ratsfraktionen zu führen und bemühen uns um Redezeit im Schulausschuss“, erklärt Elternvertreter Hans Schmidt-Hohls. Am 5. Mai wird der Schulausschuss über das Thema beraten, am 9 Mai entscheidet der Verwaltungsausschuss, wie es weitergeht.

Die Eltern verstehen nicht, warum eine gut funktionierende Schule geschlossen werden soll, wo Grundschulplätze im Westen der Stadt doch knapp sind und die Stadt sogar den Neubau von zwei Grundschulen plant: am Wedderkopsweg und in der Ludwig-Winter-Straße. „An unserer Schule sind Schüler und Schülerinnen aus vielen Kulturen. Das ist spannend und ein gutes Miteinander“, sagt eine Mutter. Ein Vater erzählt: „Wir ziehen weg hier, also könnte uns das alles egal sein. Aber es ist eine gute Schule, es wäre schade, wenn sie geschlossen wird.“

Die CDU sucht nach Alternativen zur Schließung

Die CDU will sich für den Erhalt der Schule einsetzen und bereitet einen entsprechenden Antrag für den Schulausschuss vor. „Die Schüler und Schülerinnen sollen eine Wahl haben – deshalb muss die Stadt eine gewisse Vielfalt an Schulen anbieten“, sagt Antje Maul, schulpolitische Sprecherin der Fraktion.

Die CDU-Landtagsabgeordnete Sophie Ramdor besuchte die Demo am Freitag. Sie fragt sich, warum die Stadt es ablehnt, die 70-Prozent-Quote zu senken: „Von der Kirche haben wir die Auskunft erhalten, dass es die 70-Prozent-Regelung in Niedersachsen kaum noch gibt. Eine Senkung der Quote könnte helfen, die Schule zu erhalten.“

Die Eltern ärgert es, dass in einer Öffentlichen Bekanntmachung zur Einschulung von der Stadt in der Braunschweiger Zeitung die Grundschule St. Josef namentlich gar nicht mehr genannt wird, sondern lediglich die beiden anderen Konfessionsschulen Hinter der Masch und Edith Stein. „Die politische Entscheidung, ob die Schule geschlossen wird, ist ja noch gar nicht getroffen“, sagt Hans Schmidt-Hohls. Er bietet im Namen der Elternschaft an: „Wir sind gerne bereit, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und mitzugestalten.“

Was bisher geschah:

Mehr wichtige Nachrichten aus Braunschweig lesen:

Täglich wissen, was in Braunschweig passiert: Hier kostenlos für den täglichen Braunschweig-Newsletter anmelden!Hier kostenlos für den täglichen Braunschweig-Newsletter anmelden!