Braunschweig. Ungewöhnliche Aktion in Braunschweig: Konfirmanden der Kirchengemeinde „Die Brücke“ seilen sich aus 15 Metern Höhe an der Matthäuskirche ab.
Jeder, der schon einmal auf einem 10-Meter-Sprungturm im Freibad stand, weiß, dass sich das verdammt hoch anfühlt. Die Konfirmandengruppe der evangelischen Kirchengemeinde „Die Brücke“ legt höhenmäßig noch einen drauf. Sie wollen sich aus 15 Metern Höhe vom Glockenturm der Matthäuskirche abseilen. Die Jugendkirche befindet sich direkt am Tor zum Prinzenpark im Östlichen Ringgebiet.
Organisatorin der Veranstaltung ist die zuständige Pfarrerin der Gemeinde, Christine-Ulrike Böhm. „Eigentlich hatten wir vor, im Harz einen Kletterpark zu besuchen. Leider wurde der Termin wegen schlechten Wetters abgesagt. Die Gesichter der Konfirmandinnen und Konfirmanden waren entsprechend lang“, so die 54-Jährige. Ersatz musste also her, und die Abseil-Idee wurde geboren.
Jugenddiakon Gottfried Labuhn, der solche Aktionen schon häufiger begleitet hat, ist auch an diesem Tag zuständig für die Sicherung der Jugendlichen. Ziel des Ganzen sei es, die Entwicklung und die Selbstwirksamkeit der jungen Menschen zu unterstützen, so Labuhn. Und Böhm ergänzt, dass es um die Stärkung von Glauben und Vertrauen gehe.
Jugendliche seilen sich von Braunschweiger Kirche ab
Arthur ist der Erste aus der Braunschweiger Konfirmandengruppe
Nach einer kurzen Einführung in die Sicherheitstechnik geht es in Zweiergrüppchen nach oben. Der 13-jährige Arthur Sembritzki, einer der Jüngsten, traut sich als Erster der Gruppe hinunter. Erstaunlich cool und abgeklärt wirkt er, als er über das Geländer klettert. Er folgt den Anweisungen von Diakon Labuhn und tastet sich langsam an der Kirchturmmauer nach unten. „Der ist schon früher auf jeden Baum geklettert und auch immer irgendwie wieder runtergekommen“, sagt seine ebenfalls unaufgeregte Mutter.
Als Arthur unten ankommt, antwortet er auf die Frage, wie es denn gewesen sei, etwas knapp: „War gut.“ Nun, eben so, wie Jugendliche in dem Alter erfahrungsgemäß kommunizieren. Aber man merkt ihm seinen Stolz durchaus an.
Einige aus der Gruppe schauen sie sich das Spektakel nur von unten an. Sarina, Lea und Abby hatten von Anfang an gesagt, dass sie nicht mitmachen, weil es ihnen zu hoch ist. „Und das ist auch völlig in Ordnung“, sagt die Pfarrerin gegenüber ihren Schützlingen aufmunternd. Das Angebot sei eben ein Angebot und selbstverständlich freiwillig. Später fügt sie schmunzelnd hinzu, dass das Abseilen vom Kirchturm natürlich keine Voraussetzung für die Konfirmation sei, die am 2. Juli dieses Jahres stattfindet.
„Ich fühle mich gut, weil ich es geschafft habe“
Auf Arthur folgt die 14-jährige Janka Klein. Ohne Probleme meistert sie den Abstieg. Allerdings erzählt sie hinterher auch: „Ich habe das schon öfter gemacht.“ Das erklärt einiges. Paula Krüger, 13, die als Dritte an der Reihe ist, sagt hinterher: „Das war cool. Am Anfang war es etwas wackelig, aber dann war es toll. Ich bin stolz, dass ich das geschafft habe.“
Die 14-jährige Maya ringt mit sich. Sie steht bereits angeseilt an der Außenmauer. Noch festgekrallt am Geländer bricht sie ab. Wenig später versucht sie es ein zweites Mal. Und bleibt auch dieses Mal oben. Etwas geknickt kommt sie die Treppe hinunter. Dabei erfordert es auch Mut, seine Grenzen zu erkennen und „Nein“ zu sagen, wenn man etwas nicht möchte. Paul (14) entscheidet sich ebenfalls, dass er den Abstieg über die Treppen bevorzugt.
Eins steht fest an diesem Tag: Das Wetter war auf der Seite der Jugendlichen. Statt Regen – wie an den Tagen zuvor – strahlt die Sonne über Braunschweig. Wenn das mal kein Omen ist!
Die letzten Drei aus der 11-köpfigen Gruppe, die sich abseilen, sind die 14-jährigen Mia Eggers, Kira Voigt und Charlotte Müller. „Ich kann gerade nicht mehr denken“, sagt Charlotte. „Ich fühle mich gut, weil ich´s geschafft habe, obwohl ich Angst hatte.“
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epd