Braunschweig. Die Wertstoffstation am Franzschen Feld sieht oft wüst aus. Der Bezirksrat will das ändern und fordert unterirdische Container. Die Stadt lehnt ab.

Der Zustand der Wertstoffstation an der Herzogin-Elisabeth-Straße/Franzsches Feld erregt oft die Gemüter. Es ist stadtweit die größte Wertstoffstation: sieben Container für Papier und Pappe, fünf Glascontainer, vier Altkleidercontainer und zwei Container für Elektroschrott. Die Station wird stark genutzt, sowohl von Anwohnern als auch von „Externen“. Generell gibt es im Östlichen Ringgebiet wegen der dichten Bebauung nicht viele Standorte für Wertstoffcontainer.

Das Ärgernis: Vor allem rund um die Papiercontainer liegt besonders an Wochenenden viel Müll. Die Container sind entweder schnell voll – oder die Öffnungen sind blockiert, weil etliche Menschen zu große Pappen hineinstopfen, die sich dann verkeilen.

Auch häufige Leerungen ändern nichts an dem Problem. Die Altpapiercontainer werden Alba zufolge von Montag bis Freitag täglich geleert, die Glascontainer dreimal pro Woche. Außerdem werde der gesamte Bereich montags bis freitags täglich gereinigt.

Bezirksrat Östliches Ringgebiet: Wertstoffstationen ohne sichtbare Container sind sauberer

Der Stadtbezirksrat Östliches Ringgebiet sucht nun nach einer Lösung und sieht diese in Unterflur-Containern. Einige davon gibt es bereits in Braunschweig, zum Beispiel am Bankplatz und in der Fußgängerzone vor Primark, auch an Wohnhäusern. Im Mai 2022 hatte der Bezirksrat daher beschlossen, dass die Stadt bis Ende 2023 für die Wertstoffcontainer (Glas und Papier) eine Unterflur-Station einbauen soll.

Die erhofften Vorteile: Die unterirdischen Container könnten bis zu 50 Prozent mehr aufnehmen, heißt es seitens des Bezirksrats – auch große Kartons, weil sie höher seien als herkömmliche Container. Außerdem zeige die Erfahrung, dass Wertstoffstationen ohne sichtbare Container sauberer seien, weil weniger oder gar kein Müll einfach so hingeworfen werde.

Auch die Glascontainer an der Wertstoffstation Herzogin-Elisabeth-Straße/Franzsches Feld sind hin und wieder überfüllt.
Auch die Glascontainer an der Wertstoffstation Herzogin-Elisabeth-Straße/Franzsches Feld sind hin und wieder überfüllt. © Cornelia Steiner

Stadtverwaltung: Unterflur-Container würden das Problem nicht lösen

Die Stadtverwaltung hat Ende 2022 auf den Antrag des Stadtbezirksrates reagiert – und lehnt ihn ab. Zwar wären Unterflur-Container an dem Standort technisch grundsätzlich möglich, heißt es in der Antwort. Außerdem seien Unterflur-Container vor allem „an lärmsensiblen Standorten inmitten eines Wohngebietes“ sinnvoll. Darüber hinaus befürworte man sie auch wegen ihrer niedrigen und barrierefreien Einwurföffnung.

Aber am grundlegenden Problem am Franzschen Feld würde sich nichts ändern, so die Stadt: „Unterflur-Papiercontainer verstopfen ebenfalls. Dies liegt daran, dass sie das gleiche Aufnahmesystem haben, bei dem große Pappen zwischen der Außenwand und der mittig hängenden schweren Gliederkette verkeilen.“

Die Einwurföffnung der Unterflursysteme sei mit maximal 40 Zentimetern schmaler als die Öffnungen der herkömmlichen Container (90 Zentimeter). „Daher werden große Pappen häufiger an ihrer schmalen Seite gefaltet und dann mit der langen Seite nach vorne in die Öffnung gesteckt, was zu einer erhöhten Gefahr des Verkeilens mit der Kette führt.“ Es sei daher zu befürchten, dass noch mehr Menschen ihre Kartons unzerkleinert abstellen.

Stadt: Unterflur-Container am Franzschen Feld würden 190.000 Euro kosten

Aus Sicht der Stadt hinkt zudem der Vergleich mit anderen Standorten: Diese seien erheblich kleiner – und es gebe dort durch Wohnhäuser und Läden im direkten Umfeld eine größere soziale Kontrolle. Und das dritte Gegenargument: Unterflur-Container seien vergleichsweise teuer. Für die Station am Franzschen Feld würden laut der Stadt rund 190.000 Euro anfallen. Diese Summe habe man nicht im Haushalt unterbringen können.

Stattdessen setzt die Verwaltung auf zwei Alternativen: Zum einen sollte noch ein zusätzlicher Altpapiercontainer aufgestellt werden. Zum anderen habe man Alba beauftragt, Aufkleber zu entwickeln, die auf alle Papiercontainer aufgebracht werden sollen.

„Diese sollen kurz und knapp und möglichst unter Zuhilfenahme von Piktogrammen die Problematik der verstopften Papiercontainer erläutern, auf den ordnungsgemäßen Einwurf hinweisen und bei großen Kartonagen eine kostenfreie Anlieferung an die Wertstoffhöfe nahelegen, wo sie unzerkleinert einem Presscontainer übergeben werden können“, so die Stadt.

Alba: Zusätzlicher Container schafft keine echte Abhilfe

Den zusätzlichen Papiercontainer hat Alba vor wenigen Tagen aufgestellt. „Damit sind die räumlichen Kapazitäten ausgeschöpft“, sagt Pressesprecherin Sigrid Schulte. Die Aufkleber sollen ihr zufolge im Frühjahr angebracht werden. Sie würden zurzeit mit der Stadt abgestimmt. Grundsätzlich betont Schulte, dass die Wertstoffstation der starken Nutzung nicht gewachsen sei. Sie werde immer wieder zum Ziel illegaler und irregulärer Aktivitäten. Auch der zusätzliche Container werde keine echte Abhilfe schaffen.

„Gelöst werden solche Problemlagen in anderen Städten, aber auch in Braunschweig zum Beispiel am Bankplatz durch Unterflurlösungen, die durch ein vollkommen anderes Erscheinungsbild auch ein verändertes Nutzerverhalten mit sich bringen“, sagt Schulte.

Sie verweist auf den Verband Kommunaler Unternehmen, der Informationen zu Unterflursystemen für Hausmüll herausgegeben hat. Darin heißt es: „Des Weiteren lädt ein Unterflurstandplatz mit niedrigen und weit voneinander abstehenden Säulen rein psychologisch im Vergleich zu Standplätzen mit vielen dicht gestellten Mülltonnen weniger dazu ein, Abfälle, die nicht in die Einwurföffnung passen, neben die Säulen zu stellen.“ Die Säulen eigneten sich nicht so gut als Lehnfläche wie die großflächigen Abfalltonnen.

Alba: Unterflur-Station am Franzschen Feld wäre die erste abseits der Wohnbebauung

Schätzt Alba das Thema Unterflur-Container an diesem Standort also anders ein als die Stadt? Sigrid Schulte sagt dazu auf Nachfrage: „Allen Projekten geht immer eine Einzelfallanalyse voran, da die Stationen verschiedene Rahmenbedingungen erfüllen müssen.“ Eine Unterflur-Station am Franzschen Feld wäre die erste abseits der Wohnbebauung. „Von daher liegt dort ein höheres Risiko vor, dass es trotzdem zu unerwünschten Beistellungen kommen kann.“

Die Stadt müsse positive und negative Aspekte abwägen, so Schulte. „Bei diesem Projekt sind die damit verbundenen hohen Kosten und die Lage der Station abseits der Wohnbebauung und somit außerhalb der sozialen Kontrolle in die Risikobewertung maßgeblich mit einzubeziehen. Wenn die Stadtverwaltung aus dieser Risikobewertung heraus zu einer ablehnenden Entscheidung kommt, so ist das legitim.“

Grüne stellen Haushaltsantrag für Unterflur-Container

Bezirksbürgermeisterin Juliane Krause (Grüne) sagt auf Anfrage: „Wir lassen uns von der Absage der Verwaltung nicht beirren. Unser Anliegen ist es weiterhin, dort endlich Ordnung hinzubekommen.“ Immerhin handele es sich um einen stark frequentierten Weg und um den Eingangsbereich zum BSC Acosta. Spielplatz, Jugendzentrum und Prinzenpark seien nicht weit entfernt. Herumliegender Müll sei auch schon angezündet worden, so Krause – es gehe also eine Gefahr davon aus.

Im Zuge der aktuellen Haushaltsberatungen gebe es daher einen erneuten Vorstoß: Die Ratsfraktion der Grünen habe jetzt Unterflur-Container beantragt.

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